Mermet? Ah, der Nashorn-Zeichner!

Seine Plakate gehören zu Basels Stadtbild wie das Münster und der Rhein. Doch die wenigsten wissen, wer den BVBär und das National-Versicherungs-Nashorn gezeichnet hat. Heute eröffnet Grafiker Louis Mermet eine Ausstellung in der Galerie am Spalenberg.

Grafiker Louis Mermet vor einem Plakat, das er für die Polizei gemacht hat. (Bild: Nils Fisch)

Seine Plakate gehören zu Basels Stadtbild wie das Münster und der Rhein. Doch die wenigsten wissen, wer den BVBär und das National-Versicherungs-Nashorn gezeichnet hat. Jetzt zeigt der Grafiker Louis Mermet sein Werk in der Galerie am Spalenberg.

Bis auf die gelben Augen der Katze auf dem Velo ist das ganze Plakat schwarz, darüber steht in weisser Schrift: «Nie ohne Licht.» Womit alles gesagt wäre. Dann: Eine Jackentasche, eine Hand. Die Hand zieht das Portemonnaie aus der Tasche. Darunter die Warnung: «Vorsicht Taschendiebe!» Eine Schnecke mit dem Tempo-30-Zeichen auf dem Häuschen, «langsam, aber sicher». Und das Nashorn der National Versicherung, in allen Variationen, mit Schneemann, beim Eishockeyspielen, den Handstand machend.

Diese und etliche weitere Plakate gehören seit 1967 zum Stadtbild. Selbst bei älteren Bewohnerinnen und Bewohner wecken die Zeichnungen des Grafikers Louis Mermet (73) Kindheitserinnerungen. «Mermet? Ist das nicht ein Türke?», fragte mal ein Gast des «Manger & Boire» – und ahnte nicht, wen er das fragt. Louis Mermet, einen Basler mit französischen Wurzeln, der sich stets im Hintergrund aufhält, kein Aufsehen erregt durch seine Person, gemütlich sein Bier trinkt in der «Harmonie» und anderswo. Das Aufsehen erledigen seine Plakate für ihn, allesamt sind sie seiner Fantasie entsprungen, ohne konkrete Vorgaben der Auftraggeber.

Ei love you

Der Galerist Werner Röthlisberger stellt das Werk des Grafikers nun in der Galerie am Spalenberg aus. Und das will etwas heissen, bevorzugt der Galerist sonst eher Picasso und Braque, von Ersterem besitzt er gar eine grosse Original-Plakat-Sammlung. Doch Mermet überzeugt ihn genauso wie die Meister der Kunst. «Seine Plakate sind nicht nur grafisch, sondern auch künstlerisch wertvoll», sagt Röthlisberger. Wichtig sei auch, dass es sich ausschliesslich um Original-Lithographien handle. Will heissen: Der Grafiker selbst war allein am Werk – von der Idee bis zum fertigen Plakat. Kein Dreinschwatzen von anderen, alles Mermet.

Doch eine Frage bleibt: Wie war das damals mit dem Nashorn? «Der Werbeleiter der Versicherung wünschte sich ein Nashorn. Also habe ich ein Nashorn gezeichnet.» Louis Mermet ist kein Mann der grossen Worte, eher ein Mann der Taten. Wenn er am Ostersonntag erwacht und merkt: «Mist, ich habe kein Geschenk für meine Frau», nimmt er ein Ei aus dem Kühlschrank und schreibt «Ei love you» drauf. Und wenn eine Firma ein Plakat will, zeichnet er eben eins.

Sax mit Blumen

«Die Ideen kommen mir oft nachts», sagt er. Am nächsten Tag werden sie dann umgesetzt, täglich mindestens eine Zeichnung, heute noch. Das war auch beim BVBär so und bei der Uhr des Meyer-Geschäfts, dessen Y im Namen als Zeiger dient. Einfach – doch zuerst muss man auf die Idee kommen. Mermets Lieblingsplakat sind gezeichnete Köpfe mit verschiedenen Frisuren. Eine Coiffeur-Werbung. «Gspunne», wie er sagt. Auf dem neusten Werk ragt eine Blume aus einem Saxophon heraus. «Sax mit Blumen» – na logisch. Bloss etwas fehlt auf diesem Plakat: Da steht kein Name eines Blumengeschäfts. «Ich hab es noch nicht verkauft, mal sehen, vielleicht möchte es ja jemand…», sagt Mermet. Zündet sich eine Zigarette an. Und lächelt in sich hinein.

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