Handsome Hank mischt die Karten neu

Handsome Hank hat sich nach zehn Jahren von seinen «Lonesome Boys» getrennt – und sich auf dem neuen, vierten Album auch weitgehend von lustigen Coverversionen verabschiedet. Sämi Schneider erklärt, was zum Wandel führte.

Hat sich von den Lonesome Boys verabschiedet: Sämi Schneider alias Handsome Hank (Bild: zVg)

Handsome Hank veröffentlicht nach fünf Jahren ein neues Album. Dafür hat er sich von seinen Lonesome Boys getrennt – und auch von den lustigen Coverversionen weitgehend verabschiedet. Sämi Schneider erklärt, was zum Wandel führte.

Nach langer Zeit meldet sich Handsome Hank alias Sämi Schneider zurück. Unverkennbar mit Stetson auf dem Kopf und Gitarre in der Hand. Doch rund um ihn herum hat sich einiges verändert: Hank ist weitergezogen, betreibt heute eine Farm im Raum Zürich und hat neue Cowboys für die Mitarbeit in seiner Koppel angeheuert. Von der Koppel führt ihn sein Weg nun in die Kuppel, wo er sein neues Album «Handsome Hank sings about devils and angels» erstmals dem Basler Publikum vorstellen wird.

Fünf Jahre sind seit «Live In Murmansk», dem letzten Album vergangen. Im Unterschied zu damals sucht man die Lonesome Boys auf der neuen CD vergebens. Was ist  geschehen? 

Wir kamen zu den berühmten Crossroads – und von dort bin ich alleine weiter geritten.

Was führte zur Trennung?

Der Hauptgrund ist, dass ich vor drei Jahren Vater geworden bin. Da entschied ich mich, musikalisch für einige Zeit kürzer zu treten. Ich wollte nicht mehr so oft weg sein, sondern möglichst miterleben, wie mein Kind grösser wird.

Sie leben ja mittlerweile auch nicht mehr in Basel, sondern im Raum Zürich. Hat das seinen Teil dazu beigetragen, dass Sie und die Cowboys sich auseinanderlebten?

Ja, sicher. Ich habe in den letzten Jahren ganz grundsätzlich neue Leute kennengelernt, die mich auf Platte und auch auf Tour begleiten werden. Von den Lonesomey Boys ist noch einzig der Fiddler, Jimmy Zimmerman, an Bord.

Die Gäste auf dem Album sind zahlreich, darunter Duettpartnerinnen wie Heidi Happy, Erika Stucky oder Nadia Leonti. Zudem besingen Sie mit Endo Anaconda «Dead Cigarettes». Mussten Sie ihn davon abhalten, wie sonst in Schweizer Mundart zu singen?

Nein. Ich hatte zwar befürchtet, dass ich ihn mit allen Mitteln überzeugen müsste. Aber das war gar nicht nötig, er sagte  ohne zu zögern zu. Ich glaube, ehe er mit Stiller Has loslegte, sang er schon in englischsprachigen Bands. 

Was ebenfalls auffällt: Die Songs sind mehrheitlich Eigenkompositionen, tief verankert in der amerikanischen Tradition. Hat Handsome Hank mit seinen Lonesome Boys den Humor verloren?

Das hoffe ich natürlich nicht, ein gewisser Schalk gehört zu mir. Zugleich aber war es auch immer schon so, dass die Lonesome Boys nicht nur Gaudi versprachen, sondern bekannte Hits durchaus mit Ernsthaftigkeit in den Country und Bluegrass übersetzt hatten. Für mich war das immer auch Übersetzungsarbeit. Natürlich hätte ich ein weiteres Album mit lustigen Coverversionen veröffentlichen können, aber so etwas nützt sich auf Dauer auch ab. Wer sich nicht verändert, geht ein.

Der Wandel ist tricky: Handsome Hank startete als witzige Coverband und hat sich nun – für Sie auf völlig logische Weise – weiterentwickelt.

Das stimmt: Hank ist in einer Übergangsphase und hofft sehr, dass das Publikum mitzieht. Die fünf, sechs besonders gelungene Coverversionen werden wir auch weiterhin spielen. «Black Hole Sun» etwa ist selbst für mich zum Evergreen geworden. Aber ich hätte keine Lust gehabt, bis in alle Ewigkeit dieselbe Schiene zu fahren. Schon die Vergangenheit hat gezeigt, dass es eigentlich am Schönsten ist, wenn das Publikum durchmischt ist, wenn wir Countryfans ebenso überzeugen können wie Rockfans. So gaben wir auch schon Konzerte, bei denen die Leute in der vordersten Reihe Stetson-Hüte trunge und Line-Dance tanzten, während hinter ihnen Punkrocker, die auf Johnny Cash stehen, johlten.

Ein Hauch Crossover schwingt ja auch immer noch mit: Handwerklich zwar unverkennbar in bester, uramerikanischen Tradition verankert, sind die neuen Songs auch sehr catchy.

Es freut mich, wenn das so rüberkommt, denn ich wünschte mir diese Synthese aus Pop und Country, ohne dass daraus Beliebigigkeit resultiert. Tom Petty schimpfte ja mal über «Bad Rock Songs with a Fiddle» – genau das widerstrebt auch mir. Inhaltlich wünsche ich mir eine klare Schlagseite zur traditionellen Countrymusik, weil sie authentischer ist.

Eine letzte Referenz an den alten Hank findet sich am Ende des Albums, mit einer Coverversion des KISS-Klassikers «I Was Made For Loving You».

Dabei handelt es sich tatsächlich um einen Übergangssong. Er geisterte schon lange rum, doch war ich mir nie sicher, ob er sich als Cover eher für mein zweites Projekt Congaking oder aber für Handsome Hank eignet. Der Song lief immer wieder mal an Premierenpartys im Theater, wo meine Freundin arbeitete – und die Resonanz war so gut, dass ich mich entschied, ihn auf das Album zu nehmen. Ein Entscheid, der mich glücklich macht, markiert diese Version doch tatsächlich den Wandel von Hank.

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