Marc-Uwe Kling

Vom Slam-Poeten zum Satire-Punk: Der Berliner Autor begeistert mit seinen «Känguru»-Geschichten.

Zaubert Känguru-Geschichten aus dem Zylinder: Marc-Uwe Kling. (Bild: zvg)

Vom Slam-Poeten zum Satire-Punk: Der Berliner Autor begeistert mit seinen «Känguru»-Geschichten.

Stellen Sie sich vor: Es klingelt an der Wohnungstür. Sie öffnen. Ein Känguru grüsst und bittet um Salz und Eier für ein Omelett. Sie leisten Nachbarschaftshilfe. Es klingelt wieder. Und wieder. Nicht einmal eine Pfanne hat das Känguru. Und ehe sie es sich versehen, ist das Beuteltier bei ihnen eingezogen. Als hätten Sie als phlegmatischer Kleinkünstler nicht schon genügend Stress, müssen Sie sich fortan mit diesem radikalen Untermieter herumschlagen: Das Känguru zitiert wahlweise Marx, Kurt Cobain oder sich selber und schmarotzt sich schmatzend durch Ihren Alltag, indem es sich etwa mit Ihren teuer erstandenen Kirsch-Pralinés in einen Rausch schleckt. Klingt absurd? Klingt nach Kling!

Mit seinen «Känguru Chroniken» legte der Berliner Marc-Uwe Kling 2009 ein wunderbar aufmüpfiges, zum Aufhüpfen komisches Literaturdebüt vor. Dem Erfolg zugrunde lagen jahrelange Erfahrungen als singender Songwriter und Slam-Poet. Auf der Bühne hatte Kling, Jahrgang 1982, für die Wirkung seiner pointierten, kurzen Texte die Bestätigung erhalten, dass sein Humor ankam. Dass ihn sein Ideenreichtum aufs Känguru brachte: wunderbar. Dass sich ein Verlag für die Episodensammlung begeistern liess: nachvollziehbar.

Süffig geschrieben, voller überraschender Pointen und Kapriolen und zugleich herrlich gespickt mit gesellschaftskritischen Ansätzen sind die «Chroniken». Damit hatte Kling dermassen durchschlagenden Erfolg, dass unterdessen bereits die Fortsetzung erschienen ist: «Das Känguru-Manifest». Darin ruft das Beuteltier einen Fight Club ins Leben und schlägt sich mit seinen Erzfeinden, darunter ein Scooter-hörender Pinguin, herum. Dagegen sind Cartoons wie jene von «Calvin & Hobbes» Kinderkram.

Dass die «Känguru»-Bücher in jeden Beutel gehören, hat sich auch in der Schweiz herumgesprochen. In seiner Heimat wurde Marc-Uwe Kling bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt etwa mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2012. Ganz schöne Luftsprünge also, die er mit seinem Känguru macht – schön, dass er dennoch auf dem Boden geblieben ist und man ihn ganz nah, im «Parterre», erleben kann. Hinhoppeln!

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 04.05.12

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