Kunstmuseum on the Move

Ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm in verschiedenen Häusern in Basel und Madrid versüsst die einjährige Schliessungszeit des Kunstmuseums-Stammhauses, bis dann im April 2016 die sehnlichst erwartete Eröffnung des neuen Erweiterungsbaus folgen wird.

Die altmeisterlichen «Kronjuwelen» des Kunstmuseums zügeln vorübergehend ins Museum der Kulturen. (Bild: Kunstmuseum Basel)

Ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm in verschiedenen Häusern in Basel und Madrid versüsst die einjährige Schliessungszeit des Kunstmuseums-Stammhauses, bis dann im April 2016 die sehnlichst erwartete Eröffnung des neuen Erweiterungsbaus folgen wird.

Auf den grossen und sehnlichst erwarteten Moment muss man noch über ein Jahr warten: Am 15. bis 17. April 2016 wird der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel feierlich eröffnet werden. Und am 19. April wird die erste Ausstellung, die den Titel «Scupture on the Move 1946 – 2016» trägt, folgen – der letzten, die der kurz vor seiner Pensionierung stehende Direktor Bernhard Mendes Bürgi kuratieren wird. Sie wird so etwas wie die schliessende Klammer der Ära Bürgi sein, der 2002 kurz nach Beginn seiner Amtszeit mit «Painting on the Move» ein erstes markantes Zeichen gesetzt hatte.

«Sculpture on the Move» soll nun zum kuratorischen Gegenstück zur damaligen Ode an die Malerei des 20. und angehenden 21. Jahrhunderts sein. Sie will, wie Bürgi an einer Medienkonferenz sagte, die Entwicklung aufzeigen, wie die klassische Vorstellung und Form der Skulptur nach dem Zweiten Weltkrieg in Bewegung geriet, wie sie immer abstrakter wurde und sich schliesslich auch wieder der figürlichen Tradition annäherte.

Von Giacometti bis Matthew Barney



«Sculpture on the Move» unter anderem mit Donald Judds schwerbeweglichen monumentalen Stahlwürfeln «Untitled» von 1969.

«Sculpture on the Move» unter anderem mit Donald Judds schwerbeweglichen monumentalen Stahlwürfeln «Untitled» von 1969. (Bild: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler)

Die Ausstellung wird, um es mit den Künstlernamen auszudrücken, den weiten Bogen von Alberto Giacometti und Constantin Brancusi, über Alexander Calder, Pablo Picasso und Joseph Beuys bis zu Damien Hirst und Matthew Barney spannen. Dazwischen tauchen viele Namen auf, die sich wie das Who is Who der Moderne und Gegenwartskunst lesen.

Aber bis dahin dauert es, wie erwähnt, noch einige Zeit. Zuerst schliesst das Kunstmuseum Basel die Tore seines Hauptbaus, damit die nötigen Sanierungsarbeiten durchgeführt werden können. Dies wird im Februar 2015 der Fall sein. Das bedeutet aber nicht, dass das Kunstmuseum ein Jahr lang untätig sein wird.

«Wir werden das Jahr 2015 nicht in der Hängematte verbringen», sagte Bürgi an der Medienkonferenz zum Ausstellungsprogramm 2015, das tatsächlich ausgesprochen reichhaltig sein wird und durch die besonderen räumlichen Umstände auch spannende neue Einblicke in die Sammlung verspricht. Als Übertitel des Ausstellungsjahrs könnte man in Anlehnung an die Eröffnungsausstellung im Erweiterungsbau den Begriff «Kunstmuseum on the Move» setzen.

Viele Aussenstationen in Basel und Madrid

Da gibt es erstens einmal mehrere Sammlungspräsentationen in Aussenstationen in Basel, Münchenstein und Madrid. Namentlich im Museum der Kulturen Basel, im Schaulager und natürlich im Museum für Gegenwartskunst, das sich 2015 in besonderem Masse wieder in die Erinnerung der Basler Museumsgänger wird rufen können, sowie in den beiden weltberühmten spanischen Nationalmuseen in Madrid, dem Prado und dem Museo Nacional Centro de Arte Reine Sofia.

In Basel wird das Kunstmuseum Vorzeigewerke seiner Sammlungen in zwei Häuser auslagern:

Die alten Meister ins Museum der Kulturen

Die altmeisterlichen «Kronjuwelen», wie sich der zuständige Kurator Bodo Brinkmann ausdrückte, werden ins Museum der Kulturen gezügelt und zwar in den zweistöckigen Trakt in der Mitte des Museums. Die Ausstellung trägt den Titel «Holbein. Cranach. Grünewald – Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel», womit bereits einiges über die Ausstellung gesagt ist. Daneben werden auch Werke von Konrad Witz, Hans Baldung Grien und weiterer erlesener Namen zu sehen sein.

Und nicht nur das. Geplant ist, die Bilder mit Objekten aus der Sammlung des Museums der Kulturen zu konfrontieren. Ein Ansatz, auf dessen Umsetzung man überaus gespannt sein kann. Die Ausstellung wird ab Mitte April 2015 zu sehen sein.

Die Moderne ins Museum für Gegenwartskunst



Gerhard Richters Serie «Verkündigung nach Tizian» wandert ins Museum für Gegenwartskunst

Gerhard Richters Serie «Verkündigung nach Tizian» wandert ins Museum für Gegenwartskunst (Bild: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler)

Die Meisterwerke der angehenden und Klassischen Moderne bis in die 1970er-Jahre wandern ins Museum für Gegenwartskunst. Auch hier spricht der Titel «Von Cézanne bis Richter» bereits für sich. Absicht ist, ab 14. Februar 2015 einen panoramaartigen Überblick zu bieten, der die wesentlichen künstlerischen Entwicklungen in der europäischen Malerei des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts beinhaltet.

Emanuel Hoffmann Stiftung ins Schaulager

Auch das Schaulager hat sein Ausstellungsprogramm auf die Schliessung des Kunstmuseums abgestimmt. Die Institution, die sich explizit nicht als Museum verstanden haben will, greift auf die reichen Bestände der Emanuel Hoffmann-Stiftung zurück, für die sie als Schau-Lager dient, die aber durch einen Depositumvertrag mit dem Kunstmuseum verbunden sind, das die Werke nach eigenen Gutdünken in die eigene Sammlung integrieren kann.

Angekündigt ist eine ausführliche Überblicksausstellung über die «Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung». Das beinhaltet «Gegenwartskunst» von 1933 bis heute, darunter viele berühmte Klassiker, aber natürlich auch weniger leicht zugängliche Werke und Werkgruppen aus der jüngeren Vergangenheit und eben der gegenwärtigen Gegenwart. Zur Ausstellungseröffnung am 13. Juni wird überdies der neue Gesamtkatalog der Sammlung herausgegeben.

Von Basel nach Madrid



Im Allerheiligsten des Prado, der Galería Central, werden sich zwischen den weltbekannten Rubens, Tizians, Velázquez und Goyas die Basler Picassos gesellen.

Im Allerheiligsten des Prado, der Galería Central, werden sich zwischen den weltbekannten Rubens, Tizians, Velázquez und Goyas die Basler Picassos gesellen. (Bild: Museu Nacional del Prado)

Auf den 18. März werden die Basler Picasso-Gemälde die Ehre haben, sich in einem der berühmtesten Ausstellungssälen der Welt präsentieren zu können, eingebettet in ikonenhafte Gemälde von Velázquez, Goya, Rubens oder Tizian: Es handelt sich um die Galeria Central, das Allerheiligste des Museo Nacional del Prado in Madrid. Für sechs Monate werden die Basler Picassos, die als Aushängeschild bürgerlicher Sammlertätigkeit stehen, auf das königliche Konvolut treffen.

Das Kunstmuseum Basel wird aber auch im anderen grossen Nationalmuseum in Madidrig präsent sein, nämlich im Museo Nacional Centro de Arte Reine Sofia, das der Moderne gewidmet ist. Entsprechend werden dort über hundert Werke vom späten 19. Jahrhundert zu sehen sein, von Léger über Klee bis Dieter Roth.

Auch Privatsammlungen in Madrid

Damit ist der Basler Auftritt in Madrid noch nicht abschliessend beschrieben: Auch die Sammlungen Staechelin und Im Obersteg werden im Museum Reina Sofia zu sehen sein. Die beiden Basler Privatsammlungen, die (noch) als Depositia mit dem Kunstmuseum Basel verbunden sind, werden im Oktober 2015 zudem in der Phillips Collection in Washington zu sehen sein.

Während die Rückreise der Sammlung Im Obersteg nach Basel gesichert ist, ist das weitere Schicksal der Sammlung Staechelin weiterhin ungewiss. Direktor Bürgi sagte, dass er nicht wisse, ob Ruedi Staechelin, der eigenwilligen Kopf des nach ihm benannten Family Trust die hochkarätige Sammlung einmal mehr aus Basel abziehen wird.

Verschiedene Sonderausstellungen

Neben diesen Sammlungspräsentationen hat das Kunstmuseum im Museum für Gegenwartskunst auch noch eine Reihe von Sonderausstellungen auf dem Programm. So zum Beispiel eine Ausstellung mit Werken des Schottischen Bildhauers Martin Boyce, eine Schau mit dem Titel «Von Bildern – Strategien der Aneignung», eine Ausstellung mit Bildern und Zeichnungen von Frank Stella sowie eine Sonderausstellung mit Bildern und Skulpturen von Cy Twombly.

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