Gottesteilchen im Visier

«Der Urknall» hat Premiere in der Kaserne Basel. Die Theatergruppe CapriConnection sinniert über Wissenschaft und Leben.

Geteilter Teilchenbeschleuniger (Bild: Donata Ettlin)

Die Theatergruppe CapriConnection präsentiert «Der Urknall» in der Kaserne Basel. Ein Stück über die Unzulänglichkeiten des menschlichen Wissens.

Zwischen Kunst und Wissenschaft liegen Welten. Aber diese kategorische Trennung trifft nicht immer zu. Gerade die Quantenphysik liefert Stoff für die ungelösten Rätsel der menschlichen Existenz und befeuert so die Fantasie. Dabei kommt der Forschung die Rolle zu, nicht immer angenehme Antworten zu liefern: Sei es, weil der Mensch seine Erkenntnisse zu menschheitsgefährdenden Zwecken (miss-)braucht, sei es, weil er seine geistigen Errungenschaften experimentell nicht vollends verifizieren kann.

Welten erschliessen

Diese Brisanz macht sich die in Basel verortete Theatergruppe CapriConnection zu Nutze, wenn sie neue Stücke auf die Bühne bringt. Das heisst aber nicht, dass «Der Urknall – Oder die Suche nach dem Gottesteilchen» einem abgehobenen Expertengespräch gleichkommt. Das Kernteam der Gruppe, bestehend aus der Regisseurin Anna-Sophie Mahler, dem Dramaturgen Boris Brüderlin und der Schauspielerin Susanne Abelein, interessiert sich seit seiner Gründung 2006 für vertiefte Einsichten in die Zusammenhänge der Wirklichkeit: «Man muss in die Thematik eintauchen. Durch die Gespräche mit den Wissenschaftlern wollten wir Welten erschliessen, von denen wir nicht wissen, wie diese genau beschaffen sind», erklärt Mahler.

Materie oder Chaos

So hat das Kernteam aus Interviews mit führenden Physikwissenschaftlern wie dem Antimaterie-Spezialisten Professor Rolf Landua oder dem CERN-Kritiker und Chaostheoretiker Otto E. Rössler Texte destilliert, verschiedenartig montiert und zu einer abendfüllenden Einheit zusammengefügt. Unterlegt und vervollständigt wird die Inszenierung durch die Soundtüfteleien des Elektroakustikers Gerrit K. Sharma. Existiert die Welt nur für jeden einzelnen privat oder gibt es eine objektive Wirklichkeit? Genau an diesem Punkt setzt das Theater ein: Es kann fiktiv transformieren, wo die Wissenschaft auf Modelle angewiesen ist, und umsetzen, wo sie hypothetisch bleibt. Die kleinsten physikalischen Teilchen führen zu den grössten philosophischen Fragen. Und mittendrin sitzt der Theaterbesucher, dem es selbst überlassen bleibt, an welcher Realität er sich orientieren will.

Donnerstag, 9. Februar 2012, 20.00 Uhr, Reithalle Kaserne Basel.
Weitere Vorstellungen am 11./ 12./ 13./ 14. Februar.
www.kaserne-basel.ch

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