Lesestoff für den Liegestuhl

Das Meer ruft, die Koffer werden gepackt. Nur: Welches Buch soll mit in die Ferien? Wir haben in Basler Buchhandlungen nach Tipps gefragt.

(Bild: Nils Fisch)

Das Meer ruft, die Koffer werden gepackt. Nur: Welches Buch soll mit in die Ferien? Wir haben in Basler Buchhandlungen nach Tipps gefragt.

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Quer durch Indien, drei Wochen am Strand, Summer in the City: All diese Wagnisse sollte man nicht ohne ein gutes Buch in Angriff nehmen.

Nur welches? Wir haben die gefragt, die es wissen müssen: die Basler Buchhandlungen. Dabei ist eine ganze Familie von Büchern entstanden, aus der wir hier ein paar vorstellen – Langversionen der hier präsentierten sowie weitere Bücher finden Sie hier.

Der Comix Shop ­empfiehlt «Die falschen Gesichter»

Es ist sehr schön frech: Im Paris der Achtziger tun sich acht Ganoven zusammen und knacken eine Bank nach allen Regeln der Kunst. Keiner erkennt sie, die Polizei steht zehn Jahre lang auf dem Schlauch. Währenddessen dreht die Bande ein Ding nach dem andern. Noch frecher: Die Geschichte ist wahr. Doch wie jede gute Formation bricht auch diese irgendwann auseinander. Sven Keiser vom Comix Shop schwärmt von der Umsetzung der Geschichte durch David B. und Tanquerelle, der schon bei Marjane Satrapis «Persepolis» die Finger im Spiel hatte. «Geheimtipp!» ruft er. Und: «Der Sog ist ungeheuer!»

> David B. & Tanquerelle: «Die falschen Gesichter». Avant Verlag, 152 Seiten.

Das Nasobem empfiehlt «Wenn ich was kann, dann nichts dafür» von Jan-Uwe Fitz

Inzwischen ist das Nasobem geschlossen. Kurz vorher hatte Franziska Freivogel für uns noch einen Buchtipp parat, und zwar den Roman des Wahl-Berliners Jan-Uwe Fitz: «Wenn ich was kann, dann nichts dafür». Das sei ein passendes Motto zur Stunde, sagte Freivogel. Aber geklagt wird nicht, das Team sei sich von vornherein des Risikos bewusst gewesen. Und das Buch zum Abschied scheint eine höchst konsumierbare Sause zu sein, passenderweise übers Reisen. Apropos: Frau Freivogel wehrte sich partout, auf Hochdeutsch in die Kamera zu sprechen. Reklamationen nimmt sie persönlich entgegen.

> Jan-Uwe Fitz: «Wenn ich was kann, dann nichts dafür». Ullstein Verlag, 256 Seiten.

Die Bachletten Buchhandlung empfiehlt John Lanchesters «Kapital»

Noch nie haben Strassenzüge so schnell ihr Gesicht verändert wie in diesen Jahren. Bei John Lanchester ist es die Pepys Road in London. «Doch in der Bachlettenstrasse ist es nicht anders», sagt Matthyas Jenny über den Standort seiner gleichnamigen Buchhandlung. «Früher zogen Menschen hierher, um ihr Geld zu verdienen. Seit einigen Jahren können nur noch Leute kommen, die das Geld bereits mitbringen.» John Lanchester beschreibt den Wandel in der Pepys Road anhand der Geschichten ihrer Anwohner: der Gewinner und Verlierer, der Neureichen und der Alt­armen, anhand von Familien, Einzelgängern und einem afrikanischen Fussballspieler. Der Journalist Lanchester legt mit «Kapital» sein literarisches Debüt vor. Ein Journalistenroman? «Keineswegs», sagt Jenny, «ihm ist ein Wurf gelungen.» Ebenfalls gut zu wissen: Man nimmt mit «Kapital» keine Streitschrift in die Hand (wie der Titel vielleicht vermuten lässt), sondern eine Gesellschaftsanalyse ohne Moral.

> John Lanchester: «Kapital». Klett-Cotta, 682 Seiten.

Olymp & Hades empfiehlt «Besser» von Doris Knecht

Die Buchhändlerin Yvonne Peyer ist mit ihrem Geschäft Olymp & Hades seit Kurzem glücklich am Neu-weilerplatz zu finden. Doris Knechts neuer Roman «Besser» sei eine Entdeckung gewesen, sagt Peyer in ihrem Video-Buchtipp: «Ein Familien-, ein Gesellschafts-, ein Frauenroman in süffigem Wiener Stil, der mich berührt und reinzieht, obwohl ich in einer ganz anderen Situation bin als die Protagonistin.»

> Doris Knecht: «Besser». Rowohlt, 288 Seiten.

Bider & Tanner empfiehlt «Schneckenmühle» von Jochen Schmidt

1989, ein Feriensommer in Sachsen, noch ist richtig DDR. «Ein Roman übers Erwachsenwerden, der uns auch hier im Westen anspricht», sagt Franziska Zeller – die selber aus ­Freiburg im Breisgau stammt. «Das Buch ist nicht nur humorvoll, sondern auch traurig, dabei aber sehr warmherzig.»

> Jochen Schmidt: «Schneckenmühle». C.H. Beck, 220 Seiten.

Thalia empfiehlt die ­«Kleine Philosophie des Reisens»

Philosophie als Reiselektüre? Klingt harzig. Studium im Liegestuhl? Ungern. Doch dieses Philosophenbuch sei anders, sagt Silvio Kohler von der Buchhandlung Thalia. Die grössten Denker des Abendlandes von Platon bis Benjamin, welche die Literaturwissenschaftlerin Karen Genschow in diesem Band zusammengebracht hat, lassen Theorie und System zu Hause, plaudern aus dem Nähkästchen und erzählen von ihren Reise­erfahrungen. Warum reisen? Wie bricht man auf? Welche Bemühungen kann man sich als Reisender sparen? Und was sind die wahren Früchte? Eine Kunst des falschen Reisens ist dabei, um Reisevorbereitungen geht es und um die nicht zu verachtende Anforderung des Zurückkommens. Und ganz wichtig: Es geht auch um das faul Zuhausebleiben.

> Karen Genschow (Hg.): «Kleine Philosophie des Reisens». Fischer, 256 Seiten.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13

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