Für Aussenstehende mag Paulo Sousa zwei Spiele vor der Winterpause noch immer wenig greifbar zu sein. Das Auftreten des FC Basel auf dem Rasen zeigt vor dem Auswärtsspiel beim FC Luzern aber, dass der Portugiese innerhalb des Clubs durchaus angekommen ist.
Zwei Spiele noch, dann geht der FC Basel in die Winterpause. Das wäre ein möglicher Zeitpunkt, um von Paulo Sousa eine erste, kleine Halbzeitbilanz zu hören. Doch damit kann der Trainer des FCB an diesem Freitag in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Luzern nicht wirklich dienen.
Wo er den grössten Fortschritt sehe, den seine Mannschaft in seinem ersten Halbjahr als FCB-Trainer gemacht habe, wird Sousa gefragt. Und welches das grösste Problem gewesen sei, dem er nach seinem Amtsantritt im Sommer begegnete? Sousa antwortet, wie er bislang fast jede Frage beantwortet, seit er in Basel angeheuert hat: mit dem Hang zur Makro-Analyse. Details, kleine Geschichten aus dem Leben der Mannschaft, die seine Ausführungen greifbar machen, liegen ihm ganz offensichtlich nicht.
Also sagt Sousa, das Team habe im taktischen Bereich Fortschritte gemacht: «Die Jungs sind klarer in den Entscheidungen, aber das war vorauszusehen.» Ausserdem sei die «Intensität» – eines seiner Lieblingswörter – viel näher «an dem, was ich erwarte». Und die grösste Schwierigkeit, die ihm in Basel begegnet ist? «Dass alles neu ist, wenn man einen neuen Prozess beginnt.» Ein neuer Mann in der Verantwortung bedeute auch, dass sich alle im Club erst einmal kennenlernen müssten, ehe sie sich verstehen können.
Die Mannschaft hat die Botschaft verstanden
In diesem Sinn lässt sich sagen: Basel hat Paulo Sousa inzwischen einigermassen kennengelernt. Das bedeutet auf den Rasen bezogen, dass die Mannschaft nicht mehr jene fast schon unerklärlichen Systemausfälle zu beklagen hat, die sie zu Saisonbeginn noch beklagte. Was den Fussball betrifft, den Sousa mit den Rotblauen spielen will, scheint der Portugiese seine Botschaft an die Mannschaft zu bringen.
Was die Spieler von ihrem neuen Coach ebenfalls erfahren haben: Sousa ist einer, der gerne vieles unter Kontrolle hat. Und das endet bei weitem nicht bei den Leistungsdaten, die er während der Spiele und Trainings via GPS-Sender sammelt. Sousa lässt auch die Schlafqualität messen, er versammelt die Spieler noch immer jeden Morgen zum gemeinsamen Frühstück.
Kommunikation gegen aussen? Nicht Paulo Sousas Lieblingsbeschäftigung
Und Sousa kann richtig hart sein, wenn ihm etwas nicht passt. Was auch immer sich Geoffroy Serey Die hat zuschulden kommen lassen – dass ein Spieler über eine Woche lang vom Mannschaftstraining ausgeschlossen wurde, das gab es beim FCB nicht einmal bei Raul Bobadilla. Der blieb nach seiner Raserfahrt durch Seewen bloss für ein paar Tage vom Training ausgesperrt, ehe er nach Augsburg abgeschoben wurde.
Die Art und Weise, wie Sousa den Fall kommentiert, demonstriert eine andere Seite, die Basel an seinem Cheftrainer entdeckt hat. «Es gibt keinen Grund», sagt er auf die Frage, warum Serey Die Einzeltrainings absolvieren muss. Und: «Dazu habe ich nichts zu sagen.» Fertig.
Klarer könnte er es nicht ausdrücken: Die offene Kommunikation gegen aussen ist nicht seine Lieblingsbeschäftigung.
Das ist mit ein Grund, weswegen Sousa im Herbst reichlich verfrüht durch ein erstes mediales Tief wandern musste. Weil er keine grosse Lust hat, sich gross zu erklären, muss er damit leben, dass andere seine Arbeit frei interpretieren.
Sousa mag das egal sein. Das gilt jedoch nicht unbedingt für die Führungsriege des FCB, die ihren Cheftrainer durchaus darauf hingewiesen hat, dass sie bei ihm in der Öffentlichkeitsarbeit noch Luft nach oben sieht.
Wenig Interpretationsspielraum
Bleiben die Resultate wie zuletzt, bleibt allerdings herzlich wenig Interpretationsspielraum: Der FCB gewinnt und gewinnt, er ist «in einer positiven Spirale», wie Verteidiger Fabian Schär feststellt. Bleibt das auch in den letzten beiden Spiele vor der Winterpause so, kann Sousa zufrieden in die Weihnachtsferien reisen.
Natürlich interessiert in Basel vor allem das Endspiel um die Teilnahme an den Achtelfinals der Champions League vom Dienstag in Liverpool. Und ebenso natürlich sind sich alle Vertreter des FCB einig, dass die ganze Konzentration zuvor dem FC Luzern zu gelten habe, auf den die Basler am Samstag treffen.
Der FCB reist erst am Samstag nach Luzern
Spezielle Massnahmen hat Sousa nicht ergriffen, um sicher zu gehen, dass seine Spieler mental nicht bereits an der Anfield Road sind: «Wir arbeiten die ganze Zeit daran, dass die Spieler mit der richtigen Einstellung antreten. Wir sind da auf einem guten Weg.» So dürfen die Basler die Nacht auf Samstag bei ihren Familien verbringen, der FCB reist erst am Spieltag nach Luzern.
Gleich ganz zu Hause bleiben dürfen drei gelb-gesperrte Basler: Marcelo Diaz, Shkelzen Gashi und Marek Suchy. Ob er bereits eine Idee habe, wie er all die gesperrten Spieler kompensiere, wurde der FCB-Trainer an diesem Freitag noch gefragt. Und weil Basel Paulo Sousa eben schon ein wenig kennen gelernt hat, konnte sich eigentlich jeder die Antwort bereits im Voraus ausmalen: «Ja, wir haben unsere Ideen.» Fertig.