Mit Nikola Dietrich geht auch «Elaine»

Das Kunstmuseum Basel hat sein Programm fürs 2014 präsentiert. So ganz nebenbei nutzte man die Gelegenheit, auch noch Søren Grammel, den neuen Leiter des Museum für Gegenwartskunst, vorzustellen – und der bringt ein paar Neuerungen mit.

Marcel Broodthaers: «La Virgule», frei angelehnt an René Magrittes «Ceci n'est pas une pipe», wird eines der zentralen Werke in der Ausstellung «Le Corbeau et le Renard» im MGK sein. (Bild: zVg / ©)

Das Kunstmuseum Basel hat sein Programm fürs 2014 präsentiert. So ganz nebenbei nutzte man die Gelegenheit, auch noch Søren Grammel, den neuen Leiter des Museum für Gegenwartskunst, vorzustellen – und der bringt ein paar Neuerungen mit.

Als der Kunstraum für Neue Medien, das «Plug.in», Ende 2010 aus seinem Räumen gleich neben dem Museum für Gegenwartskunst (MGK) auszog, dachte man, das wars. So bald würde man dieses Haus nicht mehr betreten, um Kunst anzusehen. Im August 2011 aber fand man sich doch wieder da ein: zur Housewarming-Party von «Elaine», einem Projektraum des MGK, den man auch gerne als Offspace bezeichnete – obwohl er an eine Institution angegliedert war.

«Elaine» entstand auf die Initiative einiger Leute hin, darunter die damalige Leiterin des MGK, Nikola Dietrich. Während zweieinhalb Jahren wurden dort regelmässig Events veranstaltet – Performances, Videovorführungen oder Vorträge. Ist es Zufall, dass einen Monat, nachdem Nikola Dietrich das MGK verlassen hat, «Elaine» eine Veranstaltung mit dem Zusatz «is closing» ankündigt?

Ja und nein, sagt Søren Grammel, Dietrichs Nachfolger als Leiter des MGK. Dass es «Elaine» künftig nicht mehr geben wird, sei nicht geplant gewesen. Doch es habe sich ergeben, dass gleichzeitig mit Dietrich auch die anderen drei «Elaine»-Mitglieder Basel verlassen: Hannah Weinberger zieht es wie Dietrich nach Berlin, Tenzing Barshee war schon in letzter Zeit öfter in Bern als in Basel, und Scott Weaver geht nach Bregenz, ans Kunsthaus. «Ohne dieses Team gibt es kein ‹Elaine›», sagt Grammel.

Man solle daraus aber keineswegs folgern, dass der Raum nun dicht gemacht wird. «Im Gegenteil», sagt Grammel, «gerade 2015, wenn das Kunstmuseum geschlossen ist, werden wir froh sein über die zusätzlichen Räumlichkeiten.» Allerdings werde man bis dahin auf die Regelmässigkeit, auf die «Elaine» setzte, verzichten müssen.

Das System Gegenwartskunst

Eigentlich aber war Grammel am Dienstagmorgen in den Vortragssaal des Kunstmuseums gekommen, um zusammen mit den anderen Kuratoren des Hauses das Programm bis zur Schliessung des Kunstmuseums im Frühjahr 2015 vorzustellen. Und sich selbst auch ein bisschen.

In knappen Worten schilderte er seine Interessen, die sich vor allem auch um das Museum als Institution drehen. Er wolle in seiner neuen Position deshalb auch hinterfragen, wie man mit einem Museum für Gegenwartskunst arbeiten könne – oder konkreter: Wo liegen die Unterschiede zu anderen Institutionen, die zeitgenössischen Kunst ausstellen, zum Beispiel einer Kunsthalle?

Für seine ersten beiden Ausstellungen hat er sich deshalb auf die hauseigene Sammlung gestürzt. «Ich möchte die Ausstellungsstrukturen überdenken und die Trennung zwischen Sammlung und Sonderausstellungen aufgeben», erklärte er. Dies wird er zuerst mit einer Schau tun, die sich im Zentrum mit dem belgischen Künstler Marcel Broodthaers und mit dessen Interesse für sprachliche und visuelle Zeichen befasst: «Le Corbeau et le Renard» wird sie heissen und ab März 2014 gezeigt werden. Im Oktober dann präsentiert Grammel mit «One Million Years» eine Ausstellung, die Werke von Künstlern vereint, die mit Systemen arbeiten – von Hanne Darboven über Fiona Tan bis Sol LeWitt.

Ensor, Dürer, Wolf und Co.

Sammlungen spielen 2014 auch im Kunstmuseum eine grosse Rolle. Und nicht nur die eigene. Im Herbst etwa wird erstmals eine umfangreiche Auswahl aus der Basler Privatsammlung von Richard und Ulla Dreyfus-Best gezeigt. «For Your Eyes Only» wird Werke von Giuseppe Arcimboldo und Johann Heinrich Füssli bis Salvador Dalí und Max Ernst zusammenbringen – sicher eines der Highlights des Jahres.

Charles Ray: «Sleeping».

Charles Ray: «Sleeping». (Bild: ©Pro Litteris)

Ebenfalls neugierig macht die erste grosse Ausstellung des Jahres: «Die überraschten Masken: James Ensor» wird nicht nur die bekannten Maskenbilder des belgischen Künstlers nach Basel bringen, sondern auch unbekanntere Frühwerke, die ebenfalls von einem skurrilen Humor geprägt sind. Die Ausstellung ist hauptsächlich bestückt aus der Sammlung des Königlichen Museums für Schöne Künste Antwerpen. Dieses, so als nette kleine Randnotiz, schliesst 2014 wegen Sanierungsarbeiten die Tore – und lässt die Ensor-Werke deshalb nach Basel reisen. Eine ähnliche Lösung für Werke des Kunstmuseums lässt bekanntlich noch auf sich warten…

Neben Kabinettausstellungen zu Kasimir Malewitsch, der Präsentation von Ankäufen aus der Fotosammlung Herzog sowie der gänzlich aus dem Amerbach-Kabinett zusammengestellten Schau «Dürer und Umkreis» kündigte das Kunstmuseum noch zwei weitere grosse Ausstellungen an. Einerseits hat sich Kurator Bodo Brinkmann mit Caspar Wolf beschäftigt, dem Maler der Schweizer Alpen überhaupt. Andererseits will Direktor Bernhard Mendes Bürgi dem Publikum Charles Ray näherbringen. Weil die teils tonnenschweren Skulpturen des Amerikaners Platz benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten, wird sich diese Ausstellung gar über beide Häuser – das Kunstmuseum wie das MGK – erstrecken. Ein seltenes Projekt – und deshalb jetzt schon ein wenig aussergewöhnlich.

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Der letzte Event des «Elaine» findet am Freitag, 6. Dezember 2013, und Samstag, 7. Dezember 2013 statt. Programminfos gibt es unter www.elaine-mgk.ch.

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