Marcel Schwalds poetische Satire für Culturescapes

Eine griechisch-schweizerische Performertruppe fragt sich, wie sehr Geld den Einzelnen prägt. Dabei erweisen sich die Unterschiede zwischen dem quasi bankrotten Griechenland und der reichen Schweiz als gar nicht so gross, sagt Theatermacher Marcel Schwald.

Aufwärmzeit für «Money Piece I» in Athen mit Performern aus der Schweiz und aus Griechenland. (Bild: Zoe Hatziyannaki)

«Natürlich landet man, wenn man die beiden Länder miteinander vergleicht, schnell bei den Klischees», sagt Marcel Schwald. Der Basler Theatermacher hat für das Festival Culturescapes mit dem Schwerpunktthema Griechenland ein Theaterprojekt mit griechischen und Schweizer Bühnenkünstlern entwickelt. Die Gegensätze könnten grösser kaum sein: Da trifft also die superreiche Schweiz auf das krisengeschüttelte Griechenland.

«Money Piece I (Comedy)» nennt Schwald sein Projekt. Es geht also um Geld und damit automatisch auch um die damit verbundenen Klischees. Und wenn Griechenland ins Spiel kommt, natürlich auch um die Krise. «Aber wir möchten die Menschen in unserem Projekt nicht auf die Krise reduzieren», sagt Schwald, «das wollen vor allem die Künstler aus Griechenland nicht.»

Die griechischen Künstler, namentlich ein Performer und ein Musiker, hat Schwald in der Athener Szene aufgegabelt – eine sehr reichhaltige Szene mit unglaublich vielen Theatern, wie er sagt. Sie treffen auf zwei Performer aus Basel, mit denen Schwald bereits regelmässig zusammengearbeitet hat. Zusammen hat die interkulturelle Truppe einen Monat lang in Athen und drei Wochen in Basel ein Projekt auf die Beine gestellt.

Marcel Schwald.

Ist es eine Komödie, wie es im Titel heisst? «Ich würde es eher als eine poetische Satire bezeichnen», sagt Schwald. Er bezeichnet sich selber als Theatermacher, der «extrem antiautoritär» arbeitet und entsprechend prozessartig vorgeht. «Das hat sich in diesem Projekt sehr bewährt», sagt er.

Herauskristallisiert hat sich eine Art Multiple-Stand-up-Comedy mit viel Musik. Die vier Performer reflektieren über ihre individuelle Beziehung zum Geld und zum Sparen – ein Clash der Kulturen, der unter dem Strich aber auch erstaunlich viele Überschneidungen hervorbringt, wie Schwald sagt.

Eine nachvollziehbare Geschichte mit einem roten Faden ist also nicht zu erwarten. Erwartet wohl auch kaum jemand, der Schwalds bisherige Arbeiten kennt. Das liegt unter anderem auch an seiner Ausbildung: Interkulturelles Theater in Utrecht, Postdramatisches Theater am renommierten Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen. Danach kam eine Regieassistenz beim gefeierten Meister der chorischen Wortspielereien, René Pollesch. Das hat Schwalds Arbeitsweise geprägt.

Mit seinen hintersinnigen und collagenhaften Projekten hat sich Schwald inzwischen weit über die Grenzen seiner Geburtsstadt Basel einen klingenden Namen erarbeitet. Und auch eine Fangemeinde aufgebaut, die sich gerne von den verschrobenen Theaterwelten Schwalds einnehmen lässt.

«Money Piece I (Comedy)» von Marcel Schwald. Eine schweizerisch-griechische Kollaboration im Rahmen von Culturescapes. 22. bis 25. und 27. Oktober in der Kaserne Basel.

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