Das trinationale Kulturaustauschprojekt Triptic wurde am Montag in der Kaserne Basel offiziell lanciert. Kulturvertreter der drei Grenzregionen führten vor Augen, dass die Kunst, Grenzen zu überwinden, nicht zu unterschätzen ist.
Gäste aus allen drei Ländern des Oberrheins versammelten sich am Montag Abend in der Rossstall-Bar der Kaserne, um gemeinsam den Start von Triptic zu feiern. Guy Morin sprach in seiner Begrüssungsrede von einem «Kick-off». Gab es den nicht schon vor bald einem Jahr? Ein Stück weit schon. Damals wurde im Ackermannshof erstmals öffentlich über das trinationale Kulturprojekt informiert, fanden sich Vertreter der Kulturpolitik und -institutionen zusammen, um auf die ausgewählten Veranstaltungen anzustossen.
In den nächsten Monaten nun werden all die Papiere und Konzepte endlich in Ereignissen manifest. Guy Morin erinnerte am Montag daran, dass die Projektidee ursprünglich unter dem Begriff Dreieckland lanciert worden war. Der Name wurde geändert, die Absicht ist dieselbe geblieben: kantons- und länderübergreifend zusammenzuarbeiten, von Basel über Delémont bis Strassburg und Karlsruhe. «Wobei die kantonsübergreifende Zusammenarbeit in unserer Region oft die grössere Hürde darstellt», wie der Basler Regierungspräsident zum Vergnügen des Publikums anfügte. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Morin verband Anekdoten mit Fakten und lieferte – völlig losgelöst von einem Manuskript – ein süffiges Plädoyer für offene Grenzen, wohlwissend, dass «offene Grenzen auch Ängste auslösen; der kulturelle Austausch ist daher ein wichtiger Schritt, denn er schafft Nähe und Identität.»
Die Kunst, Grenzen zu überwinden
Seitens der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, die mit grosszügigen Unterstützungsgeldern als treibende Kraft wirkt, rief Präsident Mario Annoni in Erinnerung, dass man mit diesem Kulturaustausch Türen aufstossen wolle.
Dass diese Anstrengung vonnöten war, bestätigten im Anschluss Vertreter von Kulturinstitutionen, die unter der Moderation von Katja Reichenstein nicht nur ihre Projekte vorstellten, sondern auch ihre Hoffnungen, Sorgen und Wünsche äusserten, was den grenzüberschreitenden Kulturaustausch angeht.
Man konnte erahnen, wie unterschiedlich die verschiedenen Förder- und Organisationsstrukturen der drei Grenzregionen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz funktionieren. Barbara Mundel vom Theater Freiburg etwa sagte, dass sie in den vergangenen Jahren viele Anläufe genommen habe, um grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. «Doch solche Kooperationen erfordern immer auch Geld», gestand sie – und Geduld, wie dem Podiumszuhörer klar wurde. Mundels Bemühungen verliefen in den Jahren zuvor stets im Sand, ihr schien es einfacher, eine Kooperation mit Istanbul zu organisieren als mit Partnern aus den Grenzregionen. Wie alle Involvierten ist sie daher froh über die Initiative zum Austausch, die mit Triptic gross angelegt unternommen wird.
Sprachbarrieren und andere Stolpersteine
Ganz offensichtlich waren bei Triptic die Schwellen, um an Mittel heranzukommen, auch niedriger als bei Interreg-Modulen, wie Martin Jann von der IBA 2020 unumwunden bestätigte. Er bezeichnete Basel in einem Nebensatz als «EU-Aussengrenze», doch ist das längst nicht die einzige Erklärung für die Strukturprobleme, mit denen sich all die Institutionen konfrontiert sahen. Die Städte, die Kantone, die Bundesländer, die Térritoires und, ja, in Frankreich redet auch Paris hier und dort gerne ein Wörtchen mit. Hinzu kommen Sprachbarrieren. Doch das waren nicht die einzigen Stolpersteine, die es zu überwinden galt. Denn die Grenze, sie steckt auch in den Köpfen. «Städte wie Mulhouse sind so nah und scheinen doch so fern», weiss Sophie Kauffenstein, die Direktorin des Accélérateur de particules in Strassburg.
Und David Cascaro, Direktor der Kunsthochschule in Mulhouse/Strasbourg erwähnte en passant ein alltägliches Hindernis: den öffentlichen Verkehr. Studierende seiner Hochschule müssten in Basel um 20.30 Uhr in den Zug steigen, um am gleichen Abend wieder zu Hause anzukommen. Sie hätten also Alexandra Bachzetsis’ Performance-Choreografie vorzeitig verlassen müssen. Zum Trost: «The Stages of Staging» steht für den Startschuss von Triptic und wird auch in Freiburg im Breisgau und Strassburg zu sehen sein. Jene geladenen Gäste, die sich die Performance im Anschluss an den «Kick-off» in der Kaserne anschauten, sahen sich wahrscheinlich bei der einen oder anderen Dehnübung mit den eigenen Anstrengungen konfrontiert, die der Realisierung von Triptic vorausgegangen waren.
Die Öffentlichkeit in den drei Grenzregionen aber, sie interessiert sich vor allem für gute Kulturprojekte. Ob all die Performances, Klanglandschaften und Kunstinterventionen, die bis im Frühjahr 2014 auf dem Triptic-Programm stehen, auf ebenso grosses Interesse stossen werden wie der Austausch unter den Institutionen, muss sich jetzt zeigen.
- Nächster Programmpunkt im Rahmen von Triptic:
«Urban Sounds», Ausstellung, Haus für elektronische Künste, Basel. 21.9. bis 3.11.2013 - Das Eröffnungswochenende (20.-22.9.) steht unter dem Motto «Urbanisieren. Stadt und Klang».