Musik und Aktivismus: Am Wochenende steigt das 12. Basler Open Air gegen Rassismus.
Er ist nur als Ersatz ins Programm reingerutscht, dürfte aber zu einem Highlight am Imagine Festival 2013 werden: Chet Faker. Eigentlich hatten die Programmmacher den jungen Londoner Indie-Blueser Jamie N. Commons als heimlichen Headliner vorgesehen. Der sagte das Konzert aber ab. An seiner Stelle tritt am späten Freitagabend Chet Faker auf der grossen Bühne auf, ein Australier mit Bart, der mit warmer, klarer Stimme zurückhaltenden Soul verspricht und diesen durch einen eindringlichen Downbeat, ein sparsam gesetztes Klavier und unscheinbar kreisende Chöre schweben lässt.
Weite virale Kreise zog vor zwei Jahren seine Coverversion «No Diggity» der R&B-Formation Blackstreet, und was die elegante Leisetreterei angeht, hat Chet Faker dieses Genre clever durchschaut und es sich einverleibt. Auf seinem Kurzdebüt «Thinking in Textures» (2012) verfeinerte er das Rezept weiter, erinnert in seiner samtenen Wölkelei an die gelobten The XX und durch die elegische Schmelzwärme in der Stimme an Bon Iver, während die Soulbeats knacken wie ein gebrochenes Herz.
Wie geschmackssicher die Macher ihr Programm zusammenstellen, ohne auf Ressourcen für namhafte internationale Acts zurückgreifen zu können, demonstriert der Blick auf weitere Engagements. Während der Brite Tom Williams mit seiner Band einen Folkblues mit einem Gespür für die dramatische Refrainmelodie runterrockt, verschweissen die schwedischen Movits! Swing mit Hip-Hop. Und bei Rangleklods aus Dänemark scheppert ein clubgestählter Live-Elektro über dunklen Wave.
Daneben kommt, auch das gehört zum Selbstverständnis von Imagine, die regionale Szene nicht zu kurz, auch wenn diese laut Festivalsprecher Luca Studer aus Rücksicht auf das Jugendkulturfestival vom kommenden September diesmal etwas reduzierter auftritt.
Gespannt sein darf man auf die selten live aufgeführten opulenten Klanglandschaften des Instrumentaltrios Kitchen, den Souljazz von Sarah E. Reid oder den kantigen Filigranpop von Delorian Cloud Fire. Weil Imagine jedoch nicht nur ein Musikfestival plus Zusatzbühne für Kleinkunst und Poetry Slam ist, sondern – in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Terre des Hommes Schweiz – sich auch unter dem Jahr global gegen Rassismus engagiert, dient es auch dem Austausch unter Aktivisten. Dieses Jahr werden erstmals die drei internationalen Imagine-Ableger aus Kolumbien, Südafrika und Kenia in Basel vor Ort sein – «um ihre Fortschritte vorzustellen», so Luca Studer, aber auch, um die Nord-Süd-Unterschiede in der Bekämpfung von diffamierender Gewalt inhaltlich zu fassen.
- Imagine Festival: Barfüsserplatz/Klosterhof, Basel. 7. Juni (ab 18 Uhr), 8. Juni (ab 14 Uhr).
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.06.13