«Flut und Boden» von Per Leo: Weniger Historie wäre mehr

Die Leipziger Buchmesse steht ins Haus und mit ihr die Verleihung des gleichnamigen Literaturpreises. Wir stellen die fünf Finalisten vor. Nummer vier: «Flut und Boden» von Per Leo.

Per Leo wälzt die deutsche Geschichte. Die Stärke seines Buches liegt woanders. (Bild: Hansjörg Walter)

Die Leipziger Buchmesse steht ins Haus und mit ihr die Verleihung des gleichnamigen Literaturpreises. Wir stellen die fünf Finalisten vor. Nummer vier: «Flut und Boden» von Per Leo.

Per Leo hat mit «Flut und Boden» seinen ersten Roman geschrieben. Leo, der sich an Geschichte und Philologie gebildet hat, wählte für seinen Erstling die eigene Familie. Das klingt vertraut: Ich schreibe mein erstes Buch und ich zeige euch, wer ich bin. 

Per Leo

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Damit folgt Leo einer Tradition, die Gesetz zu sein scheint: Man muss mit seiner Geschichte fertig werden, um einen literarischen Text stemmen zu können. Leo tut beides. Doch die Passagen, in ­denen er ohne den unendlichen Horizont der Familiensage, ohne Nazi-Opas und goetheanische Geistsucher auskommt, sind das Stärkste und Unterhaltsamste, was er zu bieten hat. Da liegt die Präsenz des ­Autors, nach der wir uns sehnen – leider brennt dieses Licht nur auf einigen Seiten.

Die Depression ist das Motiv des Autors. Und während er die Stränge norddeutscher Geschichte ausbreitet, weitläufig und historisch, die Weser, den Schiffsbau, bittet man leise: Geh nicht weg, bleib bei deiner Depression.

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Per Leo: «Flut und Boden», Klett-Cotta, 352 Seiten.

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