Nächstes Jahr könnte das kleine dreitägige Festival Open Air Basel auf dem Kasernenareal seinen zehnten Geburtstag feiern. Doch eine Gruppe von Anwohnerinnen und Anwohnern versucht alles, den Veranstaltern die Festlaune zu verderben. Und das mit grossrätlicher Unterstützung: Eine Petition mit dem vielsagenden Titel «Mehr Wohnqualität rund um die Kaserne» stösst bei der zuständigen Grossratskommission auf offene Ohren.
Die Kommission beantragt nun «einstimmig», die Petition der Regierung zur Stellungnahme zu überweisen. Eine Diskussion über Nutzungspläne von öffentlichen Plätzen sei «stadtentwicklungspolitisch relevant», heisst es in der Begründung. Und: «Dabei sollte nicht vergessen gehen, dass sie nicht über die Köpfe der unmittelbar betroffenen Bevölkerung hinweg geführt werden darf.»
Soundstopp bei kurzer Grenzwert-Überschreitung?
An diesem Grundsatz hat Sandro Bernasconi, Musikchef der Kaserne Basel und Direktor des Festivals Open Air Basel, nichts grundsätzlich einzuwenden. Sorgen bereiten ihm aber mögliche Massnahmen, die im Kommissionsbericht aufgeführt werden. Es sind Massnahmen, welche die Kommission mit den Worten «konsequente aktive Dezibel-Kontrolle während eines Events», eine «zeitliche Reduktion der Lautsprecherbewilligung pro Tag und eine Verringerung der Dauer lärmintensiver Veranstaltungen» umschreibt.
Besonders das Stichwort «konsequente aktive Dezibel-Kontrolle» schreckt Bernasconi auf. Was das genau heissen könnte, wird im Kommissionsbericht folgendermassen ausgeführt (zitiert wird eine Passage aus einem Bericht des Schweizerischen Städteverbands aus dem Jahr 2012):
«Im Kanton Genf z.B. kann eine Bewilligung für eine Veranstaltung im Freien mit der Auflage verknüpft werden, ein Lärmmessgerät mit Tonabschaltung zu installieren, welches die Anzahl Dezibel misst und bei Überschreitung der bewilligten Stärke den Ton abschaltet.»
Weiter erwähnt der zitierte Bericht des Städteverbands Auflagen des St. Gallerfests: «Bei Missachtung des zulässigen Grenzwertes wird dem Betreiber des Abspielen von Musik für den Folgetag untersagt oder er wird ganz vom Fest ausgeschlossen.» Die Petitionskommission «erwartet» vom Regierungsrat nun konkrete «Vorschläge im Sinne der vom Städteverband aufgeführten Beispiele», wie sie in ihrem Bericht schreibt.
Für Bernasconi könnte eine solche Massnahme bei einem Live-Event schwerwiegende Folgen haben: «Natürlich müssen und wollen wir uns an die Lärmgrenzwerte halten, aber ein Soundstopp nach einer ein- oder zweimaligen kurzen Überschreitung des Peaks wäre für uns als Veranstalter mehr als peinlich», sagt er. Für eine Open-Air-Veranstaltungen müssten Stunden- und nicht Sekundenwerte massgebend sein.
Wenig Probleme bei der Ausgabe 2018
Dass das mittlerweile bereits traditionelle Open Air Basel in diesem Ausmass zum Streitpunkt geworden ist, liegt an der Ausgabe 2017. Damals war es tatsächlich zu Überschreitungen der Grenzwerte gekommen, was zu «über 25» Lärmklagen geführt hat, wie aus einem Polizeirapport hervorgeht. Dies aber nicht aus bösem Willen oder Fahrlässigkeit der Veranstalter. Grund war eine ungenügende Abstimmung zwischen der Sound-Anlage und dem Active-Noise-Control-System zur Minimierung der Bass-Emissionen.
Bei der diesjährigen Ausgabe scheint die Bassbremse funktioniert zu haben. Auf alle Fälle stiess das Open Air Basel offenbar auf viel weniger Widerstand. Beim Claraposten sei keine einzige Lärmklage eingegangen, das Amt für Umwelt und Energie (AUE) sei nur mit zwei Klagen eingedeckt worden, sagt Bernasconi.
Matthias Nabholz, Leiter des AUE, bestätigt Bernasconis Aussage: «Was die Reaktionen aus der Bevölkerung angeht, ist die Open-Air-Ausgabe 2018 ruhig verlaufen.»