Wenn es darum ging, einen geeigneten Raum für seine jährliche Ausstellung zu finden, fehlte dem Kunstkredit Basel-Stadt in den letzten Jahren das Glück. Bis ins Baselbiet wich man aus. 2014 nun stellt man in der Kunsthalle Basel aus – womit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung geht.
Das Jahr 2014 bedeutet für den Kunstkredit Basel-Stadt in mancher Hinsicht eine Premiere. Eine neue Verordnung wird umgesetzt, und – endlich, sagen viele – stellt die kantonale Kunstsammlung ihre Ankäufe auch am «richtigen» Ort aus, in der Kunsthalle Basel.
Man könnte sagen, da gehört die Schau auch hin, wenn sie ernst genommen werden will. Schliesslich sollte es die Crème de la crème des Kantons sein, die prämiert und ausgestellt werden will, da gehört das richtige Setting dazu. Trotzdem wollte es bislang nie klappen mit einer Zusammenarbeit zwischen der privaten (wenn auch vom Kanton subventionierten) Kunsthalle am Steinenberg und der kantonalen Institution.
Zwölf Jahre lang fand die Werkschau deshalb gar im benachbarten Landkanton statt: im Kunsthaus Baselland, einem überregional ausgerichteten und wahrgenommenen Haus, zwar direkt am Rand der Stadt, aber doch ennet der Grenze. 2010 aber war Schluss mit dieser Konstanz. Offiziell führte man finanzielle Gründe an, doch eigentlich war es vor allem der Wunsch des damaligen Beauftragten für Kulturprojekte, Peter Stohler, den Kunstkredit endlich in die Stadt zu bringen, der zur Beendigung des Verhältnisses mit dem Kunsthaus BL führte.
Probleme en masse
Stohler hätte, wie er damals sagte, die Ausstellung auch gerne gleich in die Kunsthalle Basel gebracht. Doch dieses Vorhaben scheiterte aus unterschiedlichen Gründen. Da war einerseits der Termin, der nicht gut in die Jahresplanung der Kunsthalle passte. Und da war andererseits dem Vernehmen nach das Problem, dass die Kunstkreditverantwortlichen die Ausstellung selber kuratieren sollten. Extern kuratierte Ausstellungen sieht die Kunsthalle jedoch nicht vor.
2010 fand Stohler kurzfristig eine Notlösung im Schweizerischen Architekturmuseum SAM – auf dem extrem beengten Raum wurden die ausgestellten Werke jedoch fast zerquetscht. Ein Jahr später mietete man die Halle Oslo12 auf dem Dreispitz, 2012 dann bezog man die damaligen Räume des «Depot Basel» auf dem Erlenmattareal.
Beide Orte stellten sich als nicht optimal geeignet für eine Kunstausstellung heraus. Die Atmosphäre stimmte nicht, zu kalt wars und zu ungemütlich, und die Kunst konnte sich im Raum nicht entfalten. Die Planung der jährlichen Präsentation stellte sich als stetig mühsamer heraus.
Und damit nicht genug: Immer mehr gerieten auch der Kunstkredit und seine Kommission in die Kritik. Im Jahr 2011 erhielt Regierungspräsident Guy Morin einen offenen Brief, der von rund 350 Personen unterzeichnet worden war. Diese empörten sich darüber, dass die Termine der Jurierung des Kunstkredits um mehrere Wochen vorverschoben worden waren, ohne dass dies kommuniziert worden war – die Kunstschaffenden gerieten in Zeitnot. Sogar die Absetzung von Peter Stohler wurde im selben Zug gefordert. In dieser Aktion spiegelte sich der ganze Unmut der Kunstschaffenden über den Kunstkredit.
Totallifting der Verordnung
Philippe Bischof, Leiter der Basler Abteilung Kultur und damals noch kein Jahr im Amt, ergriff die Chance, den Kunstkredit einem Totallifting zu unterziehen. Die 20 Jahre alte Verordnung sollte erneuert und gleichzeitig ein Leitbild erarbeitet werden. Bischof wünschte sich mehr Vermittlung, Dialog und Handlungsspielräume. Zu sehr «funktioniere der Kunstkredit wie ein in sich geschlossenes Biotop», sagte er damals.
Im Herbst 2013 wurde die neue Verordnung vorgestellt. Sie regelt die personelle Zusammensetzung der Kunstkredit-Kommission neu, und Hand in Hand wurde damit ein neues Ausstellungskonzept erstellt. Bereits ein halbes Jahr zuvor hatte Peter Stohler seine Kündigung eingereicht. Seiner Nachfolgerin Katrin Grögel, die ihre Stelle im Sommer 2013 antrat, fiel nun die Aufgabe zu, das neue Konzept umzusetzen.
Zentral im Ausstellungskonzept sind heute zwei Punkte: Einerseits hat man die Schau von der Bekanntgabe der Auszeichnungen entkoppelt, andererseits wird nun die Aufgabe des Kuratierens in externe Hände gegeben. Damit stand erstmals die Möglichkeit im Raum, die Ausstellung in der Kunsthalle Basel auszurichten. Dass die Kunsthalle inzwischen auch die Masterarbeiten der Studierenden der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) in ihren Räumen zeigt, spielte ebenfalls mit, wie Kunsthalle-Direktor Adam Szymczyk sagt: Beides zusammen mache Sinn. Auch der Termin liegt heute besser, am Ende des Sommers, bevor die eigentliche Saison der Kunsthalle beginnt.
Mehr Raum für die Kunst
«Es wurde immer wieder kritisiert, dass die Kunst zu kurz komme», sagt Katrin Grögel. Man wolle dem im neuen Konzept Rechnung tragen, denn: «Wir wollen die künstlerischen Positionen, die ausgezeichnet wurden, portieren.»
Konkret heisst das, dass nicht mehr versucht wird, alle Wettbewerbsentscheide in der Ausstellung darzustellen. Stattdessen konzentriert man sich auf die Atelierankäufe und die Werkbeiträge, von denen die Kunstkreditkommission jährlich zwischen sechs und acht vergibt mit dem Ziel, «dadurch die Qualität und Entwicklung eines künstlerischen Arbeitens zu unterstützen», und stellt die ausgewählten Positionen vertieft vor.
Acht Positionen sind es, die im Jahr 2013 aus 71 eingesandten Dossiers ausgewählt und mit einem Werkbeitrag von je 15’000 Franken ausgezeichnet wurden. Diese werden nun in der Kunsthalle Basel dem Publikum präsentiert, zusammen mit den Ankäufen, die in den Ateliers von Christine Camenisch und Hinrich Sachs getätigt wurden. Kuratiert wird die Ausstellung Kunsthalle-intern von Ruth Kissling, die nun erstmals in der Geschichte des Kunstkredits die Möglichkeit erhält, den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern den nötigen Raum zu geben, um einen guten Eindruck ihres Schaffens zu vermitteln.
«Die Kunsthalle ist perfekt»
Für Katrin Grögel ist die Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Basel ein Glücksfall. «Ich möchte mit dem Kunstkredit in eine Institution, die mit Gegenwartskunst assoziiert wird und die eine überregionale Ausstrahlung besitzt, da die Ausstellung ja als Teil des Förderkonzeptes verstanden wird», betont sie. Die Kunsthalle sei da perfekt.
Einziger Wermutstropfen ist, dass auch dieses Mal nur ein Vertrag über ein Jahr abgeschlossen werden konnte, da Direktor Adam Szymczyk nur noch diesen Herbst verantwortlich zeichnet. «Ich hoffe natürlich, dass wir mit seiner Nachfolgerin Elena Filipovic ebenfalls eine geeignete Lösung finden», sagt Grögel.
Vorerst aber freut sie sich auf die Premiere – mit Spannung auf die Reaktionen, die sicher nicht ausbleiben werden. Denn der Kunstkredit Basel-Stadt ist eine emotionale Sache, das lehrt uns seine unstete Geschichte.
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Kunstkredit Basel-Stadt @ Kunsthalle Basel, 31. August bis 7. September 2014.
Vernissage 31. August, 11 Uhr. Werke von Ralph Bürgin, Christine Camenisch, Othmar Farré, Hans-Rudolf Fitze, Dunja Herzog, Matthias Huber, Clare Kenny, Edit Oderbolz, Hinrich Sachs, Valentina Stieger.
Zehn Positionen sind es, die in den Räumen der Kunsthalle nun Platz gefunden haben. Zwei Atelierankäufe (Hans-Rudolf Fitze und Christine Camenisch) sowie Werke der acht mit Werkbeiträgen ausgezeichneten Künstler und Künstlerinnen.
Sie habe versucht, den einzelnen Positionen genügend Platz zu geben, sagt Ruth Kissling, die im Auftrag des Kunstkredits die Ausstellung kuratiert hat. Über fünf Räume verfügt die Kunsthalle, wenige beherbergen nur das Werk eines einzelnen Künstlers. Christine Camenisch etwa darf für ihre Lichtinstallation einen Raum für sich allein beanspruchen. Die meisten aber teilen sich zwei oder mehr Kunstschaffende, zum Beispiel Matthias Huber, Clare Kenny und Ralph Bürgin.
Der einzige Zusammenhang ist die Auszeichnung durch den Kunstkredit – sie habe darum auch nicht versucht, künstlich einen anderen zu kreieren, sagt Kissling. Das passt. Ebenso wie diese Ausstellung in die Kunsthalle passt. Schön, dass es mit dieser Zusammenarbeit nun endlich geklappt hat. (kng)