Regisseur Costa-Gavras widmet sich in «Le Capital» dem Thema Banken.
Die Bankräuberbranche steckt in der Krise. Der Umsatz ist rückläufig. Viele Bankräuber stehen auf der Strasse oder machen Umschulungskurse zum Fondsmanager. Auch in der Filmindustrie hat die Bankräuberei ihren Zauber etwas verloren.
Wer heute illegal Geld machen will, ist als Banker oder Steuerberater besser dran. Banker werden bei kriminellen Machenschaften seltener erschossen und kommen, wenn es schiefgeht, meist mit einem Bussenzettel oder einer Abgangsentschädigung davon. Das Verzeichnis der Strafzettel, die Banker in den letzten Jahren unter dem Panzerglasscheibenwischer fanden, ist so lang, dass eine Kolumne drei Seiten lang würde, wollte sie sie auflisten: Deshalb nur die zehn Bussfertigsten: Royal Bank of Scotland 470 Mio.! Barclays 452 Mio.! Lloyds TSB 350 Mio.! Credit Suisse 526 Mio.! Goldman Sachs 550 Mio.! Deutsche Bank 553 Mio.! Standard Chartered 667 Mio.! ING 619 Mio.! Die UBS ist weltweit zweifach Spitze: Sie zahlte 2009 780 Mio. und 2013 1,54 Milliarden an Bussen!
«Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?»
Wer jetzt kurz in Ruhe überlegen will, wie lange man mit so einem Bussenzettel sein Auto im Innenhof des Basler Rathauses parkieren könnte, der macht womöglich einen kapitalen Fehler und verpasst «Le Capital». Der Film widmet sich ganz jenen Bankräubern, die sich haben umschulen lassen. Ohne einen Schuss abfeuern zu lassen, führt Regisseur Costa-Gavras uns vor Augen, was Brecht meinte, als er sagte: «Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?»
Aber Vorsicht: Filme von Costa-Gavras haben die Eigenschaft, dass sie unsere Vorurteile bestätigen. Für all jene, die sich gerne einen Abend lang gegenseitig auf die Schultern klopfen, bietet das feinste Spannung. Wer aber vertiefter über die Wertschöpfung nachdenken möchte, kann ja mal damit beginnen: Wenn Sie Ihre Kinokarte mit der Kreditkarte bezahlen, gehen zirka zwei Prozent an eine Bank …
Le Capital läuft im Eldorado. Zum TaWo-Kinoprogramm gehts hier.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.05.13