Hölzerne Kunst im Kunstraum Riehen

Was macht ein Künstler mit einem Stück Holz? Der Kunstraum Riehen gibt in einer international ausgerichteten Ausstellung Antworten.

Was macht ein Künstler mit einem Stück Holz? Der Kunstraum Riehen gibt Antworten.

Holz besitzt viele Vorteile. Es ist günstig, lässt sich relativ einfach bearbeiten und ist als Rohstoff reichlich vorhanden. In der zeitgenössischen Kunst wird das Material jedoch meist in die Statistenrolle gedrängt und findet Verwendung als Gerüst einer Installation, als Sockel oder Rahmen eines Werks. Im Kunstraum Riehen rückt nun die Ausstellung mit dem klingenden Titel «If I had eight hours to chop down a tree, I’d spend six sharpening my axe» den Werkstoff Holz in den Mittelpunkt.

«Am Anfang war das Thema», erklärt Reto Thüring, der zusammen mit Pedro Wirz und Isabel Halene die Schau kuratiert hat. Dazu seien ihnen sofort einige Künstlernamen eingefallen. Auf neun einigte man sich schliesslich, darunter einige, die sich die Arbeit mit Holz gewohnt waren, aber auch ein paar, die man extra für die Ausstellung anfragte, sich dem Material zu nähern. Herausgekommen ist eine Mischung von Werken, die das Holz auf variantenreiche Weise auf seine Möglichkeiten hin abtasten.

Die vielen Räume des Kunstraums Riehen werden nun aber nicht nur mit Installationen angereichert, wie man es erwarten könnte. Zwar wird es eine «recht installative» Ausstellung sein, wie Thüring zugibt, doch es wird auch anderes geben. So präsentiert die Deutsche Lena Henke beispielsweise eine Serie von Fotoarbeiten. Benjamin Bronnis Wandobjekte setzen die uralte Intarsientechnik (quasi ein Mosaik aus Hölzern) in eine neue, moderne Sprache um. Der Arlesheimer Reto Pulfer und der Berner Nino Baumgartner beschäftigen sich in Performances mit dem Material: Pulfer wird an der Vernissage in einem Zelt Holzstäbchen auf ihre wahrsagerischen Komponenten hin befragen. Das Resultat wird während der Ausstellungsdauer sichtbar bleiben, wie auch das Ziel von Nino Baumgartners «Manöver», wie der Künstler seine Performances nennt: Er wird sein Ausgangswerk an der Museumsnacht vor Publikum in den Zielzustand überführen.

Neben diesen performativen Werken werden der Amerikaner David Adamo, die Lausannerin Claudia Comte und die Britin Eloise Hawser ihre Werke präsentieren. Für den lokalen Aspekt in dieser international ausgerichteten Ausstellung sorgt neben Reto Pulfer eine Kollaboration zwischen Pedro Wirz und seinem Professor Jürg Stäuble: Stäuble wird einen von Wirz vorgegebenen Sockel in seinem eigenen Stil erweitern. Die Arbeiten von Hawser und Comte verbinden die organische Struktur des Holzes mit geometrischen Formen. David Adamo schliesslich fokussiert auf die Verarbeitung: Die Späne, die er von Holzstelen abschlägt, bleiben am Boden liegen und verweisen auf den Materialschwund, dem seine Werke unterliegen, wenn der starke Rohstoff durch einen Kraftakt in ein fragiles Gebilde verwandelt wird.

Vernissage: Kunstraum Riehen, Baselstr. 71. Do, 12.   1., 19 Uhr, mit Performance von Reto Pulfer. Ausstellung vom 13. 1. bis zum 19. 2. www.kunstraumriehen.ch.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 06/01/12

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