Das Kunstmuseum zeigt mit «¡Hola Prado!» 26 Werke vom Prado in Kombination mit Werken der eigenen Sammlung. Kurator Bodo Brinkmann hat die Werke zusammengestellt – und zeigt im Video seine liebsten Kombinationen.
Alte Meister sind nicht gerade spannend. Das muss leider so gesagt werden, auch wenn Heerscharen von Kunsthistorikern und Renaissance-Aficionados das Gegenteil behaupten würden. Wer nicht das genügende Mass an Faszination und Ahnung von Kunst mitbringt, der wird mit den ganzen Stilleben, Naturdarstellungen und Jesus-Kram wenig anfangen können, mal abgesehen davon, dass man sie halt ganz hübsch findet.
Wer also die ganzen Tizians, Holbeins und Murillos einem breiten Publikum vermitteln will, der muss wissen, was er tut.
In der Alte-Meister-Abteilung im Kunstmuseum sitzt glücklicherweise jemand, der ganz genau weiss, was er tut. Und glücklicherweise ist dieses Museum mit einem Museum befreundet, das eine der herausragendsten Altmeister-Sammlungen der Welt beherbergt: dem Prado in Madrid.
Beide Museen gingen 2015 einen einzigartigen Leihgaben-Deal ein: Das Kunstmuseum lieh dem Prado zehn Gemälde Pablo Picassos, während es selbst sanierungsbedingt geschlossen war. Für den Prado ging ein Traum in Erfüllung – das Museum hat keine Werke des spanischen Künstlers, obwohl Picasso selbst einmal zumindest symbolischer Direktor der Institution war.
Freundschaftlicher Tausch
Das Kunstmuseum schiffte also zehn Picassos nach Madrid (wir waren dabei) – und durfte jetzt, zwei Jahre später, im Gegenzug 26 Werke aus dem Prado zu sich holen. Und hier kommt Bodo Brinkmann ins Spiel: Der Kurator der Alten Meister im Kunstmuseum überlegte sich gemeinsam mit Direktor Josef Helfenstein, wie man die alten Schinken am besten einem breiten Publikum vorführen könnte. Besonders wichtig war den beiden auch die Freundschaft zwischen Madrid und Basel – die man in der Ausstellung spürbar machen wollte.
Man beschloss, einen einfachen, aber effektiven Weg zu gehen: vergleichendes Sehen. «Das klingt in erster Linie nach einer mühsamen Morgengymnastik, die man vom Augenarzt verschrieben bekommt», sagt Brinkmann beim Besuch im Museum vor der Vernissage. Man lacht, er selber bleibt ernst. Trockener Humor ist genau sein Gebiet.
Was wie eine lästige Pflicht klingt, sei aber in Wahrheit ein grosser Spass, meint er, während er vor einem Jesus mit einer Anzahl von Kreuzen («Intern nenne ich dieses Werk: ‹Jesus bei Ikea›») steht. Verbindungen zwischen Werken zu finden und Paare zu schaffen, sei eine grosse Freude, für Kurator und Zuschauer.
Entstanden ist eine Ausstellung mit insgesamt 54 Werken, jeweils in Paaren oder kleinen Gruppen zusammengestellt. Vom späten Mittelalter bis zur Aufklärung hängen Christusdarstellungen, Allegorien, Historienbilder, Stillleben und Landschaften aus Basel und Madrid nebeneinander – sorgfältig kuratiert und teils offensichtlich, teils überraschend kombiniert.
Kenner und Laien kommen hier auf ihre Kosten, wobei es für Letztere wohl nicht immer einfach sein wird, sich ohne Hilfe einen Reim auf die Paare zu machen: Was hat zum Beispiel das süsse Schaf neben Holbeins totem Christus zu suchen? Oder die drei schmucken Damen mit Wasserkrügen neben den badenden Nackedeis?
Keiner weiss das besser als Bodo Brinkmann – der stellt sich gerne zur Verfügung und hat uns seine sechs liebsten Paare erklärt:
1. Das Schäflein und der tote Christus
2. Dreierlei Christus-Baby
3. Die beiden Powerfrauen
4. Hübscher Fasan und rohe Kalbskeule
5. Die Outsider
6. Goyas Mädchen mit den Wasserkrügen und Dianas blutte Nymphen
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«¡Hola Prado!», Kunstmuseum Basel, 8. April bis 20. August. Vernissage: Freitag, 7. April, 18.30 Uhr.