Kultwerk #31: International Klein Blue

Vor 50 Jahren starb Yves Klein. Was blieb von diesem grossen Künstler? Nicht nur seine Kunst.

Centre Pompidou, Georges Méguerditchian, © (Bild: )

Vor 50 Jahren starb Yves Klein. Was blieb von diesem grossen Künstler? Nicht nur seine Kunst.

Dieses Blau kennt jeder. Ein Ultramarinblau, so perfekt und strahlend, dass man darin versinken mag. Yves Klein hat es 1960 patentieren lassen unter dem Namen «International Klein Blue», kurz I.K.B. Der französische Künstler war schon immer fasziniert gewesen vom Himmel, er hat ihn 1946 gar – am Strand seiner Heimatstadt Nizza liegend – signiert und zu seinem grössten Monochrom erklärt. Seine erste Performance, wenn man so will.

Auf dieses flüchtige Werk folgten einige handfestere, die wir aus zahlreichen Mu­seen weltweit kennen. Das leuchtende Farbpulver der ersten Versuche aber verlor, als es mit dem Bindemittel in Berührung kam, seine Strahlkraft. 1955 fand Klein zusammen mit dem Inhaber eines Ladens für Künstlerbedarf die Lösung im Fixativ Rhodopas. Das I.K.B. war geboren.

Fortan fand man Blau bei Yves Klein immer und überall. Sein Kindheitsfreund, der Künstler Arman, sammelte einige der herumliegenden blau bemalten Papierstücke. Denn Arman interessierte sich für Müll. Er sammelte den Müll eines bestimmten Pariser Quartiers und stellte daraus ein Kunstwerk her. Oder aber er durchwühlte die Abfalleimer befreundeter Personen.

Kleins Abfalleimer hat Arman nicht durchwühlt. Stattdessen hat er gezielt Gegenstände ausgewählt, die seinen Freund beschreiben. Aus den Objekten stellte er ein Kunstwerk her. Klein war der Erste, den Arman auf diese Weise porträtierte. 1960 entstand sein «Premier portrait-robot d’Yves Klein» – zwei Jahre vor dessen frühem Tod.

52 Jahre später oder 50 Jahre nach Kleins Ableben gibt uns Armans Werk noch immer einen Einblick in das Leben seines Freundes. Keinen ungesteuerten Einblick, natürlich. Aber einen mit interessanten Details. Da ist beispielsweise die für Klein charakteristische Fliege, die der Künstler zum stets weis­sen Hemd trug. Da sind Stoffe und eine Plastikplane, die der Maler wohl im Atelier benutzte, wie die roten und ultramarinblauen Spritzer vermuten lassen. Rosarote Rosen weisen auf eine andere Farbe hin, die Yves Klein so liebte. Buchseiten, eine Rolle Fotonegative und ein Ausschnitt aus einem Tim-und-Struppi-Buch geben weitere Vorlieben Kleins bekannt – unübliche Hinweise, sehr persönliche Einblicke. In dieser Plexiglasbox findet sich das, was den Künstler Yves Klein ausser seinen Kunstwerken noch überlebt hat. Alles passt in nur eine kleine Plexiglasbox.

In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk vor, das in keiner Sammlung fehlen oder das man zumindest einmal gesehen haben sollte.

Yves Klein (1928–1962) wurde in Nizza geboren. Er war Mitbegründer und führender Vertreter der «Nouveau Réalisme» genannten Kunstströmung in Frankreich. Klein war nicht nur für seine «Monochromien» bekannt, sondern auch für seine Performances mit Aktmodellen, die nackt und mit blauer Farbe getränkt die Leinwand mit ihrem Körper bemalten. Klein starb im Alter von 34 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt.

 

Yves Klein (1928–1962) wurde in Nizza geboren. Er war Mitbegründer und führender Vertreter der «Nouveau Réalisme» genannten Kunstströmung in Frankreich. Klein war nicht nur für seine «Monochromien» bekannt, sondern auch für seine Performances mit Aktmodellen, die nackt und mit blauer Farbe getränkt die Leinwand mit ihrem Körper bemalten. Klein starb im Alter von 34 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt.

Yves Klein

Yves Kleins aufschlussreicher Abfall, von Arman inszeniert. Foto: Centre Pompidou, Georges Méguerditchian, ©Pro Litteris

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.05.12

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