Nach knapp sieben Jahren im Leitungsamt verlässt Philippe Bischof die Abteilung Kultur von Basel-Stadt. Er wird neuer Direktor der Kulturstiftung Pro Helvetia. In der Kulturszene wird sein Abgang mit Bedauern zur Kenntnis genommen.
Das Bonmot der Stunde hatte Sam Keller bereit: «Es ist eine grosse Auszeichnung, wenn man vom Bischof zum Kardinal befördert wird», sagte der Direktor der Fondation Beyeler an der Vernissage des Jahrbuchs zur Art Basel 47. Und er fügte hinzu, dass Philippe Bischofs Drive und sein grosses Engagement der Kulturstadt Basel fehlen würden.
Bischof selber betont, dass sein Weggang aus Basel «nicht im Geringsten» mit Amtsmüdigkeit oder einer mangelnden Lust, in Basel weiterzuwirken, zu tun habe. Er habe sich seinen Entscheid nicht leicht gemacht, sagt er. «Mit dem Amt als Direktor von Pro Helvetia bietet sich für mich eine tolle Chance, die sich so schnell nicht mehr ergeben wird.» Bischof wurde aus einem Pool von 104 Bewerbungen auserkoren.
Wieder inhaltlich Themen setzen
Für Bischof besteht der grosse Reiz seines neuen Amts zum einen darin, national tätig sein zu können – ein Bereich, dem er als frisch ernannter Präsident der Konferenz der kantonalen Kulturbeauftragten nähergekommen sei – sowie auch internationale Aktivitäten zu fördern. Zum anderen freue er sich darauf, im Bereich Programme gezielt aktuelle Themen verfolgen zu können. «Pro Helvetia hat da eine wichtige Rolle als Impulsgeberin und verbindende Instanz.»
Bischof verlässt Basel mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er sagt. «Ich werde meine Arbeit in der Stadt Basel, der ich mich sehr verbunden fühle, mit vielen interessanten Institutionen und Kulturschaffenden und vor allem mit meinem herausragenden Team sicher sehr vermissen.»
Auf der anderen Seite freut er sich, eine Kulturstadt hinterlassen zu können, «die institutionell, inhaltlich und auch finanziell hervorragend abgestützt und sehr gut aufgestellt ist». «Es ist uns weitgehend gelungen, zwischen der Unterstützung der Hochkultur und der freien Szene eine gute Balance zu schaffen, ohne das eine gegen das andere ausspielen zu müssen», sagt er. «Wir haben viel erreicht für freie Kulturschaffende wie auch für Institutionen, und ich muss auch sagen, die Politik steht hier enorm stark hinter der Kultur, das ist einzigartig.»
Bedauern in der Kulturszene
Wie eine kleine Umfrage zeigt, wird Bischofs Abgang in der Basler Kulturszene mit Bedauern zur Kenntnis genommen. «Das ist sehr schön für ihn, aber nicht unbedingt für Basel», sagt Marc Spiegler, Direktor der Art Basel. «Wir hatten ein wunderbares Verhältnis zu Bischof.» Ähnlich äussert sich Sabine Himmelsbach, Direktorin des Hauses der elektronischen Künste: «Bischof hat sehr viel erreicht für die Kulturstadt Basel und letztlich auch für unser Haus», sagt sie.
Für Thomas Keller, Geschäftsführer der Kaserne Basel, war Bischof massgeblich daran beteiligt, dass die Kaserne Basel heute dort stehe, wo sie ist – «und wir sind mit dem neuen Subventionsvertrag inhaltlich sehr gut aufgestellt». Zusammen mit der Stelle des obersten Stadt- und Kantonsentwicklers müsse die neue Vorsteherin des Präsidialdepartements nun zwei wichtige Vakanzen besetzen.
Während der Subventionsvertrag der Kaserne unter Dach und Fach ist, stehen dem grossen Dreispartenhaus Theater Basel die Verhandlungen über die Vertragsverlängerung 2018 noch bevor. Laut Danièle Gross, Verwaltungsdirektorin am Theater Basel, kann ein personeller Wechsel in einer solchen Phase auch gewisse Befürchtungen auslösen. «Mit Philippe Bischof verlässt ein grosser Fürsprecher des Theaters sein Amt», sagt sie.
Ackermann gratulierte ihrem Amtsleiter
Erst am Montag, einen Tag vor der öffentlichen Mitteilung, erfuhr Bischofs Chefin, Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann von der Kündigung. Sie habe ihm gratuliert, sagt sie: «Für ihn ist das eine super Gelegenheit.»
Ackermann bedauert aber seinen Weggang: «Wir haben eine gute Zusammenarbeit gepflegt und schnell die wichtigen Projekte aufgegleist.» Gearbeitet haben Ackermann und Bischof in den letzten Wochen an vielen wichtigen Projekten und den dringendsten Geschäften, unter anderem auch an der kantonalen Museumsstrategie. Das Langzeitprojekt wird seit Jahren in der Verwaltung hin und her gewälzt. Zuletzt scheiterte Ackermanns Vorgänger Guy Morin mit seinem Entwurf in der Regierung.
Errungenschaften und Baustellen
Bischof, der die Leitung der Abteilung Kultur 2010 übernahm und als erste Amtshandlung gleich das kantonale Kulturleitbild überarbeiten musste, wird noch bis Herbst in Basel tätig sein. «Ich werde mich bis zum letzten Tag voll einsetzen», verspricht er.
Darüber, ob er das grosse Geschäft einer neuen Museumsstrategie zusammen mit Ackermann noch selber zum Abschluss wird bringen können, möchte Bischof sich nicht äussern. Auch Ackermann lässt sich hier nicht auf Äste hinaus: «Wann die Museumsstrategie vorgelegt werden kann, ist zur Zeit noch nicht spruchreif», sagt sie.
Sorge über die Kulturpartnerschaft mit Baselland
Eine weitere Baustelle im wahrsten Sinne des Worts ist der geplante Neubau des Naturhistorischen Museums und des Staatsarchivs. Dieses Geschäft befinde sich aber auf gutem Wege, wie viele grössere Geschäfte in der Basler Kulturpolitik – als Beispiele nennt Bischof unter anderem die neu aufgegleiste Filmförderung oder das neue Orchesterfördermodell.
Mit etwas Sorge blickt Bischof aber auf die Kulturpartnerschaft mit dem Kanton Baselland, die mit den laufenden Neuverhandlungen über den Kulturvertrag eine grosse Herausforderung für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin und vor allem für die Politik darstelle.