Hugo, The Artist, Hugo, The Artist…

Während Martin Scorseses «Hugo» vor allem kleine Oscars abholte, konnte «The Artist» in den Hauptkategorien Film, Regie und Hauptdarsteller punkten. Ansonsten gab es bei der Oscar-Verleihung keine Überraschungen.

Selige Gewinner: Meryl Streep und Jean Dujardin mit ihren Oscars. (Bild: Keystone)

Während Martin Scorseses «Hugo» vor allem kleine Oscars abholte, konnte «The Artist» in den Hauptkategorien Film, Regie und Hauptdarsteller punkten. Ansonsten gab es bei der Oscar-Verleihung keine Überraschungen.

Billy Crystal moderierte die Oscarzeremonie zum 9. Mal – und kaum waren zwei Minuten um, sang der Komiker. «You didn’t think I would do that, right?» Na ja, irgendwie überraschte es uns nicht. Amerikanischer konnte der Startschuss nicht fallen, und mit viel pathetischer Musik und Nostalgie ging es weiter. Kinostars erzählten uns, was sie als Kind am Kino faszinierte und warum sie Schauspieler wurden. Das Kino sei da um zu weinen, so Crystal in seiner Anmoderation, um zu lachen, um SMS zu schreiben…. Die Oscars-Zeremonie auch. Die vielen Werbeunterbrüche machten das «Spektakel» fast unerträglich. Da schmunzelten wir wenigstens ein wenig, als Moderator Crystal das Kodak Theatre, in dem die Oscars übergeben werden, in Anspielung auf den Sponsoren zum «Your Name here»-Theatre umbenennt.

Was zwischen den Werbepausen lief, war so harmlos wie man es erwartet hatte. Die meisten Präsentatoren begannen ihre Einführungen mit Zitaten berühmter Filmemacher. Und auch Billy Crystal blieb brav. Er war nicht am besten, als er George Clooney küsste, sondern in den seltenen Momenten, als er wenigstens etwas böse wurde und sich etwa über die abgeschmackte Inszenierung lustig machte oder sogar politisch wurde: «A Dark Knight. An American Psycho. A charismatic Crack addict. You’ll have to choose one on Super Tuesday. For now: Christian Bale!» Und wenig später über «The Help»: «When I walked out of the cinema, I wanted to hug the first black woman that I saw – which from Beverly Hills is a 45-minute drive.» Trotzdem: Ein bisschen Sacha Baron Cohen hätte den Oscars gut getan. Der britische Komiker hatte allerdings nur im Vorfeld eine Kontroverse ausgelöst und begnügte sich damit, im Diktatorenkostüm über den roten Teppich zu spazieren.

«Ich danke meiner Mum….»

Wie immer ging es ums Sehen und Gesehenwerden. Angelina Jolie zeigte abgemagerte Arme und Beine, Jennifer Lopez konnte in ihrem tief ausgeschnittenen Kleid kaum gehen, auch wenn ihre Rückseite darin äusserst attraktiv aussah, Sandra Bullock präsentierte ihre Mandarin-, pardon: Deutsch-Kenntnisse und Meryl Streep braucht eine Brille, um vom Teleprompter zu lesen. Das charmanteste Präsentationspaar waren Ben Stiller und Emma Stone, er Oscar-erprobt und grummelig, sie zum ersten Mal dabei und dementsprechend aufgekratzt.

Bei den Dankesreden überzog keiner die zugedachten Sekunden, und die meisten dankten fantasielos vom Regisseur bis zu den Kindern allen, die ihnen gerade einfielen – auch die beste Schauspielerin Meryl Streep, die sich gar nicht als «Eiserne Lady» gab, und ebenso der beste Schauspieler Jean Dujardin, wenn auch mit charmantem französischen Accent und einem kurzen Aufschrei zum Schluss. Mit 82 Jahren hätte Christopher Plummer endlich seine als Kind geprobte Dankesrede halten können – hatte sie aber in all den Jahren vergessen. Er ist der bisher älteste Oscargewinner überhaupt. Nicht gesehen werden wollte nur einer: Woody Allen glänzte durch Abwesenheit und nahm auch seinen vierten Oscar nicht persönlich in Empfang.

«You go!»

Die ersten und einzigen Tränen des Abends gabs bei Octavia Spencer, die ihren Oscar für die beste Nebenrolle entgegennahm und sich mehr entschuldigte als bedankte: «I’m freaking out!» Den witzigsten Einstieg in die Dankesrede lieferten Tom Fleischman und John Midgley, die für «Hugo» den Oscar für den besten Sound-Schnitt erhielten: «You go.» – «No, you go!»

«Hugo», sprich «Iugo», hiess es denn auch unzählige Male während der dreistündigen Show. In den meisten «kleinen» Kategorien räumte der Film von Martin Scorsese ab und lieferte sich ein Rennen mit «The Artist». Am Ende aber siegte «The Artist» klar mit dem Gewinn der Kategorien Bester Regie, Bester Hauptdarsteller und Bester Film.

Die Gewinner und Gewinnerinnen (in der Reihenfolge der Vergabe):

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