Madrid-Tagebuch: Den Basler Picassos auf den Fersen

Zusammen mit 180 Werken des Kunstmuseums reist auch die TagesWoche nach Madrid – um zu sehen, ob sich die Picassos mit dem Tizian im Prado gut verstehen. Mein Tagebuch, Teil 1.

Hier steh ich: Madrid. (Bild: Karen N. Gerig)

Zusammen mit 180 Werken des Kunstmuseums reist auch die TagesWoche nach Madrid – um zu sehen, ob sich die Picassos mit dem Tizian im Prado gut verstehen. Mein Tagebuch, Teil 1.

Das Stammhaus des Kunstmuseum Basel wird umgebaut, bis 2016 bleibt es geschlossen. 180 Werke aus der Sammlung traten daher die Reise in den Süden an. Nach Madrid, um genau zu sein.

Sie verliessen still und an einem geheimen Tag das Haus am oberen Ende der Wettsteinbrücke, um später mit Polizeischutz und Sirenen in den Prado und das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia gefahren zu werden. Dort werden sie in den kommenden Monaten ein anderes Publikum entzücken.

Darunter sind die zehn Picassos, die sich zu ihren Vorbildern im Prado gesellen. Und da sind rund 100 Werke der Moderne, die ihre temporäre Heimat in der Reina Sofia finden, zusammen mit den Gemälden der Sammlungen Im Obersteg und Staechelin.

Dass die Picassos kommen, das entzückt die Madrilenen besonders. Denn der Prado, ihr Heiligtum, beherbergt kein einziges Werk des spanischen Künstlers. Und in der Reina Sofia kann man zwar mit «Guernica» eine von Picassos berühmtesten Arbeiten bewundern – damit hat sichs dann aber auch schon.



Die Basler Picassos im Prado.

Die Basler Picassos im Prado. (Bild: Karen N. Gerig)

Kein Wunder also ist die spanische Presse schon vor Eröffnung der Ausstellungen voll des Lobes. Dass die Bilder da ein solches Aufsehen erregen, kommt uns Baslern fast schon ein wenig spanisch vor…

Also überzeuge ich mich vor Ort. Schon im Flugzeug merke ich, dass ich nicht alleine gen Süden fliege. Dass auch andere Basler gespannt mitverfolgen, was mit den bekannten Bildern in der grossen Stadt passiert. Kunstsammlerin Ulla Dreyfus-Best etwa, die mir beim Einsteigen zuruft: «Ah, die Presse ist auch schon da!» Die Eröffnungen der Ausstellungen am Montag und Dienstag werden wohl eine Art Klassentreffen.

Doch was wäre ein Ausflug nach Madrid, wenn man nicht zuerst einmal ein wenig etwas von der Stadt sehen könnte?

Bitte sehr, eine Dame namens Rosario führt die Basler Gruppe herum, zeigt den Prado (erstmal von aussen), das Museo Thyssen-Bornemisza und das streng bewachte Parlament, die Plaza Mayor und die Plaza de Cibeles, auf der Real Madrid jeweils der Stadt den Meister(pokal) zeigt.



Die Puerta del Sol war einmal – heute heisst das Vodafone Sol.

Die Puerta del Sol war einmal – heute heisst das Vodafone Sol. (Bild: Karen N. Gerig)

Ah ja, und von Rosario (die fast schon Klischee-gerecht in Camper-Schuhen vor uns hergeht) erfahren wir auch, wie gross die Geldnot der Spanier tatsächlich ist. So gross nämlich, dass die Puerta del Sol – einer der bekanntesten Plätze Madrids, von dem aus unter anderem alle Autobahnen in Spanien vermessen werden – für ein paar Millionen an Vodafone verpachtet wurde.

Und deshalb nun für die kommenden fünf Jahre «Vodafone Sol» heisst. Dass am selben Platz Apple einen seiner grössten Flagshipstores weltweit hat bauen lassen, geht angesichts einer solchen Frechheit beinahe unter.

Aber ein paar Tapas und etwas Schlaf drüber, und ab sofort gilt unser Interesse der hehren Kunst. Und all der Prominenz, die sich angekündigt hat – von Königin Letizia bis Guy Morin. Wir sind gespannt. Und halten Sie auf dem Laufenden.

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Teil 2 des Tagebuchs folgt am 17.3.
Das Spanienreisli erfolgt auf Einladung des Basler Kunstmuseums.

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