Am 27. November 2012 würde Jimi Hendrix 70 Jahre alt. Welches Album muss man vom göttlichen Gitarristen und Performer unbedingt in der eigenen Sammlung haben? Der grösste Kenner der Schweiz sagt es uns.
Das Einstiegsalbum, das mich zum absoluten Hendrix-Fan werden liess, war «The Cry Of Love», welches im April 1971, nur wenige Monate nach Hendrix’ Ableben, veröffentlicht wurde. Es ist die Fortsetzung seiner Arbeit, die er zwei Jahre zuvor mit einem Album begann, das zu einem absoluten Kultalbum werden sollte: «Electric Ladyland».
«Electric Ladyland» ist das letzte Studioalbum der Jimi Hendrix Experience und zugleich das erste und einzige, das von Jimi selber produziert wurde. Chas Chandler, Jimis Manager und Produzent, warf während den Aufnahmen zu «Electric Ladyland» das Handtuch, und auch Bassist Noel Redding nervte sich zusehends über die vielen Leute, die plötzlich im Studio rumhingen. Bekannt dafür, dass er gerne jammte, lud Hendrix regelmässig Musiker ins New Yorker Record Plant Studio ein, um bis in die frühen Morgenstunden zu musizieren. Jimi wollte experimentieren, wollte ausbrechen aus dem «normalen» Musikeralltag, in dem Alben möglichst in First-takes und in wenigen Tagen eingespielt wurden und Songs, die länger waren als 3:14 Minuten, als «nicht-radiotauglich» galten.
Perlen der Rockgeschichte
Aus den spontanen Begegnungen im Studio entstanden Perlen wie das 15 Minuten lange «Voodoo Chile» mit Jack Casady (Jefferson Airplane) am Bass und Steve Winwood (Traffic) an der Orgel oder «Rainy Day Dream Away» mit Buddy Miles am Schlagzeug und Mike Finnigan an der Orgel. Nebst Eigenkompositionen nahm Hendrix auch Cover-Versionen auf: allen voran «All Along The Watchtower» von Bob Dylan, das als ultimative Version dieses Stücks gilt, welche selbst Dylan übernahm. Das Album endet mit dem kürzeren «Voodoo Child (Slight Return)», einem seiner bekanntesten Stücke. In den Genuss der Live-Uraufführung kamen die Fans am 31. Mai 1968 am Monsterkonzert im Zürcher Hallenstadion.
Das Doppelalbum wurde danach im Oktober 1968 veröffentlicht. Jimi hatte eine klare Vorstellung, wie es aussehen sollte, und schriftliche Anweisungen an seine Plattenfirma Reprise weitergegeben. Von seinen Ideen blieb am Ende aber nicht mehr viel übrig. In England erschien die Platte gar mit einem Cover, das nicht ihn zeigte, sondern eine Horde nackter Mädchen. Das verstärkte zwar Hendrix’ Ärger, steigerte aber auch die Verkaufszahlen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.11.12