Peter Stohler, Beauftragter für Kulturprojekte im Kanton Basel-Stadt, wird Direktor des Kunst(Zeug)Hauses Rapperswil. Abteilungsleiter Philippe Bischof nutzt diesen Abgang zur Reorganisation seines Kulturteams. Er hat zwei Stellen ausgeschrieben – und setzt dabei neu auch Akzente im Bereich Digital- und Jugendkultur.
Peter Stohler verlässt die Abteilung Kultur (Präsidialdepartement) per Ende Mai. Stohler kam 2007 als Beauftragter für Kulturprojekte nach Basel, übernahm unter der Leitung von Michael Koechlin den Bereich Bildende Kunst und Film.
Jetzt übernimmt der 45-Jährige, der zuvor schon das Haus für Kunst in Uri, das CIC in Genf und das Bellerive in Zürich geführt hatte, wieder eine Leitungsfunktion in einem Museum: Er wird ab 1. Juli 2013 als neuer Direktor des Kunst(Zeug)Hauses Rapperswil (SG) tätig sein. Damit verkürzt sich der Arbeitsweg von Stohler, der in Zürich wohnhaft ist.
Durch den Kunstkredit besonders exponiert
Stohler war innerhalb der Kulturabteilung Basel-Stadt für die Bereiche Foto, Film, Medienkunst und Musik zuständig, am stärksten im Scheinwerferlicht stand er jedoch als Vorsitzender der kantonalen Kunstsammlung – eine Funktion, für die er auch Kritik erntete: 2011 wandten sich Basler Kunstschaffende in einem offenen Brief an Regierungsrat Guy Morin.
Sie beschwerten sich darüber, dass festgesetzte Termine in der Aussschreibung des Basler Kunstkredits vorverschoben worden waren – und warfen Stohler vor, eigenmächtige Entscheidungen gefällt zu haben – ebenso eine Verletzung seiner Sorgfaltspflicht. En passant forderten sie darin auch die Absetzung des Kommissionsvorsitzenden Stohler.
«Mir war von Beginn weg klar, dass ich durch meine Funktion besonders exponiert bin.»
Der Unmut führte zu Aussprachen und schliesslich zu einer moderaten Anpassung. Waren die Angriffe auf seine Person ausschlaggebend für den Stellenwechsel? «Nein», sagt Peter Stohler. «Mir war von Beginn weg klar, dass ich durch meine Funktion besonders exponiert bin. Auch, weil gerade die Kunstszene sehr stark von der kantonalen Förderung abhängig ist. Für den Stellenwechsel sprach aber die Möglichkeit, eine neue Leitungsfunktion übernehmen zu können.»
In Rapperswil wird Stohler eine private Sammlung kuratieren, die von Elisabeth und Peter Bosshard seit den 1970ern zusammengetragen worden und erst seit ein paar Jahren öffentlich zugänglich ist. Zudem wird er zusammen mit anderen Kuratoren auch Wechselausstellungen realisieren.
«Als Leiter eines jungen Kunsthauses wird mich das Thema Kulturförderung nicht loslassen», sagt Stohler, gehe es doch auch darum, die finanzielle Zukunft des Kunst(Zeug)Hauses zu sichern. Die zweite Aufgabe ist inhaltlicher Art: Auch ein überregionales Publikum nach Rapperswil zu locken, das sich für zeitgenössische Arbeiten – mit Fokus auf Schweizer Kunst – interessiere.
Zwei Stelleninserate in der Kultur
Auf Stohlers Kündigung hat sein Vorgesetzter Philippe Bischof bereits reagiert: Die Stelle ist neu ausgeschrieben. Was beim Inserat auffällt: Es wird ein(e) Beauftragte/r für Kulturprojekte im Bereich Bildende Kunst, Film und Digitaler Kultur gesucht (70%).
Damit will Bischof der Entwicklung Rechnung tragen, dass digitale Kultur zunehmend an Bedeutung gewinnt, wie er mit Verweis auf andere Förderinstitutionen wie das Bundesamt für Kultur und die Pro Helvetia erklärt. «Es ist mir ein Anliegen, dass wir auf kantonaler Ebene neben Bildender Kunst und Film auch eine kompetente Ansprechperson für digitale Kultur haben.»
Damit nicht genug: Auch der Bereich Tanz/Theater und Jugendkultur wird neu besetzt (60%). Regula Düggelin, die sich bisher auch um Tanz und Theater kümmerte, hat ein neues Aufgabengebiet übernommen: Sie betreut weiterhin die Literatur, hinzu kommen neu interkulturelle, edukative Projekte.
Bischof setzt neue Akzente
Das heisst, es wird eine dritte Stelle geschaffen, bei der – auch das ist neu – die Jugendkultur explizit Bestandteil des Aufgabengebietes ist. «Damit möchte ich einem wichtigen Bedürfnis entsprechen und signalisieren, dass wir uns auch für diesen Bereich zuständig fühlen», sagt Bischof.
Das kommt einer Aufwertung der jüngeren und freien Szene gleich, die nicht mehr ausschliesslich in den Bereich der Schulprojekte fällt, sondern vermehrt an der Schnittstelle zum künstlerischen Nachwuchs verortet werden muss. Dabei ergänzt die Tätigkeit der Abteilung Kultur jene des Erziehungsdepartements im Bereich der Jugendförderung.
«Die neuen Profile sind Ausdruck einer logischen Entwicklung in einer lebendigen Kulturstadt.»
«Wir wollen verstärkt neue Formen des künstlerischen Ausdrucks erkennen und fördern, uns neue Kompetenzen aneignen und uns aktiv in diesem Bereich einsetzen, auch wenn wir wissen, dass wir nicht mehr Mittel zur Verfügung haben», sagt Bischof über seine Reorganisation, die in rund drei Monaten abgeschlossen sein soll. Und: «Die neuen Profile sind Ausdruck einer logischen Entwicklung in einer lebendigen Kulturstadt.»
Mit anderen Worten: Philippe Bischof, seit zwei Jahren Leiter der Abteilung Kultur Basel-Stadt, setzt neue Akzente im Vergleich zu seinem Vorgänger Michael Koechlin.
Mehr Fachpersonen in der Kulturabteilung
Drei Fachpersonen statt wie bisher zwei: Baut die Abteilung Kultur also auch aus?
Nicht was die Kosten betreffe, betont Bischof, «da bewegen wir uns im Rahmen des bisherigen Budgets.» Die neue Akzentuierung sei aufgrund interner Umverteilungen möglich geworden. So konnte unter anderem der Arbeitsbereich einer Juristin aus der Kulturabteilung ausgelagert werden, sodass man bei den Stellenprozenten für Projektverantwortliche ausbauen konnte.
Und wo spielt da die Musik? Eine untergeordnete Rolle? Immerhin ist sie als einzige aller gewichtigen Kultursparten künftig in keinem der drei Jobprofile mehr vertreten.
«Die klassische und Neue Musik sowie Jazz werden neu von Caroline Gehring betreut, die bei uns zudem für Konzepte und Projektentwicklungen zuständig ist. Sie hat jahrelange Berufserfahrung im Bereich der klassischen und Neuen Musik und verfügt über eine grosse Kompetenz», erklärt Bischof. «Sie wird in diesen Bereichen die Projektförderung übernehmen. Und was jüngere Stilarten angeht, so haben wir mit dem RFV seit Jahren eine kompetente, externe Fachstelle. Zudem gehe ich davon aus, dass die oder der künftige Verantwortliche für den Bereich Tanz/Theater und Jugendkultur auch popkulturelle Interessen und Kenntnisse hat.»