2003 starb der Autor Guido Bachmann, jetzt wird sein Nachlass in der Unibibliothek Basel ausgestellt. Die Schriftsteller Martin R. Dean, Christoph Geiser, Martin Roda Becher und der Verleger Tom Forrer erinnern sich an ihren Kollegen.
Martin R. Dean, Schriftsteller
«Als 18-Jähriger zu Besuch bei meinem Deutschlehrer, traf ich Guido Bachmann zum ersten Mal. Entspannt, heiter und abgeklärt sass er am Klavier, hatte gerade einen Sonettenkranz geschrieben und erklärte mir die von kosmischen Grundsätzen abgeleiteten Gedichte. Anschliessend verwandelte er Freud und Nietzsche in eine explosive Masse, aus der er, eine Unmenge Whiskey und Players two konsumierend, nur in druckreifen Sätzen zitierte. «Meine Geschichte ist die Geschichte des Universums» – diesem höllischen Satz konnte er nur nachleben, indem er Leben und Schreiben in die höchste Intensität trieb. Ich bewunderte an ihm, dass ihm das Mittelmass nie gegeben war.»
Tom Forrer, Lenos Verlag
«Als ich Guido Bachmann kennenlernte, war er bereits ein stadtbekanntes Original. Unser Lenos Verlag war noch jung, als er zu uns wechselte und wir 1977 eine Neuausgabe von ‹Gilgamesch› herausbrachten. Für uns ein bedeutendes Engagement, war er damals doch schon sehr bekannt.
Ich weiss, dass über ihn viele Räubergeschichten kursieren, kann solche aber nicht bestätigen: Unserem Verlag gegenüber war er enorm treu, bis zu seinem Ende. Und er war seriös. Im Verlag trat er schüchtern und zurückhaltend auf, war angenehm im Lektorat und ein gern gesehener Gast.»
Christoph Geiser, Schriftsteller
«1967 traf ich Guido Bachmann zum ersten Mal, damals war ich noch Gymnasiast und habe ihn zu einer Lesung eingeladen. Für mich war er literarisch, menschlich und persönlich wichtig. Indem er in ‹Gilgamesch› die Homosexualität thematisierte, war er seiner Zeit weit voraus. Als Autor hat seine Geschichte tragische Züge: Er produzierte, bis er keine Kraft mehr hatte. Unvergesslich bleibt mir eine Lesung: Er hatte die Brille vergessen, ist fast vom Stuhl gefallen und hat das Buch falsch herum gehalten – trotzdem fesselte er mit seiner pathetischen Sprache die Zuhörer.»
Martin Roda Becher, Schriftsteller
«Kennengelernt habe ich Guido Bachmann in der Basler Kunsthalle, wir pflegten eine kollegiale Beziehung zueinander. Er war ein Mann der Extreme: Mit Alkohol aufgeputscht konnte er angriffig wirken, dies am nächsten Tag bedauern und bei der nächsten Begegnung wieder extrem zurückhaltend und wenig kommunikativ sein.
Er war auf jeden Fall ein offensiv kritischer und faszinierender Mensch, um den herum es nie langweilig wurde. Besonders ist mir seine Rede nach der Katastrophe in Schweizerhalle in Erinnerung geblieben. Es war eine regelrechte Brandrede.»
- Am 15.2. wird in der Universitätsbibliothek Basel eine kleine Ausstellung des Nachlasses von Guido Bachmann eröffnet (18 Uhr).
- Im Anschluss daran (um 20 Uhr) findet im Literaturhaus Basel ein Guido-Bachmann-Abend statt: Es lesen, erzählen und diskutieren Peter Burri, Martin R. Dean und Hansjörg Schneider.