Museumsstrategie ohne Heilsversprechen

Die lange erwartete Museumsstrategie steckt im Grundsatz die bestehenden Parameter der kantonalen Museumslandschaft ab. Neu sollen die fünf staatlichen Museen mehr unternehmerische und inhaltliche Freiheiten erhalten. 

Endlich auf dem Tisch: Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann und ihre Kultur-Co-Chefin Sonja Kuhn präsentieren die Museumsstrategie.

Die finanziellen Krisen im Kunstmuseum und im Historischen Museum Basel haben dafür gesorgt, dass sich die Museumsstrategie zum Politikum ersten Ranges entwickelt hat. Entsprechend gross war der Aufmarsch der Medienleute, als Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, sekundiert von der designierten Kultur-Co-Chefin Sonja Kuhn, das lange erwartete Papier vorstellte.

Was die zahlreichen Journalisten vorgesetzt bekamen, war ein 27-seitiges Papier. Man kann es als pragmatische Auslegeordnung der Museumslandschaft lesen. Als eine Leitlinie aber auch, die auf dem Status Quo aufbaut und in dessen Rahmen bleibt.

Ackermann verglich die Museumsstrategie mit einem «Bau- und Zonenplan». Hier die strukturellen und inhaltlichen Leitplanken, dort das Gebiet – und dieses hätten die Museen selber zu füllen. Zudem sei das Papier als Bekenntnis für eine starke und lebendige Museumslandschaft zu verstehen.

Das ist die Strategie

  • Kantonale Museen: Die fünf staatlichen Museen (Kunstmuseum, Historisches Museum, Naturhistorisches Museum, Museum der Kulturen und Antikenmuseum) bleiben Dienststellen des Präsidialdepartements. Sie werden also nicht in private oder halbprivate Körperschaften umgewandelt, wie dies vor allem bürgerliche Politiker immer wieder gefordert haben. Nach eingehender Prüfung habe sich dies als «nicht sinnvoll» herausgestellt, sagte Ackermann. Es ist auch keine Hierarchisierung der einzelnen Museen vorgesehen.
  • Aufsicht: Die Kompetenzen der einzelnen Museumskommissionen werden nicht ausgebaut. Sie bleiben begleitende Gremien mit Mitspracherecht bei Ankäufen, Dauerleihgaben, Schenkungen und der Direktorenwahl. Die eigentliche Aufsichtsfunktion bleibt bei der Abteilung Kultur, welche die Museumsbetriebe dreimal pro Jahr überprüfen soll.
  • Globalbudgets: Die Selbstständigkeit und inhaltliche Freiheit der kantonalen Museen soll im Rahmen der Leistungsvereinbarungen ausgebaut werden. Sie erhalten neu ein Globalbudget über eine Dauer von vier Jahren, was die Flexibilität in der Programmplanung wesentlich erhöht. Bis anhin mussten die Museen mit Einjahresbudgets arbeiten und konnten eingesparte Beträge nur über ein kompliziertes Bonus-Malus-System auf spätere Rechnungsperioden übertragen. Hierfür ist eine Änderung des Museumsgesetzes nötig, was dem Grossen Rat die Gelegenheit geben wird, ein Wörtchen mitzureden.
Grosser Medienrummel: Was steht denn jetzt drin, im lang ersehnten Papier?
  • Leistungsvereinbarungen: Die Abteilung Kultur soll die Leistungsvereinbarungen und Globalbudgets überprüfen und neu festlegen. Dies in einem Vierjahresrhythmus und jeweils nach Rücksprache mit der Bildungs- und Kulturkommission. In einem ersten Schritt sind Betriebsanalysen für alle kantonalen Museen geplant und in einem Fall bereits in Arbeit. «Budget und Leistungsauftrag müssen zusammenpassen», sagte Ackermann (mehr dazu weiter unten).
  • Standortfrage: Die Standorte des Kunstmuseums und des Museums der Kulturen sind unbestritten. Ebenso der Umzug des Naturhistorischen Museums in einen Neubau beim Bahnhof St. Johann – spätestens im Sommer soll das Neubauprojekt vor den Grossen Rat kommen. Bis dahin soll auch abgeklärt sein, ob der eigentlich vorgesehene Umzug des Antikenmuseums in den alten Museumsbau an der Augustinergasse statisch und klimatisch überhaupt möglich ist. Als mögliche Alternative erachtet wird ein Umzug des Historischen Museums.
  • Private Museen: Die Förderung privater Museen soll auf die Bereiche bildende Kunst, Medienkunst, Architektur und lokalhistorisch wichtige Themen beschränkt werden. Weiter subventioniert werden also die Fondation Beyeler, das Haus der elektronischen Künste (HeK), das Architekturmuseum und Augusta Raurica sowie die Basler Papiermühle und das Jüdische Museum. Nicht mehr berücksichtigt werden soll das Sportmuseum (von dem sich die Regierung allerdings bereits mehrmals vergeblich zurückziehen wollte). Nicht in den Bereich Museen fallen offensichtlich die Kunsthalle und der Ausstellungsraum Klingental.

Aufräumen ist eine andere Sache

Die Bewältigung der finanziellen Probleme, namentlich im Kunstmuseum und im Historischen Museum, sind in der Museumsstrategie nur als grundsätzliche Absicht verankert. Konkrete Massnahmen wie Betriebsanalysen bei allen staatlichen Museen sind Traktanden der Tagespolitik.

Bereits aufgegleist ist eine Betriebsanalyse beim Kunstmuseum, deren Resultate im Juni 2018 vorliegen sollen, wie Sonja Kuhn sagte. Anfang 2018 soll das Historische Museum folgen, die weiteren Museen in den Folgejahren. Ackermann rechnet damit, dass die Analyse insbesondere im Fall des Kunstmuseums eine Budgeterhöhung nach sich ziehen könnte. In welcher Höhe konnte sie aber noch nicht sagen.

Keine Angaben in Franken und Rappen gab es auch im Zusammenhang mit der zukünftigen Unterstützung des HeK und des Architekturmuseums, die beide unter dem Rückzug des Bundes als Geldgeber zu leiden haben. Fest steht im Moment lediglich eine finanzielle Übergangslösung für das Sport- und das Architekturmuseum für das Jahr 2018, während das HeK zusätzliche Gelder aus der Kulturvertragspauschale erhalten wird.

Erste Reaktionen

In ersten Reaktionen erhält die Museumsstrategie insbesondere von den grünen Parteikollegen Ackermanns Applaus. Sie biete «eine gute Grundlage für die erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung der Basler Museumslandschaft», schreibt die Grüne Partei in einer Medienmitteilung. Die SP zeigt sich erfreut, dass die Strategie «mehr hergibt, als man befürchtete», wobei diese Befürchtungen nicht näher ausgeführt werden.

Sogar die SVP fand einen lobenswerten Punkt, nämlich die Verlängerung der Globalbudgetperiode auf vier Jahre. Auf der anderen Seite prangert die Rechtspartei «chaotische Zustände im Präsidialdepartement» an, das eine Strategie präsentiere, bevor die Museen einer Betriebsanalyse unterzogen worden seien.

Ähnliche Bedenken äussert die LDP. Sie fordert überdies «ausdrücklich die Stärkung der Museumskommissionen, über das blosse Vorschlagsrecht bei der Wahl der Direktionen hinaus».

Die FDP bemängelt, dass die Museumsstrategie «zu wenig in die Tiefe» geht und «Innovationen vermissen» lässt. Sie pocht darauf, «dass nach Umsetzung der Museumsstrategie die Gesamtkosten für den Kanton nicht höher sein dürfen als heute».

Grundsätzlich zufrieden zeigt sich die CVP, was unter anderem daran liegen dürfte, dass mit Oswald Inglin der Präsident der Bildungs- und Kulturkommission und damit ein Kenner der Materie die Stellungnahme verfasste. Die Partei bewertet das Strategiepapier als «ausgewogen, konsequent und ein klares Bekenntnis zu den staatlichen Museen im Kanton».  

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