Kultwerk #58: The Wizard of Oz

Mit diesem märchenhaften Film schickte uns Hollywood 1939 auf eine Traumreise «Over The Rainbow». Bemerkenswert sind die Synchronitäten zwischen «The Wizard of Oz» und Pink Floyds Kultplatte «Dark Side of the Moon».

Die Koloratur des magischen Kreises: «The Wizard of Oz». (Bild: Neue Visionen Filmverleih)

Mit diesem märchenhaften Film schickte uns Hollywood 1939 auf eine Traumreise «Over The Rainbow». Bemerkenswert sind die Synchronitäten zwischen «The Wizard of Oz» und Pink Floyds Kultplatte «Dark Side of the Moon».

Das Theater Basel lädt derzeit zu einem Wiedersehen mit dem Zauberer von Oz. Obschon mit Ironie und Anspielungen auf die Gegenwart durchsetzt, macht diese Bühneninszenierung die Verfilmung nicht vergessen. Kann sie auch nicht. Denn weit stärker als das Kinderbuch von L. Frank Baum haben sich die Bilder Hollywoods in unsere Köpfe eingebrannt. 1939 schickte das Filmstudio Metro Goldwyn Mayer die junge Judy Garland auf eine märchenhafte Reise und zeigte damals eindrücklich auf, wozu die Traumfabrik fähig geworden war: Die kleine Dorothy lebte auf der Farm ihrer Eltern in ärmlichen Verhältnissen und wurde in eine fantastische Welt «Over the Rainbow» hineinkatapultiert, wo sie einer leibhaftigen (aber hirnlosen) Vogelscheuche begegnete, einem liebevollen, aber herzlosen Zinnmann und einem ängstlichen Löwen. Der Rest ist Musicalgeschichte. MGM hob den Unterschied zwischen Dorothys harter Alltagsrealität und ihrer Traumwelt hervor, indem es im Film von Schwarzweiss zu bunter Koloratur wechselte. Ein Techni­color-Märchen, so kontrastreich wie das reale Leben der Hauptdarstellerin Judy Garland (siehe Kasten).

Judy Garland
Bereits mit 17 Jahren spielte sie die Rolle ihres Lebens und sang sich mit «Over The Rainbow» in die Herzen der Menschen. Garland gewann Preise und Fans, ihr Leben war aber auch von Verlusten geprägt: Jobs, Ehemänner, Kontrolle. Im Alter von 47 Jahren erlag sie 1969 einer Überdosis Schlaf­mittel. Tochter Liza Minelli sagte über ihre Mutter: «Sie ­lebte acht Leben in ­einem.»

 

Der Kult um den Film wurde in den 70er-Jahren neu entfacht, als Musikfreaks Pink Floyds Platte «Dark Side of the Moon» auflegten, während im Fernseher «The Wizard of Oz» lief – und dabei bemerkenswerte Parallelen zwischen dem musikalischen Meisterwerk und der Filmhandlung feststellten. Fast 100 Passagen greifen synchron ineinander über, sodass manche Beschwörungstheoretiker nicht mehr von einem Zufall sprechen mögen.

Tatsächlich gerät man mitunter ins Staunen, wenn man sich die Kombination – oft als «Dark Side Of The Rainbow» betitelt – ansieht: Zum Lied «Great Gig in the Sky» reitet die Hexe auf dem Besen, und Dorothy wird mitsamt dem Haus durch die Lüfte geschleudert. Und just in dem Moment, in dem das Mädchen in die bunte Traumwelt eintaucht, wird der Übergang von der A- zur B-Seite eingeläutet, mit den Kassengeräuschen von «Money». Pink Floyd haben stets betont, dass all das purer Zufall sei. Doch offizielle Dementi vermögen den Mythos nicht zu begraben: Bekanntlich sind Märchen nicht nur in der Literatur und im Film, sondern auch im Rock ’n’ Roll der Stoff, aus dem die Träume sind.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.12.12

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