Gratis ins Theater? Die KulturLegi machts möglich, aber zu Wenige wissen das

Wer wenig Geld hat, lässt das Kulturangebot oftmals als Erstes sausen. Die KulturLegi von Caritas möchte seit drei Jahren in Basel die finanziellen Hürden abbauen. Aber noch wird das Angebot wenig genutzt.

Mit der KulturLegi gratis ins Theater. (Szene aus «Das Sparschwein»)

(Bild: Simon Hallström)

Wer wenig Geld hat, lässt das Kulturangebot oftmals als Erstes sausen. Die KulturLegi von Caritas möchte seit drei Jahren in Basel die finanziellen Hürden abbauen. Aber noch wird das Angebot wenig genutzt.

Wer wenig Geld hat, verzichtet oft auf das, was das Leben bereichert: Kino- und Theaterbesuche, sich in einem Sportkurs zu bewegen, einen Sprachkurs besuchen – kurz, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzuhaben.

In der Schweiz ist zirka eine Million Menschen auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Nicht-Teilhabe an diesem, für viele sonst selbstverständlich vielseitigen Leben, bedeutet für Menschen mit kleinem Budget, sich isoliert zu fühlen und im Abseits stehen und mit der Armut alleine zu bleiben.

Am sozialen Leben teilhaben

Die KulturLegi der Caritas, die es seit 2003 in der Schweiz gibt, setzt genau dort an: Sie ermöglicht Familien und Einzelpersonen mit wenig Geld die Partizipation nicht nur an Kultur-, sondern auch an Bildungs, und Sportangeboten. Inzwischen ist die Legi in Sachen Angebotsbreite also über ihr Ursprungssegment «Kultur» hinausgewachsen.

Wer im Besitz einer KulturLegi ist, kann günstiger ins Museum, ins Konzert oder ins Theater: Zwischen 30 und 70 Prozent Rabatt auf die regulären Eintrittspreise wird gewährt, wenn die KulturLegi an der Kasse vorgewiesen wird.

In Basel seit 2013

Anspruch auf die KulturLegi haben all jene, die am oder unter dem Existenzminimum leben: Menschen, die Sozialhilfe beziehen, Stipendien oder Krankenkassenverbilligungen erhalten. Studenten und Schüler gehören zwar nicht vordringlich zur Zielgruppe. In Basel gibt es für sie die ColourKey-Karte, aber ausgeschlossen werden sie nicht.

Das katholische Hilfswerk Caritas hat die KulturLegi bereits 2003 in Winterthur lanciert. Auch in vielen weiteren Schweizer Städten und Regionen gibt es heute ein breites KulturLegi-Angebot. In der Region Basel kann die KulturLegi seit 2013 ins Portemonnaie gesteckt werden.

Grosse Vielfalt an Vergünstigungen

Vom «Annabelle»-Abo, über diverse Museen und Theater bis zum Zirkus Monti: Es mangelt nicht an Angebotspartnern, die Rabatte gewähren. Die Kaserne Basel, die Fondation Beyeler, das Literaturhaus und Basel Sinfonietta sind nur eine kleine Auswahl der Basler Kulturhäuser, die die «KuLe» durch vergünstigte Eintritte unterstützen.

Was motiviert die Institutionen zur Grosszügigkeit? Sie wollen sich vor allem solidarisch zeigen, wie eine Nachfrage unter anderem beim Theater Basel ergab. Sie möchten allen Menschen die Möglichkeit bieten, am Angebot teilhaben zu können. Und natürlich spielt nicht zuletzt auch das Ansinnen eine Rolle, das eigene Haus stärker zu füllen.

Bereitwillige Öffentlichkeit

Allerdings gestaltet sich die Suche nach Angebotspartnern nicht immer gleich einfach, wie Karin Vonwil von Caritas Basel sagt. Gewisse Institutionen würden ihr Anfragemail seit zwei Jahren nicht beantworten, andere wiederum böten den vergünstigten Eintritt für die KulturLegi-Besitzer von sich aus an.

Das Theater Basel lässt KulturLegi-Besitzer sogar gratis in seine Vorstellungen. Das Geld dafür kam während den kostenlosen Adventskalender-Theaterveranstaltungen durch Publikumsspenden zusammen. Mediensprecherin Ingrid Trobitz erzählt: «Es wurde bereitwillig gespendet. Wir geben solange Gratisbillette ab, bis der Spendentopf leer ist. Bis zum nächsten Advent wird es aber sicherlich reichen.»

Mehr Legi-Nutzer erwünscht

Dass das Theater bis nächsten Dezember Gratisbillette zur Verfügung hat, liegt unter anderem auch daran, dass das KulturLegi-Angebot noch nicht so stark genutzt wird. Caritas Basel wird nicht eben mit Beantragungsformularen überrannt. Mit 547 KulturLegis wurden im Jahr 2015 immerhin 200 mehr ausgestellt als im Vorjahr. Aber noch immer ist der Andrang relativ bescheiden.

Noch zu wenig bekannt

Weshalb wird dieses Angebot so wenig genutzt? «Grund dafür ist sicherlich der mangelnde Bekanntheitsgrad», sagt Vonwil, «zudem ist die KulturLegi in Basel noch relativ jung. Eine Hemmschwelle für die Beantragung der Legi könnte zudem die Sprache sein. Unsere Unterlagen sind nur auf Deutsch verfügbar.»

Zudem sei die Region mit dem FamilienPassPlus und die Colourkey-Karte zumindest teilweise bereits mit Vergünstigungsangeboten eingedeckt. Die KulturLegi fülle dennoch eine Lücke, sagt Vonwil: «Es ist klar, dass wir uns eine Steigerung in der Nutzung wünschen. Die KulturLegi kann und muss beworben werden.»

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