Der neue Direktor der Kaserne Basel heisst Sandro Lunin. Im Gespräch mit der TagesWoche sagt der jetzige Leiter des Zürcher Theaterspektakels, was ihm am Basler Kulturzentrum reizt und was für neue Akzente er setzen möchte.
Was reizt Sie an der Leitung des Kulturhauses Kaserne Basel?
Die Kaserne Basel ist ein ausgesprochen spannendes Haus. Ich komme aus dem Bereich Theater und Tanz und habe miterlebt, dass sich die Kaserne in den letzten Jahren zu einem blühenden Haus entwickelt hat, mit einer Ausstrahlung, die weit über Basel und die Schweiz hinausreicht. Entsprechend hat mich dieses Amt extrem gereizt. Mein Mandat beim Theaterspektakel Zürich läuft aus und es öffnete sich damit eine Türe, eine Gelegenheit, die ich ergreifen möchte, weil hier die freie Szene mit einer grossen Sorgfalt gepflegt wird – auf lokaler, wie auch auf nationaler und internationaler Ebene.
Sie übernehmen ein Haus, das – wie Sie selber auch sagen – gut aufgestellt ist. Wo können Sie denn noch persönlich Akzente setzen, wie kann sich Sandro Lunin hier verwirklichen?
Es geht nicht darum, mich selber zu verwirklichen, sondern darum, dieses Haus in der bewährten Kontinuität weiterzuführen. Ich bin überzeugt, dass dies die zentrale Aufgabe ist und nicht, jetzt in einen irgendwie gearteten Aktionismus zu verfallen und hundert neue Formate zu erfinden. Gebiete, in denen die Kaserne gut aufgestellt ist, soll man weiterentwickeln. Mit einem Fine Tuning, indem man neue Inhalte in bestehende Gefässe einspeist. Ich werde mit Sorgfalt aussondieren, wo es Sachen gibt, die man zurückfahren und durch etwas Neues ersetzen kann. Darin sehe ich meine Aufgabe.
Was könnte dieses Neue sein?
Ich arbeite viel mit jungen Künstlerinnen und Künstlern aus anderen Kontinenten zusammen. Das wird sicher eine Linie sein, die ich früher oder später ins Haus bringen werde. Aber auch hier strebe ich keinen eigentlichen Richtungswechsel an.
Die Kaserne Basel hatte neben der lokalen und nationalen Szene den Schwerpunkt eher im europäischen oder osteuropäischen Raum gesetzt. Sie sprechen von anderen Kontinenten. Wohin führt die Reise?
Ich meine eine Offenheit, die über den Schengen-Raum hinausreicht – vor allem in südlicher Richtung. Es gibt in den Metropolen des Südens sehr spannende Künstlerinnen und Künstler, die ich gerne in einen Austausch auch mit der Basler Szene einbinden möchte. Auch hier eingebettet in einer Kontinuität, also in einem längerfristigen Denken.
Könnte das heissen, dass Sie afrikanische Künstler mit Kollegen aus Basel zusammenbringen werden?
Das kann ein Format sein. Der Austausch ist wichtig, nicht unbedingt auf ein Resultat hin fokussiert, sondern als Prozess. Es ist aber auch wichtig, ganz einfach spannende Produktionen zu zeigen.
Sie sind ein Theatermensch. In der Kaserne Basel spielt aber auch die Musik eine wichtige Rolle. Wie nahe stehen Sie der Musik?
Musik spielte in meiner Arbeit stets eine wichtige Rolle. Als ich am Berner Schlachthaus tätig war und auch am Zürcher Theaterspektakel. Dabei arbeitete ich stets mit Kuratorinnen und Kuratoren für die Musik zusammen, auch hier werde ich mit einem Musikspezialisten zusammenarbeiten. Wenn sich Schwerpunkte ergeben, die über das Theater hinaus zur Musik oder in umgekehrter Richtung bewegen, werden wir die Gelegenheiten natürlich ergreifen, beides unter einen Hut zu bekommen.
Das Zauberwort spartenübergreifender Inhalte also.
Wenn man das schafft. Man sollte nicht versuchen, etwas mit Zwang zu verbinden. Es gibt auch unterschiedliche Publikas, die unterschiedliche Bedürfnisse haben. Musik soll ihr Eigenleben haben, ihre eigenen Energien ausdrücken können. Aber wenn es Überschneidungen zum Beispiel in den Tanz hinein gibt, dann ist es sehr reizvoll, gemeinsame Wege zu beschreiten.