In «Silver Linings Playbook» sucht der instabile Pat seinen Weg zurück ins Leben.
Das fängt ja gut an: Pat (Bradley Cooper) verliert Job, Frau und, wer wird es ihm verübeln, darüber auch den Verstand. Nach sechs Monaten Klinikaufenthalt kommt zu seinen Problemen noch ein weiteres hinzu: Die Wohnung ist auch weg und er muss wieder bei seinen Eltern wohnen.
Das allein könnte einen 30-Jährigen schon um den Verstand bringen. Doch es wird noch schlimmer: Mama (Jacki Weaver) ist eine Überbehüterin, die keinen Widerspruch akzeptiert, und Papa (Robert de Niro), ein spielsüchtiger Zwangshandler, darf wegen seinem Hang zum Prügeln keine Footballspiele mehr besuchen. Das sorgt weder in der Nachbarschaft noch in Pats Seelenhaushalt für ein ausgeglichenes Klima.
Nur Tiffany (Jennifer Lawrence), die am Ende der Strasse wohnt, scheint keine Berührungsängste zu kennen: Sie ist – wie Pat – eine Borderlinerin. Auch sie hat ihre grosse Liebe verloren. Auch sie braucht eigentlich mehr Hilfe, als sie geben kann.Was nun folgt, ist Pats und Tiffanys Kampf um einen Neuanfang – ein Kampf vor allem mit sich selbst. Obwohl beide ganz auf sich alleine gestellt sind, raufen sie sich zusammen, mit rücksichtsloser Offenheit und schonungsloser Ehrlichkeit. Dabei fällt auch in ihrem Umfeld die eine oder andere Maske. Pats Bruder erweist sich als gar nicht so glücklich. Die Ehe des besten Freundes steht vor dem Bruch. Der Vater verzockt sich beim Spiel und ruiniert die Familie. Plötzlich wird aus der Familienkomödie eine Kleinbürgerstudie. Erst der instabile Pat bringt als Katalysator das ganze Umfeld mit seiner Unmittelbarkeit wieder in Bewegung und löst schliesslich nicht nur sein Problem, indem er über seine Trennung hinwegkommt.
Was als interessante Komödie anfängt, endet folgerichtig in einem dramaturgischen Parforce-Schluss: Des Vaters Traum wird erfüllt. Mutter quietscht vor Glück. Pat erkennt die wahre Liebe. Tiffany findet zu sich. Und wir suchen gerührt den Ausgang. Zurück in die Gegenwart der offenen Schlüsse.
- «Silver Linings Playbook» läuft in Basel in den Kinos Eldorado und Capitol.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.01.13