Nora Gomringer am Lyrikfestival Basel

An diesem Wochenende geht im Literaturhaus Basel das  9. Basler Lyrikfestival über die Bühne. Am Eröffnungstag tritt  Nora Gomringer aus Bamberg auf, begleitet vom Perkussionisten Günther Baby Sommer.

Die schweizerisch-deutsche Lyrikerin Nora Gomringer lebt im oberfränkischen Bamberg.

(Bild: Anny Maurer/zVg)

Nora Gomringer schlägt mit dem Mundwerk zu, der Perkussionist Günther Baby Sommer begleitet sie.

«Einen Baum pflanzen / Darauf ein Haus bauen / Da rein ein Kind setzen / Das Kind zweisprachig anschreien.»

Die das gedichtet hat, heisst Nora Gomringer, ist Schweizerin und Deutsche, in mehreren Sprachen daheim und versteht sich vorzüglich darauf, die Dramen und Freuden ihrer Generation so in laute Worte zu fassen, dass sie einem das Herz entzweibrechen und zugleich versöhnen.

Hintersinnige Texte

Nora Gomringer ist 1980 geboren, hat mit acht ihr erstes Gedicht geschrieben, später sehr viel mehr und erhält seit ein paar Jahren dafür alle möglichen grossen Preise, die im deutschsprachigen Raum in der Lyrik zu vergeben sind. Ihre literaturgesättigten und hintersinnigen Texte handeln von Liebe, Lust, Verlust und Erinnerung; von Reise und Fremdheit und Sprache; davon, dass auch Nora Gomringer Eltern hat, sehr kluge Eltern, und davon dass sie Tochter ist, anders und ähnlich.

Bildgedichte

Nora Gomringer murmelt, während sie ihre Sprechtexte verfasst, ist eine Schriftstellerin, die über Jahre die deutschsprachige Poetry-Slam-Szene mitbestimmt hat und, wie sie uns mitteilt, nun «mit Bildgedichten und Collage-Texten zur Buchseite zurückkehrt. Das aber mit dem grösseren Verständnis und der wachen Freude über die Mündlichkeit allen Schreibens.»

Entsprechend gross ist das Glück, sie vortragen zu sehen und zu hören mit dieser Stimme, die singt und rauh sein kann, strahlend und ruppig zum Fürchten, und die Sprech-Sängerin und Gesprochenes verschmelzen lässt. So trägt «Nora Gomringer vor, was Nora Gomringer zum Teil deswegen aufgeschrieben hat, damit sie sich an ein Detail, einen Geschichtspartikel ihrer eigenen Wahrnehmungsrealität erinnert.» Und das Gänsehaut erzeugend authentisch.

Rap, Lyrik und Rhythmus

Davon kann man sich am Eröffnungsabend des 9. Lyrikfestivals im Basler Literaturhaus überzeugen, wo die Dichterin aus Bamberg gemeinsam mit dem Jazz-Perkussionisten Günter Baby Sommer auftreten wird.

Im Anschluss an ihre Lyrikperformance diskutieren Gomringer, Sommer und der Rapper Greis unter der Moderation von Eric Facon über das Verhältnis von Rap und Lyrik, über die Rolle des Schlagzeugs als Verstärker oder Illustrator der rhythmisierten Sprache und über das geschriebene Wort im Unterschied zum freien rhythmischen Sprechen. Greis wird den ersten Abend des Lyrikfestivals eröffnen: Er hat mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Oberwil einen viertägigen Schreib-, Diskussions- und Performance-Workshop abgehalten und wird die Ergebnisse vor Gomringers Auftritt vorstellen.

Freitag, 27. Januar:
Rapper Greis, 17–18.15 Uhr.
Nora Gomringer, Günter B. Sommer, 19.30 Uhr.
Anschliessend Podiumsdiskussion.
Das Festival dauert bis Sonntag, 29. Januar. Detailliertes Programm unter www.literaturhaus-basel.ch

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.01.12

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