In der Kuppel Basel stellte Laurin Buser seine Debüt-CD «Nachtaktiv» vor – und balancierte zwischen Slam und Singer-Songwritertum. An seiner Seite: Eine solide Live-Band, die sich fast zu stark in den Dienst an der Sache stellte.
Praktisch immer wenn Slampoet Laurin Buser auf die Bühne tritt, wird er frenetisch empfangen. So war es auch am Samstag bei seinem Konzert in der Kuppel. Doch abgesehen vom Jubel war vieles neu. Der Slammer taufte seine CD «Nachtaktiv», eine EP mit sieben Tracks – und performte diese zum ersten Mal mit eigener Band. Ein Slammer, der plötzlich zum Singer/Songwriter mutiert – geht das auf?
Buser dachte während einer Ansage selber laut darüber nach und fragte sich rhetorisch, was denn einen Singer/Songwriter ausmache. «Eine Gitarre!», rief es aus dem Publikum – allgemeines Gelächter. Der Slam-Poet ist doch mehr Rapper als Barde, die Instrumente überlässt er seiner Band. Diese begleitete Busers Texte solide, überliess ihm aber grösstenteils die Show.
Zwischen Anarchie und Verpflichtung
Das Markenzeichen des 22-Jährigen sind seine unerwarteten Textwendungen. Im Song «Schneeengel» rappt er darüber, wie er sein Leben führen will: «Ich muss mich entscheiden: Kopf oder Zahl, ich wähle aber Herz und damit Chaos total».
Der Konflikt zwischen Anarchie und Verpflichtung, der so manchen Mittzwanziger beschäftigt, dringt im selben Song erneut durch: «Ich möchte Ruhe geniessen und zu Buddhisten, doch ersticke in diesen drecks To-do-Listen.» Der Slammer reimte Vielen im vornehmlich jungen Publikum aus dem Herzen. Am Puls sein – das ist auch in seinen Songtexten eines seiner Markenzeichen.
Dass er durch die Kleinkunst bereits einiges an Bühnenerfahrung hat, merkte man ihm an. Sehr souverän reimte er sich durch die Zeilen, ja, «etwas zu souverän», hörte man nach dem Konzert von einem Zuschauer, «der Überraschungsmoment fehlte ein bisschen.»
Zwischen Ernst und Ironie
Freestile waren dafür die Ansagen, die mal witzig-geistreich, mal holprig-ausgefranselt wirkten. Das Publikum war einige Male verdutzt, wusste scheinbar nicht, wie Buser das jetzt meinte, wenn er übers Kiffen sagte: «Ein vernebelter Geist bleibt ein vernebelter Geist.» War das ernst oder ironisch? Die Antwort kann man sich denken, die Ansage galt dem eingedeutschten Cover von Kendrick Lamar’s «The Recipe». Ein Highlight, bei dem die Schwestern Julia und Emilia Taubic als Backvocalistinnen entzückten.
Überhaupt überzeugte die gesamte Band, allesamt Musiker aus der Region Basel. Drummer war neu Florian Haas, den man von der Basler Band «Kapoolas» kennt. Er ersetzte Sascha F., der beim Schreiben der Songs mitgewirkt hatte. Mischa Maurer spielte Keyboard, Rafael Scheiwiller war am Bass und Dominik Beck an der Gitarre, der als einziger auch ein längeres Solo spielte. Gerne hätte man sich mehr Band gewünscht, mehr Ausbruch, mehr Improvisation.
Wie bei jeder guten Plattentaufe durfte das feierliche Begiessen der CD mit einem guten Tropfen nicht fehlen. Diesen hatte Buser am Start, die CD allerdings musste ihm das Publikum vom Merchandise-Stand nach vorne reichen, wo sie umgehend begossen wurde. Nach zwei Zugaben war Schluss, ein wenig früh zwar für eine CD, die «nachtaktiv» im Titel trägt – aber dafür kann man sich Busers Texte ja nun erstmals in der guten Stube anhören. Immer und immer wieder.