Eigentlich sind es stets die «üblichen Verdächtigen», die hier auf der Bühne stehen. Namen wie etwa die Aagfrässene, Chriesibuebe, VKB und Naarebaschi prangen ziemlich oft auf den Ranglisten des «Offizielle Brysdrummle und –pfyffe». So auch am Samstagabend im Volkshaus, beim Gipfeltreffen der ambitionierten Fasnachtscliquen. Vieles war wie gehabt: Ueli-Larven waren ziemlich oft zu sehen, der Trommelmarsch «Faschtewaie» ziemlich oft zu hören.
Trotzdem ist dem Wettbewerb jedes Jahr die Spannung gewiss und die Stimmung einzigartig. Cliquen-Fanclubs, die ihre Kollegen mit Jubelrufen und tosendem Applaus anfeuern, das Raunen nach jedem unsauberen Ton sowie das befreiende Glöcklein der Jury gehörten auch diesmal zur Geräuschkulisse.
Die jüngste Pfyfferkönigin unter den Grossen
An der Basler Fasnacht ist bekanntlich Personenkult verpönt – «gäll, du kennsch mi nid» ist schliesslich die Losung. Beim «Offizielle» gibt es eine kleine Ausnahme. Auch wenn die Konkurrenten kostümiert auftreten, wissen eingefleischte Fasnächtler, wen sie da vor sich haben.
Entsprechend kam es in den Zuschauerrängen zum grossen Fachsimpeln. Die Frage, welche Tambourengeneration nach der Krone greifen könnte, sorgte für Diskussionsstoff. Holt’s einer der Altmeister oder ein junger Gipfelstürmer? Und wer wird auf Romana Cahenzli von den Naarebaschi folgen, die es in den letzten Jahren hinweg dreimal in Folge zur Pfyfferkönigin schaffte? In der Einzelkategorie räumte sie nach der Erfolgsserie das Feld für neue Piccolovirtuosen.
«Ich hatte keine bestimmte Strategie, sondern habe einfach mal gespielt – es klappte dann automatisch.»
Weit nach Mitternacht wurde die Katze dann aus dem Sack gelassen.Dabei kam es zu einer Sensation: Die erst 14-jährige Valeria Balmelli schaffte es am Piccolo zur Doppelkönigin. Am Nachmittag stand sie bei den Jungen zuoberst auf dem Podest, was ihr ein Ticket zur Teilnahme bei den Alten sicherte, um dort gleich nochmals abzuräumen. Damit ist sie in dieser Kategorie wohl die jüngste Pfyfferkönigin aller Zeiten.
Das Bravourstück des Doppelschlags gelang nämlich bislang nur wenigen. Erstmals schaffte das anno 1997 die damals 15-jährige Cathrin Cattelan, ebenfalls ein Naarebaschi und heute Pfyffer-Jurorin beim «Offizielle». Vor zwei Jahren kams bei den Tambouren zu diesem Coup, als Maurice Weiss die Grossen alt aussehen liess.
«Ich hatte keine bestimmte Strategie, sondern habe einfach mal gespielt – es klappte dann automatisch», sagte Valeria Balmelli nach der Preisübergabe. Es war der Marsch «Synkopia» von Michael Robertson, ein Beispiel von filigraner Piccolo-Akrobatik, der ihr Glück brachte: «Der ist sehr schwierig – vor allem dann, wenn man ihn schnell spielt.» Der jungen Doppelkönigin folgten Fabienne Hagen (Rätz) und Fabienne Stocker (CCB) im Einzelwettbewerb aufs Podest.
Neuer Trommelkönig bei den Jungen
Generell war es einmal mehr ein «Offizielles» ganz im Sinne der für ihren Ehrgeiz bekannten Naarebaschi. Tambour Philipp Meyer verteidigte seinen letztjährigen Titel als Trommelkönig mit einer «Faschtewaie» und liess dabei erneut die beiden früheren Spitzenreiter Stefan Freiermuth (Chriesibuebe) und Patrick Hersberger (Basler Rolli) hinter sich. Auch am Nachmittag brillierten die Naarebaschi, allerdings mit einem neuen Namen: Als bester Tambour entpuppte sich dort der 15-jährige Gino Baranzelli.
Für viel Stimmung im Saal sorgte die Kategorie SoloDuo: Hier punktete Romana Cahenzli zusammen mit dem Tambour Pascal Caviezel, mit einem «Sodeli» – ein Marsch, der ihr in den letzten Jahren schon Erfolg brachte. Zu einer Veränderung kam es im Gruppenwettbewerb. Diesmal standen «wilde» Formationen zuoberst auf dem Podest. Bei den «Gemischten» machte eine bunt zusammengewürfelte Truppe mit einem ungewöhnlichen Marsch, der «Zigünerin» von Berry Batschelet und Ivan Kym, das Rennen. Bei den Pfeifern siegten ebenfalls die «Wilden», bei den Tambouren hingegen die Chriesibuebe.
Ein perfektes Spiel reicht nicht mehr
«Das Niveau ist in den letzten 15 Jahren stark gestiegen», beobachtete der Pfyffer-Juror René Gugelmann. Ein Limit sei erreicht und es könne fast nicht mehr besser werden. Thomas Weber, vierfacher Pfyfferkönig in den Achtzigerjahren, stimmte ihm zu: «Ich habe keinen einzigen gravierenden Fehler gehört». Auf diesem hohen Level reiche es aber nicht, den Marsch perfekt zu spielen – man müsse ihn auch mit der nötigen Portion Dynamik verkaufen.
Nicht nur die Resultate, sondern die Auftritte an sich sind zu erwähnen. So gaben ganz zum Schmunzeln der Zuschauer zwei Baumstämme – die ausgefallensten Kostüme des Abends – einen rasanten Balconia zum Besten. Märsche, die man während den «drey scheenschte Dääg» nicht so oft zu Ohren bekommt, waren generell zu geniessen, so etwa der «Hunnekönig», «d Veegel», «Seibi», «Iredulpf» und «Naareschiff».
Andere wagten sich aber auch mit Klassikern unter die quirligen neuen Kompositionen, so etwa die eine Gruppe mit den «Alten Schweizern». Für Lacher sorgte zudem der Auftritt mit einem «Husar» im Solo-Duo, als der Tambour nach einem Pyffer-Solovers theatralisch ansetzen wollte und sogleich die Glocke der Jury erklang. Und wie fast jedes Jahr gab es einen Pechvogel, bei dem das Trommelfell im entscheidenden Moment riss. Er durfte dann natürlich nochmals antreten.
Die vollständige Rangliste des «Offizielle Brysdrummle und –pfyffe» mit allen Kategorien der «Alte» und «Junge» finden Sie hier.