Hochstapler trifft Höchststaplerin

Das Gaunerstück «American Hustle» von David O. Russell gilt mit 10 Nominierungen als Favorit der diesjährigen Oscarverleihungen.

Gaunergang: Christian Bale, Amy Adams und Bradley Cooper (v.l.).

Das Gaunerstück «American Hustle» von David O. Russell gilt mit 10 Nominierungen als Favorit der diesjährigen Oscarverleihungen.

«Das ist Fake. Fake. Er ist nicht echt! Aber solange er hier hängt, glauben es die Leute.» So kommentiert Irving Rosenfeld das Selbstbildnis von Rembrandt und eröffnet damit die oscarnominierte Hochstapler-Geschichte.

Dabei erzählt «American Hustle» auch eine komplexe Liebesgeschichte – Hochstapler trifft Hochstaplerin. Doch in dieser Liebe will einer immer noch höher stapeln. Bald ist dem Paar ein eifriger FBI-Beamter auf den Fersen.

Christian Bale (rettet normalerweise als «Batman» die Welt), Bradley Cooper («sexiest Man alive»), Amy Adams (kürzlich in «The Master» zu sehen) und Jennifer Lawrence (hinreissend in «Silver Linings Playbook») schenken sich nichts. Mal schmuddelig, mal charmant, mal giftig hauen sie einander übers Ohr – nicht nur metaphorisch. Und alle sind sie für einen Oscar nominiert.

Aufs Glatteis geführt

Das Meisterstück der altmodischen narrativen Dramaturgie wird von grandiosem Sound begleitet, u.a. einem Meisterstück der Big-Band-Blues-Ballade (Johnny Hodges spielt eines der schönsten Saxophonsoli des Jazz). «American Hustle» besticht aber vor allem durch seine intelligente Dramaturgie, die uns nicht nur immer wieder Zeuge einer Übervorteilung sein lässt, sondern uns auch immer von Neuem aufs Glatteis führt – dorthin, wo eine der kleinen Nebengeschichten sich abspielt: Der Abteilungsleiter des FBI erzählt seinem übereifrigen Untergebenen, wie er einst als Kind mit seinem Bruder auf einen gefrorenen See hinausrannte, um zu fischen, und was dann geschah – verrät er uns nicht!

Wir sollen, wie die von Bradley Cooper gespielte Figur, selbst unsere Schlüsse daraus ziehen! Das tun wir denn auch. Wir stellen z.B. fest, dass für einmal in einem amerikanischen Film über Schwarzgeld und illegale Konten die Schweiz nur am Rand erwähnt wird. In Zürich heisst es da nur, sei ein Nagellack erhältlich, der dufte, wie Parfum. Und wie jeder süsse Duft sei auch dieser immer von einem Hauch von Gestank begleitet.

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«American Hustle» läuft in den Basler Kinos Capitol und Küchlin.

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