Ostquai: Realistische Bootsmalerei im Hafen

Liebhaber von Industrieromantik kommen zweifach auf ihre Kosten: In der leerstehenden Schiffswerkstatt am Ostquai ist ab heute eine Ausstellung des realistischen Malers Hannes Egli zu sehen.

Der Blick auf den Ostquai vom Dreiländereck aus. (Bild: Stefan Bohrer)

Liebhaber von Industrieromantik kommen zweifach auf ihre Kosten: In der leerstehenden Schiffswerkstatt am Ostquai ist derzeit eine Ausstellung des realistischen Malers Hannes Egli zu sehen.

Anton Marty ist seit 10 Jahren Besitzer des Ostquais. Das Hafenareal fungiert als Veranstaltungsort für Parties, ausserdem sind viele Ateliers und Büros eingemietet, sowie das Restaurant Rostiger Anker. Und bis vor kurzem hatte René Rueger, der «Hafen René», dort auch seine Schiffswerkstatt. Vor einem Monat ging der Mechaniker in die Pension. Seit seiner Kündigung vor einem halben Jahr sucht Marty einen würdigen Nachfolger: «Wir wollten unbedingt weiterhin eine Schiffswerkstatt betreiben. Sie bildete einen angenehmen Kontrast zu all den Büros und Ateliers.»

Trotz gesamtschweizerischen Inseraten liess sich niemand finden, der die hohen Ansprüche erfüllte, die Rueger zurückgelassen hatte. Dabei war die Schiffswerkstatt direkt am Wasser für Marty auch von persönlichem Nutzen. Er und seine Familie fahren selber Schiff.

Ausstellungsraum anstatt Schiffswerkstatt

Nun öffnen die Martys den Raum wieder für anderes. Die Galerie Zangbieri ist darin während den kommenden zwei Wochen zu Gast. Mit einer Ausstellung, die auch etwas mit Schiffen zu tun hat: Hannes Egli repariert keine Schiffe, sondern er malt sie. Der realistische Maler hat sein Atelier im Aargau. Seit zwei Jahren hat er einen zusätzlichen Lagerplatz am Ostquai. Der Raum sei klein, und könne nicht als Atelier gebraucht werden. Doch das macht Egli nichts aus. «Meine Bilder entstehen im Freien», sagt der 55-Jährige. Zwei mal pro Woche stelle er sich mit seiner Staffelei ans Rheinufer. Anfangs habe ihn das rege Treiben im Hafen irritiert. «Es ist ein paarmal passiert, dass ich ein Bild anfing, und dann war mein Motiv – ein Schiff – plötzlich weg.»

Nun können die Gemälde an ihrem Entstehungsort begutachtet werden. Die Vernissage ist am Samstag um 18.00, die regulären Öffnungszeiten der Ausstellung sind von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 13.00-18.00. Der Rhein mit seinen Fracht- und Privatschiffen und die industriellen Bauten geben der Ausstellung eine authentische Kulisse. Motive auf den Bildern können bei einem Blick durchs Fenster wiedererkannt werden.

Interesse für die «geschaffene Wirklichkeit»

Am Anfang seines künstlerischen Schaffens bildete Egli vor allem Flüsse und Landschaften ab. Mit der Zeit wuchs sein Interesse für die «geschaffene Wirklichkeit». Industrielle und urbane Motive lösten eher liebliche Landschaftsmalereien ab. Schläuche. Fässer. Metallrohre und industrielle Holzreste. Gegenstände, denen niemand Beachtung, geschweige denn Anerkennung schenkt. «Erst durch die Malerei werden diese Gegenstände zu etwas Schönem. Sie zu malen ist auch eine Anerkennung der Arbeit, die mit jedem Gegenstand verbunden ist.»

In seinen neuen Werken verbindet Egli das Natürliche und das Geschaffene. Das Sonnenlicht und das Wasser machen die industrielle Umgebung und die abgebildeten Frachtschiffe weich und vielfältig. Die Motive ähneln sich, doch jedes Bild ist anders. «Ich beginne nie mit einem vorgefertigten Bild im Kopf, sondern arbeite mit dem, was ich vor mir sehe. Deshalb sind Licht und Farbe einzigartig, je nach Wetter und Tageszeit.»

«Ich will der Entwicklung ihren Lauf lassen»

Auch Marty vom Ostquai freut sich auf die Ausstellung, obwohl er ursprünglich eine Werkstatt wollte. «Man kann etwas zwar in eine Richtung lenken. Doch schlussendlich entsteht etwas, das sich unserer vollständigen Kontrolle entzieht», sagt er. Während den nächsten zwei Jahren stehe die alte Schiffswerkstatt vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten offen. Und vielleicht findet sich ja doch noch ein qualifizierter Schiffsmechaniker, der wieder direkt am Wasser Boote repariert.

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