Vom kleinen, aber feinen Open-Air-Kino auf dem Silo-Turm bis zum Mega-Techno-Sause im Joggeli: Anders als in früheren Jahren ist die Basler Kulturagenda bis zum Sommerferien-Ausklang aufs Prallste gefüllt.
Vom letzten Sommerferien-Wochenende vom 15. bis 17. August soll hier nur kurz die Rede sein. Dann wird eine wahrhafte Musikfestival-Lawine die Baslerinnen und Basler in den Nachferien-Alltag schleudern. Ein paar Beispiele nur: Während die Acts des Open Air Basel auf dem Kasernenareal mit vornehmlich britischem Indie-Rock mit dem nahe gelegenen Im-Fluss-Restprogramm unter freiem Himmel um die Wette sounden werden, kann sich des Festival «Blues Now» wenige Meter weiter südöstlich im Volkshaus zumindest darauf verlassen, als Indoor-Anlass von Nebengeräuschen unbehelligt zu bleiben.
Bild von der letztjährigen Ausgabe des Open Air Basel (Bild: Carolin Földy)
Doch auch die Tage davor und danach muss das Ausgehpublikum keineswegs darben. Zumindest nicht dasjenige, das auf Kino, bildende Kunst oder Musik aus ist – nur die Theaterfans werden sich noch ein paar Tage gedulden müssen, bis sie das Theaterfestival Basel Ende August in vollem Ausmasse bedienen wird.
Open-Air-Kinos hoch über …
Es ist zwar bereits fast zwanzig Jahre alt, aber noch immer kann sich das Open-Air-Programm des Neuen Kinos Basel auf der Terrasse des denkmalgeschützten Bernoulli-Silos im Rheinhafen damit rühmen, einen der aussergewöhnlichsten Orte zu bespielen. An diesem Kinoschauplatz 40 Meter über dem Boden ist der 360-Grad-Panoramablick vor dem Ausblenden des natürlichen Tageslichts beinahe oder gerade so einnehmend wie das klug zusammengestellte 16-mm-Filmprogramm, das nach der Dämmerung folgt.
Zum Beispiel mit dem Stummfilm-Klassiker «Metropolis» von Fritz Lang (Mittwoch, 13. August), bei dem man von den luftigen Höhen hinunter in die Unterwelt der Arbeiterklasse von Metropolis geführt wird. Oder mit Woody Allens wundervollen Weltgeschichts-Komödie «Zelig» (Donnerstag, 14. August).
Nachteil ist, dass das Filmprogramm nur bei gutem Wetter auf dem Turm über die Leinwand geht und dass die Platzzahl auf 60 beschränkt ist. Reservationen werden jeweils nur am Vorführtag von 17.00 bis 18.30 Uhr entgegengenommen: 078 679 20 97. www.neueskinobasel.ch
… und beim Wasser
Neben dem Kino hoch über dem Wasser gibt es in der Region gleich zwei Open-Air-Filmspielstätten unmittelbar daneben: Das «Dorfkino Riehen» im neuen Naturbad der baselstädtischen Landgemeinde (www.dorfkinoriehen.ch) und das «Cinema Paradiso» im Schwimmbad Arlesheim, das am 21. August auf den Dorfplatz zügeln wird (frischluft4144.wordpress.com). Einen Fluss von Bahngeleisen als Hintergrund hat, wer sich vor die Leinwand «Hinter dem Bahnhof» (St. Johann) setzt, da wo laut dem poetischen Namen des Ortes die Sonne untergeht (hinterdembahnhofgehtdiesonneunter.ch).
Grosse Techno-Sause im Joggeli
Mit Szenengrössen wie David Guetta, Avicii, Calvin Harris oder Zed haben die Veranstalter des dreitägigen Techno-Events «Isle of Dreams» vom 8. bis 10. August in der und rund um die St. Jakobshalle offensichtlich auf die richtigen Zugpferde gesetzt. Der französische House-DJ und seine Kollegen werden nach Veranstalterangaben gegen 30’000 Partybegeisterte anlocken. Die Eintagestickets für Freitag und Samstag sind bereits ausverkauft. Wer sich den Act von David Guetta am Samstag dennoch nicht entgehen lassen möchte, muss sich also einen Festivalpass für alle drei Tage kaufen. Dumm nur, dass der Zeltplatz im Leichtathletikstadion ebenfalls bereits mit einem «Sold-Out»-Schild versehen ist. www.isle-of-dreams.com
Elektronische Musik auch auf dem Floss
Tino Krattiger, der jubilierende (15 Jahre) Kapitän des Kulturflosses, hat, wie er gegenüber der TagesWoche sagt, die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er sein Floss am Rheinufer bei der Mittleren Brücke doch noch wassern kann. Wegen des anhaltenden Hochwassers musste er eine Ersatzbühne an Land aufstellen lassen, was wegen des nicht allzu breiten Oberen Rheinwegs zwar für eine intimere Atmosphäre, aber doch etwas beengte Raumverhältnisse sorgt.
Das Restprogramm von Im- beziehungsweise eben noch Am-Fluss bis zum 16. August hat noch einige Rosinen zu bieten. Dazu gehört die unverwüstliche Stimmungskanone Endo Anaconda mit seinem Stiller Has (14. August), der als Floss-Stammgast fast öfter «uff em Rhy» statt «dr Aare naa» anzutreffen ist (das Konzert musste mittlerweile wegen der Erkrankung eins Musikers abgesagt werden). Auch die Schweizer Ska-Grossformation Kalles Kaviar wird am 11. August sicherlich für Hochstimmung sorgen. Besonders gespannt darf man aber auf den Auftritt von Brand Brauer Frick am 15. August sein. Das Trio aus Berlin verbindet auf faszinierende Art Drum’n’Bass und elektronische Klänge mit Elementen aus der klassischen Musik und dem Jazz. www.imfluss.ch
Die First Lady of Jazz im Grand Casino
Nicht unter freiem Himmel, sondern im Konzertsaal des Grand Casino Basel steht ein weiteres musikalisches Highlight an: Am 8. August wird dort die Grand (noch gar nicht so old) Lady des Jazz Dee Dee Bridgewater ihr Publikum bezaubern. Die US-amerikanische Jazz-Grösse gilt nicht nur als herausragende Sängerin, sondern auch als wunderbare Entertainerin, die eine grosse Show mit einem erfrischenden Mass an Selbstironie zu verbinden weiss. www.grandcasinobasel.com
«Cyclope» mit hoffentlich mehr Wetterglück
Tinguely als märchenhaftes Spektakel: «Cyclope» wurde in Biel gefeiert. (Bild: Joel Schweizer /zVg)
Bereits seit Mitte Juli gastiert das Artistenspektakel «Cyclope» am Klybeckquai. Bislang war das Wetter dem Open-Air-Anlass noch nicht ganz so hold, aber das wird sich bestimmt noch ändern. Bis am 20. September steht das Theater-, Musik- und Zirkus-Spektakel, das von Jean Tinguelys Monster-Skulptur «Le Cyclop» in Milly-la-Forêt bei Paris inspiriert ist, noch auf dem Programm – ein «waghalsiges Traum-Unternehmen», welches das «kindliche Staunen» weckt, wie der Rezensent der TagesWoche schrieb. www.cyclope2014.ch
Ein politischer Kunst-Klopfgeist im Museum
Paukenschlag aus der Unterwelt: «Bad News» (2011). (Bild: © Krištof Kintera, Foto: Martin Polák )
Es bietet sich an, den Besuch des Artistenspektakels «Cyclope» mit einem Gang durchs Museum Tinguely zu verbinden. Dort lassen sich Originalwerke des Maschinenkunstmeisters (unter anderem Entwürfe für eben den «Cyclop») bestaunen. Lohnenswert ist aber auch der Besuch der Sonderausstellung mit Werken des tschechischen Künstlers Krištof Kintera mit dem Titel «I Am Not You» im Erd- und Untergeschoss des Museums. Kintera verblüfft mit hintersinnigen theatralischen Installationen, die hinter ihrer amüsanten Oberfläche kritische Einblicke in den politischen Zeitgeist eröffnen. www.tinguely.ch
Und sollte der Sommer noch weiter auf sich warten lassen und damit die Lust auf einen Indoor-Museumsbesuch steigen, finden Sie noch mehr Tipps für laufende Ausstellungen in unserem Ausstellungs-Dossier.