«Jason Bourne» streift Schüsse, Wikileaks und die Griechenlandkrise

Der neuste Teil der Bourne-Reihe setzt auf hektische Actionszenen – aber auch auf die Frage, wo die Grenzen zwischen Freiheit, Sicherheit und totaler Überwachung liegen.

Sein Leben ist echt anstrengend: Jason Bourne, hier in Athen.

Der neuste Teil der Bourne-Reihe setzt auf hektische Actionszenen – aber auch auf die Frage, wo die Grenzen zwischen Freiheit, Sicherheit und totaler Überwachung liegen. Am Ende wünscht man dem Mann vor allem eines: Get a life!

Jason Bourne, Ex-Agent mit Killerinstinkt, boxt sich via Locarno ins Kino zurück und wir fragen uns: Warum schon wieder?

Das Tröstliche an dieser Filmreihe: Auch Jason Bourne weiss es nicht. 

Er blättert durch seine gefälschten Pässe, scrollt durch geheime Files auf der Suche nach Antworten zur eigenen Geschichte, der eigenen Bestimmung – und die führt ihn am Ende immer wieder in den Schoss der CIA. Respektive in deren Visier.

Ewig untertauchen: Ist das ein Leben?

Denn, das haben wir noch in Erinnerung: Freund und Feind sitzen beide im Headquarter des US-Geheimdienstes. Auch Jason Bourne hat das nicht vergessen – obschon er sich die Sinnentleertheit bei Boxkämpfen im Balkan wegzuprügeln versucht.

Aber noch so jung, so ein Körper und ewig damit untertauchen: Ist das ein Leben?

Irgendwie nicht. Das findet auch eine ehemalige CIA-Kollegin, die Bourne aus der Reserve lockt. Sie will geheime Operationen der USA öffentlich machen, zapft die CIA an und lädt mal eben tausende Geheimdokumente aus der Vergangenheit runter. 

Die Firewall-Probleme der CIA

Der mürrische Geheimdienstchef (top: Tommy Lee Jones) fragt sich nicht etwa, warum diese klassifizierten Infos eingescannt und in einen Computer mit Internetanschluss eingeschleust worden sind. Sondern wie schlimm der Datenklau ist. Die Antwort: «Schlimmer als Wikileaks.»  

Womit wir beim interessanten Aspekt dieses fünften Bourne-Films wären: Er streift den Zeitgeist, sprich Hacker-Angriffe, Cyberwar, Privacy-Versprechen und Überwachung. Die CIA arbeitet heimlich mit Deep Dream zusammen, einem global agierenden Internetriesen aus dem Silicon Valley (hallo Facebook!). Der CIA-Boss macht das Silicon Valley dafür verantwortlich, «dass dieses Land so schwer zu verteidigen ist». Und will deshalb sensible Informationen von Milliarden Menschen abgreifen. Zur Sicherheit der USA. 

Wo aber zieht man die Grenze zwischen Freiheit und Sicherheit? Ist nicht Privatsphäre die grösste Freiheit? Das sind die spannendsten Fragen, die nach «Jason Bourne» hängenbleiben.

Weniger eindrücklich dagegen sind die unzähligen Actionszenen, die ich im dunklen Kino so für mich zusammengefasst habe:



Im dunklen Kinosaal kritzelt der Kritiker Schlagwörter ins Blöcklein.

Im dunklen Kinosaal hat der Kritiker Schlagwörter in wackligen Buchstaben ins Blöcklein gekritzelt.

  • Verfolgungsjagd
  • Dolby Surround
  • Wackelkamera

Mit diesen drei Merkmalen lässt sich ein beachtlicher Teil des zweistündigen Blockbusters zusammenfassen. Und ja, das kann auf Dauer anstrengend sein, auch weil Bourne im Unterschied zu Bond völlig humorfrei ist. Hier gibt es gar nichts zu lachen.

Denn egal, wo dieser kantige Kerl hinkommt, es brennt. In Athen zum Beispiel der ganze Syntagma-Platz. Die krisengeschüttelte Jugend demonstriert, während Bourne eine Hetzjagd überstehen muss und unser Blick schwindelerregende Kamerafahrten. 

Besser als «Bourne Vermächtnis»

Immerhin: Die Szenen in Griechenland ziehen einen rein, das Chaos hält wach. Und wer fürchtete, dass dieser fünfte Teil der Reihe in jedem Sinn an den letzten anknüpfen würde, sei beruhigt: So schlecht ist dieses Comeback nicht.

Denn wir erinnern uns: «Das Bourne Vermächtnis» fand 2012 ohne Matt Damon statt und auch ohne einen Grossteil der Kinobesucher. Für den neusten Streich haben sich die Schlüsselfiguren – Damon und Regisseur Paul Greengrass – noch einmal zusammengerauft. Und, ja, sie lassen sich am Ende sogar ein Türchen offen für eine weitere Fortsetzung.

Das, nun, das müsste dann aber doch nicht sein. Get a life, Jason Bourne!
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«Jason Bourne» kommt am 11. August in die Kinos. 

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