Kultwerk #73: The Rutles

Der britische Komiker Eric Idle wird am 29. März 70 Jahre alt. Wir erinnern an «The Rutles», jenen Musikfilm, mit dem er uns eine herrliche Beatles-Parodie beschert hat.

The Rutles: völlig zu Unrecht hat man diese schillernde Band vergessen.

Der britische Komiker Eric Idle wird am 29. März 70 Jahre alt. Wir erinnern an «The Rutles», jenen Musikfilm, mit dem er uns eine herrliche Beatles-Parodie beschert hat.

Eric Idle wird 70. Kein lustiges Alter für einen Komiker wie ihn, lesen sich doch die Gratulationstexte zunehmend wie vorgezogene Nachrufe. Stets wird er dabei an seine grossen Jahre als Teil der britischen Komikergruppe Monty Python erinnert. Daneben aber gelang ihm auch noch ein anderer grosser Wurf, der leider viel zu oft vergessen geht: «The Rutles». Mit diesem Projekt verkürzte sich Idle die Produktionspausen zwischen den Monty-Python-Filmen «Holy Grail» (1974) und «Life of Brian» (1979).

«The Rutles» erzählt die Geschichte einer Band aus Liverpool, die in den frühen 60er-Jahren Aufsehen erregte: Zunächst mit ihren hautengen Hosen (wie die Witwe ihres ersten Managers mit gesenkter Stimme erzählt). Dann mit Beat-Songs wie «Can’t Buy Me Lunch». Nachdem sich die Rutles in Hamburgs «Rat Keller» die Sporen abverdient haben, setzen sie zu einem einzigartigen Siegeszug um die Welt an. Bald buhlen diese «Prefab Four» mit den Rolling Stones um die Weltherrschaft im Pop – begleitet von Fans, Groupies und Skandalen: So stösst die Polizei bei einer Razzia auf Tee – was zu einer Verhaftung und einer Debatte über die Legalisierung dieser Freizeitdroge führt.

Doch nicht nur ihr Konsum von Tee, auch mit amourösen Affären und ökonomischen Eskapaden sorgen «The Rutles» für Schlagzeilen. Und am Ende? Ist die Band am Ende.

«The Rutles – All You Need Is Cash» steht für eine wunderbare Parodie auf die Beatles. Mit bestem britischem Humor und Liebe zu Details nimmt Eric Idle die Karriere der wahren Fab Four aufs Korn. Er verantwortet nicht nur das Drehbuch und die Regie, er spielt auch mehrere Rollen selbst; etwa jenen investigativen Reporter, der Zeitzeugen wie Mick Jagger und Paul Simon (in echt!) Erinnerungen an die Rutles entlockt.

Sogar George Harrison huscht durchs Bild – er hatte Idle ermutigt, diese Persiflage zu drehen. Die Liebe für Details, sie manifestiert sich auch in den Liedern, für die Neil Innes verantwortlich zeichnete. Herrlich, wie die Rutles haarscharf an den Originalen vorbeischrammen, herrlich auch, wie mit diesem Film ein neuer Standard in Sachen «Musik-Mockumentary» gesetzt wurde.

Übertroffen wurde «The Rutles» erst Jahre später, von Rob Reiners Hardrock-Parodie «This Is Spinal Tap». Dieser war, nun ja, noch eins lauter.

Eric Idle


Als Student in Cambridge sammelte Eric Idle (*29. 3. 1943) erste Bühnenerfahrungen, als Mitglied der Komikergruppe Monty Python wurde er ab 1969 weltberühmt. Unvergesslich sind einige seiner Sketches («Nudge Nudge») und Songs («Always Look on the Bright Side of Life»).

Im Vergleich dazu ist sein Schaffen in den letzten 30 Jahren vernachlässigbar: mässige Filme, mässig witzig. Vergoldet hat er sich seinen Lebensabend mit «Spamalot», einem Musical, wofür er Monty Pythons Vermächtnis ausschlachtete.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.03.13

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