Hoosesaggmuseum – der aufregendste halbe Quadratmeter der Stadt

Es soll immer noch Basler geben, die denken, im Hoosesaggmuseum würden Hosentaschen ausgestellt. Von wegen. Ein Blick hinter die Kulissen des kleinsten Museums von Basel.

Kinkerlitz, soweit das Auge reicht: Das Hoosesaggmuseum beherbergt Dinge, die in Hosentaschen passen. 

(Bild: Hansjörg Walter)

Es soll immer noch Basler geben, die denken, im Hoosesaggmuseum würden Hosentaschen ausgestellt. Von wegen. Ein Blick hinter die Kulissen des kleinsten Museums von Basel.

Am Hoosesaggmuseeum ist schon jeder Basler vorbeigelaufen: Versteckt in einem der verwinkelten Gässlein rund um den Nadelberg, zeigt es die aufregendsten, skurrilsten und vielfältigsten Ausstellungen der Stadt. Im Hoosesaggmuseeum sind Eierbecher genauso gern gesehen wie Bade-Enten, für anspruchsvolle Besucher war auch schon mal eine ganze Bibliothek ausgestellt. Und das alles auf nicht einmal einem halben Quadratmeter.

Denn das Hoosesaggmuseum besteht eigentlich nur aus einer Kiste, genauer gesagt, einem Fenster in der Eingangstür, in das eine Box eingebaut wurde. Wozu baut man sich eine Box in die Haustür? «Ganz einfach: Die Leute haben reingeschaut und wir mussten was dagegen tun.» Dagmar Vergeat lacht laut.

Museum aus Pragmatismus

Zusammen mit ihrem Mann betreibt die lebhafte Blondine seit langer Zeit das kleine Museum in ihrer Haustür, dessen kleines Fensterchen früher Einblick ins Innere des über 600-jährigen Hauses bot. Passanten schauten immer wieder hinein, und irgendwann hatte die Familie genug von den lästigen Blicken. Vergeats Ehemann löste das Problem mit einer Holzkiste, die er hinters Fenster baute.



Das kleinste Museum Basels in der Haustür: Dagmar Vergeat vor dem «Hoosesaggmuseum».

Das kleinste Museum Basels in der Haustür: Dagmar Vergeat vor dem «Hoosesaggmuseum». (Bild: Hansjörg Walter)

Um die Box etwas aufzuhübschen, organisierte die Familie einen «Fensterladen» mit Ware, die man kaufen konnte. Aber die Leute waren zu scheu, um zu klingeln, und so wurde die Fensterbox kurzerhand zum Museum umfunktioniert. Die Vergeats – selber leidenschaftliche Sammler – fingen an, kleine Gegenstände auszustellen, die in den beschränkten Platz der Kiste oder eben in eine Hosentasche passten.

Königs-Casting und Tour de France

Das kleine Museum wurde rasch zur Attraktion für Nachbarn und Studenten, die von der Uni durchs Imbergässlein in die Innenstadt schlenderten. Mit der Zeit kamen mit den Zuschauern auch die Sammler, und die Vergeats fingen an, Kollektionen kleiner Sachen von Leuten zu inszenieren und in ihr Fenster zu stellen. Seit einigen Jahren haben sie so viele Anfragen, dass sie kaum je noch Eigenes ausstellen; acht Sammlungen werden pro Jahr gezeigt.



Kinkerlitz, soweit das Auge reicht: Das Hoosesaggmuseum beherbergt Dinge, die in Hosentaschen passen. 

Kinkerlitz, soweit das Auge reicht: Das Hoosesaggmuseum beherbergt Dinge, die in Hosentaschen passen.  (Bild: Hansjörg Walter)

Die Ausstellungen sind stets der Jahreszeit angepasst: An Weihnachten bewohnen Engel-Werkstätten die Box oder es wird ein Königs-Casting veranstaltet. Zu den Olympischen Spielen 2012 in London eine Sammlung von kleinen roten Londoner Bussen, die aktuelle Ausstellung widmet sich dem allseits präsenten Erasmus von Rotterdam.

Ein solch liebevoll betriebenes Nischenmuseum in einer Stadtnische bleibt auch den Touristen nicht verborgen: Pro Tag kommen bis zu zehn Führungen zum Haus. «Die profitieren gerne von der Gratisunterhaltung», sagt Vergeat. Groll hegt sie trotzdem keinen. Ganz im Gegenteil: Sie freut sich, wenn die Leute sich über das Fenster freuen – das sei viel besser als die vielen Gesichter an der Scheibe, wenn man im Haus herumlaufe, bemerkt sie schmunzelnd. 

Unter 50 Stück läuft nichts

Und was sammeln die Leute besonders gerne? «Elefanten, Fische und Schildkröten gibts immer wieder.» Aber auch allerhand skurriles Zeug: 2012 gab es eine Zahnbürsten-Ausstellung, davor beherbergte das Hoosesaggmuseeum Spielzeug-Ferraris, Schachfiguren, Kämme und Parfümfläschli. Anforderungen an die Sammlung gibt es keine, wer was hat, kann anrufen oder vorbeikommen, und seine Sammlung wird zu passender Gelegenheit ausgestellt. Vorausgesetzt, die Objekte kommen in einer ordentlichen Anzahl daher: «Das können nicht nur fünf Rössli sein, nein, es müssen 50 sein, damit man was draus machen kann. Wenns nicht nach was aussieht, dann ist das langweilig.»



Platz für alles: Im Hoosesaggmuseum hats sich nie ausgeschaut.

Platz für alles: Im Hoosesaggmuseum hats sich nie ausgeschaut. (Bild: Hansjörg Walter)

Eine ganz und gar nicht langweilige Sammlung war eine Bibliothek im Kleinformat, die vor einiger Zeit ausgestellt wurde: Bücher, so gross wie ein Daumen, dicht beschrieben mit Romangeschichten. Solche Sammlungen sind natürlich etwas Besonderes. Lieblingssammlungen hat die quirlige Blondine trotzdem keine. «Ich finde sie alle lässig. Und immer wenn wieder eine neue Ausstellung ansteht, sage ich, das sei jetzt die Beste», sagt Vergeat.

Das Beste liegt in Wahrheit jedoch neben dem Museum. Wer ganz genau hinschaut, erkennt hinter dem Fenster neben der Tür die Schatzkiste der Vergeats: ein Raum, das ehemalige Kinderzimmer, proppenvoll mit alten Swatch-Uhren, Spielzeug, exotischem Geschirr und Matrjoschka-Puppen. Sogar ein einarmiger Bandit ist unter den Trouvaillen. Hier lagert die Familie liebevoll ihre eigenen Sammlungsgegenstände, hier liegt das Herz des kleinsten Museums in Basel, die heimliche Schatztruhe der Stadt.

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Hoosesaggmuseum, Imbergässlein 31, 4051 Basel.

 

Skurrile Museen – in dieser Sommerserie richten wir die Scheinwerfer auf kleine regionale Museen, die im Schatten der grossen Leuchttürme stehen.

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