13 Kunstwerke von zeitgenössischen regionalen Künstlerinnen und Künstlern finden für zwei Wochen eine temporäre Heimat im Basler Münster. Anlass sind die Feierlichkeiten zu 500 Jahre Reformation.
Katja Dormann bringt die vielen Menschen der Bahnhofshalle in den Hochchor des Münsters.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Andreas Schneiders keruzförmige Installation nimmt architektonische Elemente eines Geländers auf.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Daniel Göttins Aluminiumstelen verschwinden fast in der Architektur.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Flurina Badel und Jérémie Sarbach legten sich in eine MRT-Röhre – das Resultat ist ein mehrteilige Installation.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Ein Hochzeitspaar, wo es hingehört – in die Kirche. In diesem Fall sind es Alexandra Meyer und Chris Hunter.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Unzählige Menschen, fotografiert von Ursula Sprecher und Andi Cortellini.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Architektonische Details filmte Bianca Pedrina.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Nicht immer einfach war die Installation der Werke im Münster – schliesslich darf am Bau nichts verändert werden.
(Bild: Hans-Jörg Walter)Ins Münster geht längst nicht mehr nur, wer sich kontemplativ ins Gebet versenken will. Der Sandsteinbau ist vor allem ein Touristenmagnet, was jeder merkt, der sich eine halbe Stunde Zeit nimmt und sich auf einen Stuhl ins weite Kirchenschiff setzt: Menschen mit baumelnden Kameras vor dem Brustkorb schreiten links und rechts vorbei, ihr Blick schweift über architektonische Details.
Während zwei Wochen werden ihre Augen nun noch anderes erfassen. Manches wird sie irritieren, anderes informieren, und wieder anderes zum längeren Verweilen einladen. Es sind Werke von regionalen Kunstschaffenden, zusammengetragen von Kuratorin Françoise Theis im Auftrag des Projektes «Feste feiern!», einer Aktion der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt.
Ansehen und angesehen werden
In den Kirchenschiffen, dem Hochchor und im Kreuzgang finden sich die Kunstwerke, die sich allesamt dem Thema «Ansehen» verschrieben haben. Ansehen kann man sich hier Kunst, kann man sich «Gesichter einer Stadt», so der Untertitel der Ausstellung – doch «Ansehen» hat auch noch eine andere Bedeutung, die mitschwingt: Wertschätzung. «Die Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch seine eigene Würde hat, für sich selbst steht und auf diese Weise angesehen ist», wie der Projektverantwortliche Philipp Roth es ausdrückt.
Diese Form des Ansehens war auch ein Thema der Reformation, deren 500-jährige Geschichte die Kirche in diesem Jahr feiert. Und die als Grund für diese Ausstellung an diesem ungewöhnlichen Ort fungiert.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler haben ihre Arbeiten in direkter Auseinandersetzung mit dem Thema und Ort geschaffen und rücken die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes «Ansehen» in den Fokus.
Auge auf Beobachtungsposten: Die interaktive Arbeit von Michael Winterberg hängt hoch oben. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Da sind beispielsweise interaktive Werke wie jenes von Michael Winterberg – ein grosses Auge auf einem Bildschirm, der von weitem sichtbar über den Köpfen der Besucher hängt und sie mit wachem Blick verfolgt. Jene, die hergekommen sind, um das Bauwerk zu bestaunen, werden plötzlich selbst beguckt. Denise Kratzers Werk lässt es nicht beim Blick auf den Besucher bewenden: An drei Messstationen nimmt es den Puls der willigen Betrachter und übersetzt diesen in einen Lichtimpuls.
Zu diesen beiden Arbeiten gelangt man durch den Mittelgang des Mittelschiffs, wird gelockt von einer weiteren interaktiven Arbeit von île flottante: Es ist eine Wegweisertafel, zuvorderst platziert, mit dem leuchtenden Schriftzug «This Way» drauf. Je näher man ihr kommt, desto blasser werden die Buchstaben. Schliesslich hat man sein Ziel erreicht.
Hierher und nicht weiter: île flottante locken mit einem Schild. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Andere Arbeiten setzen sich mit dem Kirchenbau auseinander, etwa Bianca Pedrinas Videoarbeit, die architektonische Details des Münsters beleuchtet, oder Daniel Göttins Aluminiumstelen, die man hoch oben in den Rundfenstern des Querhauses auch leicht übersehen kann, weil sie sich perfekt einfügen.
Und dann sind da noch die Menschen. Ursula Sprecher & Andi Cortellini stellen uns die unterschiedlichsten Porträts gegenüber, zu einem Film zusammengestellte Fotografien. Flurina Badel und Jérémie Sarbach thematisieren die Vergänglichkeit mittels eines MRT-Fotos ihrer eigenen Körper in Lebensgrösse, das sie zwischen Sargplatten montieren. Und in Sebastian Mundwilers betretbarem Leuchtkörper wird der Besucher schliesslich ganz auf sich selbst zurückgeworfen.
Betreten erwünscht: Sebastian Mundwiler lädt in seinen Kubus ein. (Bild: Hans-Jörg Walter)
Dreizehn Arbeiten sind es insgesamt, von denen hier nun nur einige beschrieben wurden. Die anderen muss man entdecken. Nur ein bisschen Zeit muss man dafür investieren.
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«Ange(se)hen – Die Gesichter einer Stadt», Münster Basel, 25. Oktober bis 8. November.
Vernissage Samstag, 24. Oktober, 18–20 Uhr.
Mo bis Fr 11–20, Sa 11–16, So 11.30–17 Uhr.