Raus aus dem Depot, ab ans Licht!

Fast hat man sie vergessen, die Sammlung des Kunstvereins Baselland. Ines Goldbach, die Direktorin des Kunsthauses Baselland, will diese nun zugänglicher machen. Eine Ausstellung ist der Anfang dazu.

Blick durch eine Installation von BreadedEscalope auf fünf Werke aus der Sammlung. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Fast hat man sie vergessen, die Sammlung des Kunstvereins Baselland. Ines Goldbach, die Direktorin des Kunsthauses Baselland, will diese nun zugänglicher machen. Eine Ausstellung ist der Anfang dazu.

Wie umgehen mit Sammlungen? Diese Frage stellt sich aktuell Ines Goldbach, Direktorin am Kunsthaus Baselland, in gleich drei Ausstellungen, die sie unter dem Titel «Collecting» zusammenfasst. Da ist einerseits das Projekt des Wiener Gestaltungstrios Breaded Escalope, das Erinnerungsstücke der Basler Bevölkerung gesammelt und zu Möbelstücken zusammengefügt hat. Da sind weiter drei multimediale Installationen von Manon Bellet, Sonja Feldmeier, und Alex Silber, die ihren Ursprung in der Sammlung Neue Medien Baselland namens «dotMov.bl» haben. Und da ist drittens der kleinste Teil, eine Präsentation von Werken aus der hauseigenen Sammlung, um den es hier geht.

Dass das Kunsthaus Baselland über eine Sammlung verfügt, ist wahrscheinlich nicht mehr allen bekannt. Noch weniger Leute wissen wohl, dass sich die Sammlung in den Räumlichkeiten des Kunsthauses selber befindet. Denn in jenem Moment, als der Kunstverein Baselland sich mit dem Haus an der Birs einen fixen Ausstellungsort beschaffte, stellte er seine Sammlungstätigkeit ein. Das war vor bald 20 Jahren, im Jahr 1997. Seither wurden aus der Sammlung keine Ausstellungen mehr bestückt, und die Werke verschwanden aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Ines Goldbach wollte dies ändern. Sie hat seit ihrem Antritt vor rund einem Jahr die Sammlung kontinuierlich gesichtet. Knapp 200 Werke sind es, die in einem Depot im Untergeschoss ihr Dasein fristen, das meiste davon Gemälde, aber auch Druckgrafiken und Zeichnungen sind darunter.

Förderung «einheimischen Schaffens»

1944 hatte der Kunstverein mit dem Sammeln begonnen, im Jahr seiner Gründung, als er sich noch den Namen «Basellandschaftliche Kunstvereinigung» gab. Explizit formulierte der Verein damals als Vereinszweck die Förderung einheimischen Schaffens – durch Ausstellungen einerseits, die ab 1952 hauptsächlich im Schloss Ebenrain in Sissach stattfanden, aber eben auch durch Ankäufe. Zeitgenössische und für die jeweilige Zeit repräsentative Werke von regionalen Künstlern fanden ihren Weg in diese Kollektion; nicht nur Baselbieter Kunst, sondern auch solche aus den Nachbarkantonen. Und manch ein Künstler oder eine Künstlerin findet sich darunter, der oder die heute noch tätig ist.

Ein paar dieser Werke hat Goldbach nun – sozusagen als Appetitanreger – für ihre kleine, konzentrierte Schau innerhalb des Ausstellungskomplexes «Collecting» ausgesucht. Von Gido Wiederkehr zum Beispiel eine grossformatige Gouache oder ein Werk auf Papier von Marius Rappo, Zeichnungen von Max Grauli und Dorothea Erny, eine Fotografie von Tobias Madörin oder eine Radierung von Simone Berger. Fast alles sind es Werke aus den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts, und es sind feine Arbeiten, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben und von Goldbach geschickt ausgewählt wurden.

Nur teilweise aber kann diese Auswahl repräsentativ für die Sammlung stehen. «Die Qualität der Arbeiten ist von einem heutigen Standpunkt aus betrachtet sehr unterschiedlich», erklärt Goldbach. Darin sieht sie aber nicht das Hauptproblem im Umgang damit, sondern in der Art und Weise dieses Umgangs selbst. «Wie mache ich diese Sammlung sichtbar?», laute für sie die zentrale Frage – auch wenn für eine Kunsthalle, wie das Kunsthaus Baselland eine ist, überhaupt keine Verpflichtung dazu besteht. Doch die Existenz der Sammlung beschäftige sie, und ihre Überlegungen wolle sie weitergeben und sich darüber austauschen.

«Ich sehe es als Teil des Kulturauftrages an, diese Kunst zugänglich zu machen», erklärt Goldbach. «Und das ist sie nicht, wenn sie in einem Depot lagert.» Die aktuelle Ausstellung sei für sie ein Ausprobieren. Erst in einem Ausstellungskontext könne man auch anfangen, Bewertungsfragen zu stellen.

Wie weiter?

Ihre Fragen zielen aber über die Gegenwart hinaus. Es sei zwar kein Budget für Ankäufe vorhanden, doch auch heute noch kämen manchmal Anfragen von Kunstschaffenden, ob eine Sammlung existiere und sie etwas hinterlassen oder schenken könnten. Diesen würde sie gerne eine befriedigende Antwort geben, sagt Goldbach: «Es bräuchte deshalb klare Richtlinien und eine vernünftige Sammlungspolitik.» Dazu gehöre vielleicht sogar die Frage, ob es Sinn machen würde, Teile der bestehenden Sammlung in andere Sammlungen zu integrieren.

Vorerst hat Goldbach die Sammlung nun wieder ans Licht der Öffentlichkeit geholt – wenn auch nur einen kleinen Teil davon physisch. Ob noch weitere Ausstellungen ganz oder teilweise daraus bestückt werden, wie sie es etwa mit der kantonalen dotMov.bl-Sammlung seit Stellenantritt macht, weiss die Direktorin noch nicht. Doch ruhen lassen wird sie die Angelegenheit nicht, sondern an diesen ersten Schritt weitere Überlegungen und Diskussionen anknüpfen lassen.

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«Collecting», Kunsthaus Baselland, bis 7. September.

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