Eine Museumsnachts-Tour mit Kindern bereitet Spass, braucht aber viel Geduld. Dafür wird man am Schluss zur Marilyn.
Für Irem (10) ist es die erste Museumsnacht. Und sie ist begeistert. «Hier ist es sehr toll» schreibt sie mit dem Finger auf die beschlagene Scheibe im Naturhistorischen Museum. Soeben hat sie zusammen mit Maria (ebenfalls 10) den Präparator Alwin Probst solange ausgefragt, bis die beiden Mädchen so ziemlich alles über die Säbelzahnkatze wussten, die er für die Museumssammlung minutiös nachgebaut hat. Minutiös und so lebensecht, dass sich die Fragerinnen kaum trauten, ihre Nasen an die Vitrinenscheibe zu drücken.
Zuvor hatten sie sich vom Museumsdirektor Christian Meyer persönlich zum Kinderworkshop «Klopfen im Archiv» führen lassen. Bei ihren Grabungen nach Haifischzähnen waren sie ausgesprochen erfolgreich. Gegen dreissig Zähne fischten sie aus dem Sandkasten. Ein paar wenige durften sie mitnehmen.
Schlangen vor den Kinderworkshops
Im Naturhistorischen Museum Basel war die Museumsnacht noch relativ jung. Entsprechend war die Schlange vor dem abgesteckten Grabungsbereich nicht allzu lang – ein Umstand, der sich im Verlauf des Abends ändern sollte. Doch erst einmal zurück zum Beginn: Bei der ersten Station im Museum Kleines Klingental geht es noch ruhig zu und her. Im gut besetzen Refektorium wird eine Sonate für Klavier und Violine von Hans Huber gespielt. Nicht ganz nach dem Geschmack der Kinder, ganz im Gegensatz zum Stadtmodell im ersten Stock des Museums, das sie ausgesprochen fasziniert.
Später am Abend, nach dem Besuch des Naturhistorischen Museums, geht’s ins Museum der Kulturen. Die Schminkbar lassen wir aus – es ist eine Wartezeit von 40 Minuten angesagt. Dafür schaffen wir es in einem Glücksmoment nach relativ kurzer Wartezeit in den Stempelworkshop «Bin ich auch im Dunkeln schön?» Es ist wirklich Glück im Spiel, denn kaum drin angekommen, wächst die Warteschlange wieder an.
Basteln und Staunen
In diesem Workshop geht es darum, einen Stempel zu basteln, der dann mit fluoreszierender und im normalen Licht unsichtbarer Farbe auf die Haut aufgetragen werden kann. In der Dunkelkammer folgt dann die grosse Überraschung, wenn die Stempelabdrücke im UV-Licht plötzlich sichtbar werden. Ein kleines bisschen Unsicherheit bleibt, ob die Stempelabdrücke draussen wirklich nicht mehr sichtbar sind.
Nach einem kurzen Abstecher im Basler Münster – das Cello-Ensemble des Sinfonieorchesters Basel spielt gerade eine Septett von Astor Piazzola, geht es ins Bistro des Antikenmuseums. Ein kleiner Hunger hat sich eingestellt. Als Überraschung ist dort ein Spontan-Gesangsauftritt von Männerstimmen Basel zu erleben, die zuvor einen Konzertauftritt im Untergeschoss des Museums hatten. «Je travaille, je chante et je vie» singen die jungen feschen Männer wunderschön mehrstimmig. Männerstimmen Basel, das muss man sich merken.
Werde Marilyn
Im Kunstmuseum gegenüber wird zu Boogie-Woogie und Jazz getanzt. Klar, dass die beiden Mädchen da emsig mittun. Doch es ist mittlerweile spät geworden. Maria aber hat im Programmheft entdeckt, dass man sich im Anatomischen Museum Narben applizieren lassen kann. Und dass es dort Teddybären gebe, die man verbinden könne. Dieses Museum ist aber ein bisschen zu weit weg und der Abend so fortgeschritten, dass ich als Alternative das Spielzeug Welten Museum vorschlage, wo man sich, was im Verlauf des Abends immer deutlicher zu Tage tritt, mit Perücke und Schminke zur Marilyn Monroe umstylen lassen kann.
Im Museum dann ein kleiner Schock. Natürlich sind wir nicht die einzigen, die sich verwandeln lassen wollen. Aber dass die Schlange so lang ist, hätten wir nicht erwartet. Irem und Maria bleiben aber hartnäckig. Über eine halbe Stunde dauert es, bis wir drankommen, um dann als dreifache Marilyn Monroe das Museum wieder verlassen zu können. Jawohl als dreifache, denn die beiden Mädchen bestanden darauf, dass sich auch ihr erwachsener Begleiter schminken und mit einem hellblonden Lockenkopf behaaren lässt.
Die 14. Basler Museumsnacht verzeichnete einen neuen Besucherrekord: Laut einer Mitteilung der Museumsdienste Basel verzeichneten die 42 beteiligten Museen und Gastinstitutionen bis eine Stunde vor Schluss 105’874 Eintritte. Das sind 12,6 Prozent mehr als im Vorjahr und paar wenige mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011. Die Museumsdienste schätzen, dass insgesamt rund 32’000 Besucherinnen und Besucher unterwegs waren.