Die Präparatoren im Naturhistorischen Museum Basel präsentieren diesen Sonntag ihre Arbeit den Besuchern. Was diese erwartet, haben wir schon mal ausgekundschaftet.
Was aussieht wie ein Zündwürfel, wird die Wade eines Mäusebussards.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Maurice Lunak und der ganze Vogel: Der Präparator richtet gerade die Flügel.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Manchmal muss fast alles künstlich hergestellt werden.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Präparatoren haben offensichtlich auch Humor.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Und sind Künstler.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Ordnung muss sein.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Ein Eulenkopf – wer hätte gedacht, dass unter den vielen Federn so ein kleiner Schädel steckt?
(Bild: Alexander Preobrajenski)David Muster und ein 100-jähriges Entenküken.
(Bild: Alexander Preobrajenski)Auch an Seepferdchen wird geforscht. (Spannend hier: das neue Glas. Mit Schraubverschluss, wie bei Konfigläsern!)
(Bild: Alexander Preobrajenski)Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Haufen Federn, der auf dem Tisch liegt. Dann sieht man die gelben Krallen, dann den Kopf – augenlos. «Das ist ein Mäusebussard», sagt Maurice Lunak. In der einen Hand hält er einen Stecken, der aus dem Federberg herausragt. Mit der anderen Hand wickelt er Holzwolle darum. Die Holzwolle soll später die Wade des Vogels bilden. Dann, wenn der Vogel in der Ausstellung steht.
Maurice Lunak ist Präparator am Naturhistorischen Museum Basel (NMB), sein Fachgebiet sind Vögel und Kleinsäuger. Den Mäusebussard präpariert er für den kommenden Sonntag. Dann nämlich werden er und der Rest des fünfköpfigen Teams ihre Arbeit im Hof des Museums vorstellen. Der Vogel braucht dann noch einen Körper und Augen, und wer will, kann Lunak bei der Arbeit daran zusehen.
Maurice Lunak bei der Arbeit am Mäusebussard. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Am Donnerstag sitzt er noch im Grossraumbüro, wenn man es so nennen will. Hell und luftig ist es hier. Zwei Tage arbeite er normalerweise an so einem Tier, sagt er. Das fange damit an, dass er die wissenschaftlichen Daten aufnimmt, den Vogel also vermisst und Zeichnungen anfertigt, die ihm später bei der Rekonstruktion helfen. Dann werden Haut, Federkleid und Knochen abgezogen und gereinigt. In den Beinen und anderen Extremitäten, hier die Flügel, bleiben die Knochen drin, um beim Stabilisieren zu helfen. Der Brustkorb aber wird komplett entleert, nicht einmal die Rippen bleiben drin. Aus Polyethuranschaum wird der Torso nachgeschnitzt und später mit dem Federkleid überzogen.
Lunak macht das, was die meisten mit dem Beruf des Präparators verbinden. Ein totes Tier so aufbereiten, dass es überdauert und ausgestellt werden kann. «Ausstopfen», sagt der Volksmund dazu. Die Präparatoren hören das nicht gerne, denn mit Stopfen hat ihr Beruf wenig zu tun. Es kommen die unterschiedlichsten Mittel zum Zug. «Müsste ich sie aufzählen, wäre ich morgen noch dran», sagt Lunak und schickt ein Lachen hinterher. Immer wieder müsse auch ausprobiert werden, denn nicht alles eigne sich für alle Tiere gleich.
Manchmal aber kommt auch anderes Werkzeug zum Zug: Tandra Fairbanks, die im Team zuständig ist für Wirbeltiere und dies hauptsächlich im paläontologischen Bereich, hat dazu eine ganze Palette von sogenannten Stechern – bohrerähnliche Werkzeuge, die ein bisschen an den Zahnarzt erinnern. Damit werden grössere Gesteinsbröcklein gelöst.
Sie arbeitet gerade am Kiefer eines langschnäuzigen Krokodils, das bereits 160 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Die Knochen müssen freigelegt werden, ein paar Zähne kann man auch schon sehen. Wenn alles freigelegt ist, wird sich zeigen, was die beste Form ist, die Knochen zu konservieren – ob sie etwa mit Hilfe von Gips oder Plastilin ergänzt werden sollen oder gar wieder in ein Gipsbett eingegossen, um nicht auseinanderzufallen.
Tandra Fairbanks zeigt, wie der Kiefer des Krokodils vorher ausgesehen hat. Auf dem Tisch sieht man, wie viel Stein sie schon abgetragen hat. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Der Krokodilkiefer stammt aus Egerkingen und ist via eine Sammlung ins Museum gelangt. Auf diesem Weg kommen überhaupt viele Tiere und Objekte ins Museum: via Schenkungen oder Erbschaften. Selbst bei den gerade verstorbenen Tieren, die dann auf dem Tisch von Maurice Lunak oder – im Falle grösserer Säugetiere – Alwin Probst landen, zählt das NMB auf die unterschiedlichsten Partner: Zoologische Gärten oder die Vogelwarte Sempach etwa. Wichtig ist dabei nur, dass die Tiere eines natürlichen Todes gestorben sind – wozu inzwischen auch Autounfälle zählen.
Wichtig ist, dass die Tiere eines natürlichen Todes gestorben sind – wozu inzwischen auch Autounfälle zählen.
Natürlichen Ursprungs sind auch in jedem Fall die Felle und Federn, welche die Präparatoren verwenden. Zumindest alles, was der Museumsbesucher nachher sieht. Bis auf die Augen, die sind aus Glas. Für den Mäusebussard werden sie braun sein, Lunak stehen zwei Farbtöne zur Verfügung. Welche er wählen wird, hat er noch nicht entschieden. Wer es wissen will, geht ihn am besten am Sonntag fragen.
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«Von wegen ausgestopft!» findet am Sonntag, 12. Juli, im Innenhof des Naturhistorischen Museums statt, von 10–17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Präparatoren werden vor Ort sein, ihre Arbeit machen und mit Freude jede Frage beantworten.