Hunkeler: Der Theaterkrimi ohne Mörder gelangt zum schelmischen Happy End

Vier Folgen an vier aussergewöhnlichen Spielorten mit einem wunderbaren Ermittlerteam: In der Güterhalle St. Johann kam die Theater-Krimireihe «Kommissär Hunkeler: Ein Fall für Basel» zum hinreissend-schelmischen Happy End.

Das Dream-Team: Andrea Bettini als Kommissär Hunkeler und Martin Hug als Detektiv-Wachtmeister Madörin.

(Bild: Kim Culetto)

Vier Folgen an vier aussergewöhnlichen Spielorten mit einem wunderbaren Ermittlerteam: In der Güterhalle St. Johann kam die Theater-Krimireihe «Kommissär Hunkeler: Ein Fall für Basel» zum hinreissend-schelmischen Happy End.

Matthias Gnädinger (1941 – 2015) war Hunkeler mit Leib und Seele. Am Fernsehen. Andrea Bettini ist Hunkeler mit Leib und Seele. Am Theater. Oder besser gesagt für das Live-Publikum. Denn das Theater Basel widmete dem bekannten Basler Kommissär aus Hansjörg Schneiders Feder einen Vierteiler, der das Publikum an aussergewöhnliche Spielorte in der Stadt führte. 

Es begann vor vier Wochen im Rhybadhüsli St. Johann, einem Orginalschauplatz aus Schneiders Kriminalroman «Flattermann», der als Vorlage diente. Es folgten die weiteren Teile im Restaurant Schiff in Kleinhüningen, auf der Dachterrasse des Kulturzentrums Brasilea im Basler Rheinhafen und nun schliesslich das grosse Finale in der wundervollen Güterhalle beim Bahnhof St. Johann. 

Dem Fall auf den Fersen

So blieb das Publikum über vier Wochen dem Kommissär und seinem Fall an stimmigen Orten an den Fersen. Nur das Wetter spielte meistens nicht wirklich mit: Denn Schneiders Krimi lebt auch von der brütenden Hitze im Basler Sommer – was in den vergangenen Wochen nun wirklich nie der Fall war.

Obwohl von einem Krimi im konventionellen Sinn kann bei «Flattermann» nicht wirklich die Rede sein. Es gibt einen Toten, es gibt einen Kommissär, der ermittelt, es gibt einen (Klein-)Kriminellen auf der Flucht und weitere geheimnisvolle Figuren. Aber das wirklich grosse Verbrechen, der obligate Mord findet nicht statt.

Stil- und Charakterstudie

So haben Regisseurin Daniele Kranz und Mit-Bearbeiter Andrea Bettini eher eine Charakterstudie entwickelt, die vor einem witzig-ironisierten kriminalistischen Hintergrund spielt. Im Zentrum steht der Kommissär Hunkeler, der Basler Maigret oder Wachtmeister Studer, der in seinen Ferien an einer Midlife-Crisis herumlaboriert und sich nicht zuletzt wegen seiner eigenen Lebenskrise in den Fall reinziehen lässt. Um ihn herum wurden zum Teil höchst skurrile Charaktere gruppiert.

Zusammengestellt wurde eine Figuren-Konstellation, die zusammen mit den wunderbaren Spielorten eine grosse atmosphärische Dichte schuf und die Zuschauerinnen und Zuschauer, die selber zum Teil der Geschichte wurden, rasch in ihren Bann zog. Hinreissend gespielt oder regelrecht verkörpert ist das Ermittlerduo Hunkeler/Madörin. Andrea Bettini als Kommissär und Martin Hug als sein mürrischer Detektiv-Wachtmeister liessen die bekannten Vorläufer aus den TV-Produktionen rasch vergessen.

Ernsthaft bis schelmisch

Aber auch die zehn Laiendarsteller, die einen ganzen Katalog von Nebenfiguren spielten, waren voll in ihrem Element – das heisst von der Regie so geschickt eingesetzt, dass sie gegenüber dem Profiduo Bettini/Hug nicht abfielen. Das Ensemble bewegte sich somit auf einnehmende Art durch den abwechslungsreichen szenischen Parcours aus ernsthaften Momenten bis zu hintersinnigen Albernheiten.

Richtigehend schelmisch ging es in der letzten Folge zu und her, die unter anderem den Friedhof am Hörnli zum Schauplatz hatte. Doch von grossen Trauermomenten konnte da nicht die Rede sein. Selten gab es während einer Beerdigung soviel zu Lachen.

Experiment geglückt

Abschliessend lässt sich sagen, dass das Experiment Hunkeler oder Theaterkrimi vollauf geglückt ist. Manch einer, der alle vier Folgen gesehen hat, wird es wohl bedauern, dass man den liebgewordenen Figuren nicht mehr weiter folgen kann. Aber wer weiss? Vielleicht wird das Theater Basel in der kommenden Spielzeit einen neuen «Fall für Basel» präsentieren?

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