Kultwerk #100: Rumours

Fünf Bandmitglieder, drei Beziehungen, ein Riesenknatsch: Fleetwood Mac haben diesen 1977 in Musik verwandelt.

Eines der meistverkauften Alben ever: «Rumours» (1977) von Fleetwood Mac.

Fünf Bandmitglieder, drei Beziehungen, ein Riesenknatsch: Fleetwood Mac haben diesen 1977 in Musik verwandelt. Jetzt sind sie wieder auf Tour und bringen ihr Kult-Album auch im Hallenstadion Zürich auf die Bühne.

«Rumours» hat die britisch-amerikanische Band Fleetwood Mac ihr elftes Album 1977 betitelt. Und wilde Gerüchte umranken dieses bis heute. So wollte die Band auf der Albumhülle einem wichtigen Supporter danken: ihrem Kokaindealer. Die Plattenfirma lehnte dies ab. Der Dealer hätte es eh nicht mitbekommen: Er wurde vor Veröffentlichung der Platte erschossen.

Das ist nur eine von vielen Randnotizen, die so legendär wurden wie das Album selber. Die zehnte Besetzung von Fleetwood Mac hatte sich in ein «Tollhaus» verwandelt, so Schlagzeuger und Bandleader Mick Fleetwood, der sich zeitweise wie ein Sozialarbeiter vorkam. John und Christine McVie brachten nicht nur Bass und Keyboards, sondern auch ihre Scheidungspapiere ins Studio. Das andere Paar, Sängerin Stevie Nicks und Gitarrist Lindsey Buckingham, stritt sich ständig – hinzu kamen Affären, die das Tohuwabohu vergrösserten, flankiert von Exzessen: Groupies, Alkohol, Drogen, Wahnsinn.

Monatelang kämpfte sich die Band in einem fensterlosen Studio in San Francisco durch. Die privaten Risse wurden grösser, die Kommunikation schwieriger. All das führte zur kuriosen Situation, dass das Songwriting einem Austausch von Tagebuch-Einträgen gleichkam: Buckingham sang im Opener «Second Hand News» davon, dass «ich dich nicht vermissen werde, wenn du gehst.» Stevie Nicks antwortete ihm mit «Dreams» («Einmal mehr sagst du, dass Du Deine Freiheit haben möchtest»), worauf Buckingham ihr «Go your own way» an den Kopf schmiss.

Auf der anderen Seite versuchte Christine McVie ihren Ex-Mann zu trösten: «Don’t stop thinking about tomorrow, yesterday’s gone, yesterday’s gone». Diese internen Botschaften verpackten Fleetwood Mac in Folk, Rock und Pop und schufen so eine spannungsreiche, beinahe subversive Kombination aus gefälligen Melodien und emotional aufgeladenen Texten. 1977 wurde «die Seifenoper» öffentlich – und Fleetwood Mac Superstars. «Rumours» verkaufte sich fortan mehr als 40 Millionen mal, womit sie zu Pink Floyd und den Eagles aufschlossen.

Den Schweizern hatten sie das allerdings nicht zu verdanken: Hierzulande schafften sie nicht einmal den Sprung in die Hitparade. Immerhin sind sie nicht nachtragend: Vier Fünftel der Band (Christine McVie passt) hat sich noch einmal zusammengerafft und bringt «Rumours» auf die Bühne. Am 13. Oktober auch im Hallenstadion Zürich.

Stevie Nicks


1948 in Phoenix, Arizona, zur Welt gekommen, trat sie 1974 Fleetwood Mac bei. In den 80er-Jahren lancierte sie eine Solokarriere (herausragend: «The Edge of Seventeen»), die von ihrer Kokain- und Tablettensucht überschattet wurde. Als Sängerin und Songwriterin hat sie zahlreiche jüngere Kolleginnen inspiriert: Tori Amos, Courtney Love, Sheryl Crow oder auch Mary J. Blige.

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