Unheimlich gut, unheimlich spannend, unheimlich unheimlich: «Alien», der Science-Fiction-Thriller aus dem Jahr 1979. Hauptdarstellerin Sigourney Weaver begeistert als coole Action-Heldin, HR Giger mit seinen gruseligen Monstern. Ein zeitloser Klassiker.
Es fiel uns kürzlich, bei der jüngsten Godzilla-Verfilmung, wieder wie Schuppen von der Echsenhaut: Die grossartige Wirkung des «Suspense», dieser emotionalen Spannung, die Filmemacher wie Alfred Hitchcock meisterhaft kultiviert und etabliert hatten. Im jüngsten Godzilla vergeht eine Stunde, bis das Monster erstmals zu sehen ist. Davor: Spannung. Anspannung. Entspannung. Spannung. Undsoweiter.
Ein fantastisches Stilmittel, das 1979 auch Regisseur Ridley Scott erstklassig einzusetzen wusste. Sein «Alien» ist weit mehr als nur ein Film über etwas Ausserirdisches. Eine Reise ins Ungewisse, sowohl für die Crew des Raumschiffs Nostromo wie auch für uns Zuschauer.
Minutenlang ahnen wir, dass etwas auftauchen wird, was unseren Alpträumen – und HR Gigers Tagträumen – entsprungen ist. Aber was? Wann? Und woher? Die Antwort, man vergisst sie nie, denn sie kommt aus dem Brustkorb eines Astronauten.
«Alien» spielt mit der Thematik des Ausgeliefertseins, der Verlorenheit in den unendlichen Weiten des Alls. Und kombiniert so auf sensationelle Weise Science-Fiction mit Horror – anders gesagt Kubricks Langsamkeit und Atmosphäre («2001: A Space Odyssey») mit Spielbergs Suspense aus dem «Weissen Hai».
Der Film steht historisch betrachtet nicht nur für den globalen Durchbruch der Monsterkreaturen von Hans Ruedi Giger (siehe Kasten), dem Schweizer Surrealisten. Sondern auch für den Durchbruch von Sigourney Weaver, der US-Schauspielerin, die bei Drehschluss 30 war, nach Kinostart berühmt – und danach begehrt und verehrt.
Weltbekannte Actionheldin
Weaver setzte sich mit ihrem Spiel, ihrer Physis und Sportlichkeit als erste Frau im globalen Actionkino durch. Das Genre war zuvor von Männern besetzt, von diesen dominiert, hinter der Kamera und auch davor. Weaver brach die verhärteten Strukturen auf, wofür sie und Regisseur Scott offenbar viel Überzeugungsarbeit leisten mussten.
Die Skepsis der Produzenten war anfänglich gross: Ob das überwiegend als männlich eingeschätzte Actionfilm-Publikum eine Frau akzeptieren würde? Weaver spielte sich als Offizier Ripley in einen Rausch, etablierte sich als erstklassige Heldin und Darstellerin in Hollywood – viele Chroniken bezeichnen sie gar als ersten weiblichen Star im Actionkino. Allerdings kann man darüber streiten, ob nicht die Afroamerikanerin Pam Grier mit den Blaxploitation-Filmen schon diesen Pionierstatus erlangt hatte.
«Alien» wurde zum Instant-Klassiker, die Patriarchen in Hollywood für ihr finanzielles Engagement belohnt. Das investierte Geld – elf Millionen Dollar – wurde allein mit den «Rentals», den Vermietungen, vierfach eingespielt.
In höhere Sphären katapultiert
Von diesem Erfolg konnte Sigourney Weaver einige Jahre später profitieren: James Cameron wurde mit einer Fortsetzungsgeschichte beauftragt. Sie sollte auf Sigourney Weavers Figur zugeschnitten sein.
Die Schauspielerin sagte für die Hauptrolle zu, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte – und handelte eine Gage in Höhe von einer Million Dollar aus. Damals eine Sensation. Für den ersten Film hatte sie sich noch mit 30’000 Dollar begnügen müssen.
So war Weaver auch in Sachen Marktwert im Olymp angekommen, denn keine andere Schauspielerin vor ihr, nicht einmal die Diva Elizabeth Taylor, hatte je eine höhere Fixgage aushandeln können.
Den Erfolg ihrer «Alien»-Auftritte vermochte Weaver, die am 8. Oktober 65 Jahre alt wurde, vor einigen Jahren sogar noch zu toppen: mit ihrem Engagement in «Avatar» (2009), für den sie erneut mit Regisseur James Cameron zusammenarbeitete. «Avatar» mutierte zum erfolgreichsten Film der Geschichte.
Am 12. Mai dieses Jahres stürzte HR Giger auf der Treppe zu Tode. Kurz zuvor hatte der Schweizer Schöpfer der Aliens einer Filmemacherin vor laufender Kamera erzählt, dass er keine Angst mehr vor dem Tod habe. Im Dokumentarfilm von Bellinda Sallin taucht man ein in seine Parallelwelt, erfährt, wie der Apothekersohn mit sechs Jahren erstmals von einem Totenschädel fasziniert war – und wie ihn diese Faszination fürs Gruselige nie mehr losliess. «Dark Star – HR Gigers Welt» gibt eindrücklich Einblick in das eigenwillige Leben, Denken und Schaffen des Schweizer Künstlers. Der Film kommt am 23. Oktober in die Kinos.
Wer sich ein dreidimensionales Bild von Gigers Werk machen möchte, dem sei der Besuch des Giger-Museums in Gruyère empfohlen.