In der Performance «Inferno» im Haus der elektronischen Künste werden die Teilnehmer in Maschinenanzüge gesteckt und von einem Computer gesteuert. Wie fühlt es sich an, unter der Kontrolle eines Roboters zu stehen? Ein Erfahrungsbericht aus dem Exoskelett.
«Wenn etwas ist, schreit ihr einfach laut nach Hilfe», ruft Künstler Bill Vorn vergnügt, bevor er hinter seinem grossen Mischpult verschwindet. Gleich wird er das Licht ausschalten, ein paar Hebel bedienen, dröhnende Musik aufdrehen und die Kontrolle über unsere Körper übernehmen.
«Wieso – könnte was schieflauf…», denke ich gerade noch, da geht auch schon das Licht aus und das Spektakel beginnt: Weisse Blitze zucken durch den Raum, mit donnernden Bässen unterlegt. An meinem rechten Unterarm ein leichtes Vibrieren. Dann plötzlich – bäm! – schnellt mein rechter Arm steil nach oben. Jemand lacht laut. Oder war es ein Schrei?
Wir befinden uns im unteren Ausstellungsraum des Hauses der elektronischen Künste Basel. Hier hat der kanadische Künstler zusammen mit seinem Kollegen Louis-Philippe Demers (der übrigens zurzeit auch mit einem Roboter im Museum Tinguely vertreten ist) zwölf futuristische Exoskelette an dicken Seilen aufgehängt und verkabelt.
Die von Demers gebauten Maschinenanzüge sind eine Art Mischung aus einem Ghostbusters Proton Pack und Alfredo Molinas Killertentakel in Spiderman 2. Und sie sind die Protagonisten von «Inferno», einer Roboter-Performance, die dreimal im HeK aufgeführt wird.
Die Anzüge sind mit einem Computerprogramm verbunden, das ihnen verschiedene Bewegungen aufträgt. Diese führen sie dann im Verlauf der Performance zuckend und blinkend zu Bill Vorns Musik aus.
Als sei das nicht schon eindrücklich genug, haben die beiden Künstler die Roboter so gebaut, dass man sie sich ganz einfach umschnallen kann: Zwei Minuten – und das Exoskelett sitzt. Es trägt sich wie ein massiver Hypertech-Rucksack mit Arm-Applikationen. Oder ein menschenmordender Alptraum aus Stahl und Plastikschnallen.
Ein paar Handgriffe noch, dann kanns losgehen: Die Autorin wird von den Künstlern ans Exoskelett geschnallt. (Bild: Eleni Kougionis)
Womit wir wieder beim Schrei wären. Ich drehe mich nach links und schaue den anderen Teilnehmern zu, wie sie beschwingt in der Gegend rumzucken. Keine Spur von Angst, ganz im Gegenteil, die Stimmung ist entspannt, fast gelöst. Man hat sich den ruckartigen Bewegungen angepasst. Einige wippen mit den Füssen, gehen in die Knie oder hüpfen leicht herum. Ein bisschen wie im Keller der Ladybar an einem guten Freitagabend. Nur halt mit zwölf Kilo Roboter auf dem Buckel.
Nach zehn Minuten ist es vorbei. Alle johlen begeistert (Klatschen im Exoskelett: ein Ding der Unmöglichkeit!) und befreien sich lachend aus ihren Maschinenanzügen. Erst jetzt bemerke ich: Exoskelette sind nichts für schwache Rücken. Meine leicht verspannten Schultern bleiben der einzige Wermutstropfen dieser spektakulären Performance. Kaum der Rede wert. Allerdings: Wer an der Performance und nicht wie ich bloss an der Hauptprobe teilnimmt, wird 30 Minuten im Exoskelett bleiben müssen.
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«Inferno», partizipative Roboter-Performance im Haus der elektronischen Künste Basel, 12. und 13. Februar um 20 Uhr, 14. Februar um 15 Uhr. Bei grossem Andrang gibt es einen vierten Durchlauf.
Die Anmeldefrist für die Teilnahme an der Performance im Exoskelett ist bereits abgelaufen, es gibt aber noch Zuschauer-Tickets hier.