Kunsthandwerk oder auch Handwerkskunst – in Basel ist für 2017 eine neue Messe in Planung. Die Initianten stellten ihr Projekt bei einem Mittagessen vor.
«Tresor contemporary craft» ist der Name einer neuen Basler Messe für die Kunst des Handwerks. Sie soll eine internationale Plattform für herausragendes, zeitgenössisches Handwerk werden und dem Publikum vor allem auch die Macher der Objekte vorstellen. «Es geht darum, die Geschichten und Gesichter hinter einem Handwerksstück in den Mittelpunkt zu stellen», sagte Anthony Vischer, Gründer von «Tresor contemporary craft» und ansonsten Betriebsökonom und Präsident des Kunstvereins Baselland.
Als Beispiel nannte Vischer einen Bündner Handwerker, der Möbel aus gesammeltem Lawinenschwemmholz schreinert. Oder einen Dänen, der auf dem Meeresgrund nach Objekten sucht und diese zu einem Tisch verarbeitet. Und eine spanische Handwerkerfamilie, die in dritter Generation Kacheln herstellt, die Fassaden verzieren.
Geschichten spürbar machen
Solche Objekte und ihre Macher sollen vom 21. bis 24. September 2017 die Halle 3 der Messe Basel füllen. Den Initianten schwebt ein internationales Zusammentreffen von Handwerkern, Manufakturen und Galeristen vor, aus dem eine Plattform für zeitgenössisches innovatives Handwerk entstehen soll.
Die Messe soll als Bühne für die Geschichten hinter den Objekten dienen und damit das greifbare Handwerk und die Menschen, die ein Objekt herstellen, spürbar machen. Eine kommerzielle Absicht steht laut Vischer weniger im Vordergrund. «Es geht auch darum, jungen Künstlern und Handwerkern, die in keiner Galerie vertreten sind, eine Ausstellungsmöglichkeit zu bieten.»
Vernetzung mit dem Nachwuchs
Überdies plant das Team eine Zusammenarbeit mit Kunsthochschulen, namentlich mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (HGK) und der écal in Lausanne.
Basel ist als Standort für eine Kunsthandwerksmesse nicht ganz zufällig gewählt. Denn die Fertigkeit und das Können für gutes Handwerk haben in der Schweiz Tradition. Nur an Innovation mangle es manchmal, sagten die Messegründer. Gerade deswegen sei die internationale Vernetzung so wertvoll.
Handwerk als Gegentrend zur Virtualisierung
Die Messe versteht sich auch ganz grundsätzlich als Fördergefäss für die Handwerkskunst. Denn klassisches Handwerk werde in der virtualisierten Welt von heute kaum mehr wahrgenommen, sagt Anthony Vischer. Die Wertschätzung für gutes, charaktervolles Handwerk im Gegensatz zu industrialisierten Produkten solle mit der geplanten Messe gefördert werden.
Anthony Vischers Schwester Nadine Vischer ist Kunstauktionarin und ebenfalls Teil der Projektgruppe. Sie möchte mit der Messe das zeitgenössische Kunsthandwerk auch als Plattform für Kunstsammler bekannt machen. Mit leuchtenden Augen erzählt sie während des Mittagessens von verschiedenen Künstlern: von einem, der eine Vase mit einem 3-D-Drucker anfertigt – die Vase basiere auf Voltaires Handschrift. Wie man sich das genau vorstellen soll? Am besten, indem man sich die Kunsthandwerk-Objekte an der Messe selber zu Gemüte führt.
Finanzierung noch nicht abgeschlossen
Zurzeit ist das Team auf Sponsorensuche. Details wollten die Verantwortlichen noch nicht verraten. Unter den Kunsthandwerkern sei die geplante Messe bisher aber positiv aufgenommen worden – auch wenn viele Künstler und Kunsthandwerker noch Bedenken bezüglich der Bezahlbarkeit eines Messestandes äusserten.