«Mir händ schon en Superstar im Repertoire: de Pingu!»

Die Lovebugs feierten an der Baloise Session ihr 20-jähriges Bestehen – und das mit alten Wegbegleitern wie Baschi Hausmann. Wie hat eigentlich alles begonnen? Eine Reise zurück ins Gründungsjahr 1993, als ihr Name noch falsch geschrieben wurde, Pingu ihnen die Show stahl und sie den Sprungbrett-Wettbewerb gewannen.

Die Urbesetzung der Lovebugs hielt nur einige Wochen: Baschi Hausmann, Adrian Sieber und Julie Lagger. (Bild: Julian Salinas)

Die Lovebugs feierten an der Baloise Session ihr 20-jähriges Bestehen – und das mit alten Wegbegleitern wie Baschi Hausmann. Wie hat eigentlich alles begonnen? Eine Reise zurück ins Gründungsjahr 1993, als ihr Name noch falsch geschrieben wurde, Pingu ihnen die Show stahl und sie den Sprungbrett-Wettbewerb gewannen.

Am Anfang war ein Inserat: «Schlagzeuger gesucht!» stand auf einem Zettel, der im Basler Musikgeschäft Major 7 aushing. Adrian Siebers Interesse war geweckt. Der 21-Jährige blickte auf Erfahrungen in Schülerbands zurück und suchte gleich gesinnte Leute mit Ambitionen. Noch am selben Abend griff er zum Telefon. Sebastian Hausmann, der den Anruf entgegennahm, erinnert sich: «Da war diese Stimme, die kaum einen Ton rausbrachte. Schüchtern meldete sich dieser Schlagzeuger. Einer, von dem ich noch nie gehört hatte. Und der mich dann auch noch zu fragen wagte: ‹Ja, seid ihr denn gut?› Frecher Kerl!, dachte ich mir und sagte ihm, er solle zur Probe kommen.»

Sebastian, den in Basel alle ‹Baschi› nennen, hatte als Musiker über zehn Jahre in England und in den USA gelebt. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz rief er mit seiner Frau Samantha, einer Sängerin, The Bash ins Leben. Adrian Sieber kam vorbei, setzte sich wortkarg ans Schlagzeug und – «spielte sensationell zu unseren Liedern», erzählt Baschi. «Man musste ihm nichts erklären!» Das war 1991. The Bash wuchsen in Basel rasch zu einer festen Grösse, ihr rauer Rock wurde zum Stadtgespräch, bald füllten sie das legendäre Konzertlokal Atlantis.

Mit ersten Songs aufs «Sprungbrett»

Die Songs entstanden mehrheitlich in Jam Sessions, durch Improvisationen im Proberaum. Adrian klinkte sich beim Songwriting ein, lieferte harmonische Variationen – doch viele Ideen wurden verworfen, weil sie in dieser Konstellation nicht funktionierten. «Ich begriff, dass nur ich selber spüren konnte, wie meine Ideen umgesetzt werden mussten. Also schuf ich mir ein eigenes Gefäss.»

Er startete zusammen mit einem Vierspur-Gerät der Firma ‹Fostex› ein Nebenprojekt: Füllte leere Kassetten mit Melodien, spielte dazu Schlagzeug, Gitarre und Keyboard-Bass. Die technische Einschränkung hatte ihre Vorteile: «Denn was auf vier Spuren nicht genügend berührte, funktionierte auch nicht als Song», sagt Adrian. 1993 beschriftete er eine Kassette mit ‹Lovebugs› – passend zur Musik, die niedlich und dreckig zugleich war – und schickte sie los: «Sprungbrett» hiess der Basler Nachwuchswettbewerb, bei dem er es auf Anhieb ins Halbfinale schaffte. Dieses würde auf der Bühne ausgefochten.

Ein Schwarm am Schlagzeug

Hatten die Lovebugs nur in seinem Kopf angefangen, so musste Adrian umgehend eine Band zusammenstellen. Was lag näher, als die engsten Freunde anzufragen? Baschi, ganz Vollblutmusiker, sagte umgehend zu, als Bassist einzuspringen. Gitarre und Gesang konnte Adrian selber übernehmen. Und als Taktgeberin verpflichtete er Julie Lagger. Sie spielte zwar erst seit einem halben Jahr Schlagzeug. Aber Adrian war in sie verschossen – und das zählte mehr als jede Erfahrung.

So stolperten die Lovebugs am 8. Juni 1993 erstmals auf eine Bühne und spielten sich mit charmantem, ungelenkem Schrammelrock in die Herzen des Publikums. «Ich hatte einen Fretless-Bass und traf kaum die richtigen Töne. Aber unsere Performance berührte alle», erzählt Baschi. Die Lovebugs stachen im Finale gar die favorisierte Soulrock-Band Daddy Long Legs aus. Als Preis winkte eine Woche Studioaufnahmen. Welch ein Auftakt!

Bald darauf entschied sich Adrian gegen die gloriosen Hormone und für eine groovende Harmonie: Julie Lagger musste gehen, Simon Ramseier, gerade einmal 18-jährig, stieg ein. Im Züricher ‹Dynamo› präsentierte sich die neue Formation erstmals vor Publikum. Die Besucher dieses Doppelkonzerts mit The Bash konnte man zwar an einer Hand abzählen, doch fanden sich gleich zwei neugierige Vertreter von Plattenfirmen ein. Eine beeindruckende Quote. Ein Versprechen für die Zukunft.

Auffahrunfall auf der Autobahn

Auf dem Heimweg wurden die Basler nachts um vier Uhr in einen Auffahrunfall auf der Autobahn verwickelt. Samantha sprang aus dem Bus und schrie: «My baby, my baby!», Baschi beruhigte sie. Adrian und Simon schauten sich verwundert an, bis sie aufgeklärt wurden: «Wir werden Eltern!» Die Verblüffung war gross, ebenso die Erleichterung, dass alle wohlauf waren.

Die Printmedien aber schlossen das Trio rasch ins Herz – «Wunderbar lethargischer Gitarrenpop» titelte der ‹Tages-Anzeiger› und auch DRS3 fand Gefallen. Eine Wechselwirkung wurde in Gang gesetzt, kontinuierlich stiegen Plattenverkäufe und Anzahl Konzerte, unermüdlich bedienten sich Journalisten der Floskel, die Lovebugs stünden kurz vor dem grossen Durchbruch. «Loveburgs: Drei Musiker auf Erfolgskurs» schwärmte die ‹Fricktaler Zeitung› am 15. Juli 1994 auf der Frontseite. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis der Bandname den Medien so vertraut war, dass sie ihn auch richtig schrieben.

  • Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch: «Lovebugs – Coffee and Cigarettes», das 2012 erschienenen ist. Die Publikation erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Christoph Merian Verlags, Basel.
  • Die Lovebugs spielen am 8.11. an der Baloise Session – u.a. mit einem Gastauftritt des Gründungsmitglieds Sebastian Hausmann.
  • Eine Konzertaufnahme der frisch gegründeten Lovebugs im Sommercasino 1993 ist derzeit in der Ausstellung «pop@basel» (Museum für Musik) zu sehen.

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