Der Techno-Veteran Sascha Funke schafft mit seiner Frau Julienne Dessagne Club-Hits für Frischverliebte.
Eine klassische Liebesgeschichte: «Als die ersten Noten unserer Musik ertönten, haben wir unsere Reise ins Unbekannte angetreten, völlig ausser Acht lassend, dass wir irgendwann einmal unseren Wolken-Zweisitzer mit der Welt da draussen teilen müssen», teilen Sascha Funke und Julienne Dessagne mit und klingen dabei wie zwei verknallte Teenager.
Doch hinter den Namen steckt nicht bloss ein Liebespaar – sondern mit Sascha Funke auch einer der grossen Techno-Veteranen Deutschlands, gefeierter Held der Zwischentöne im oft brachialen Business. Und seine Ehefrau, die Multiinstrumentalistin, Sängerin, Tänzerin und langjährige «Soma»-Labelverantwortliche Julienne Dessagne ist ebenfalls alles andere als ein unbeschriebenes Blatt.
Trotzdem ist seit einem Jahr für die beiden alles anders: seit nämlich im Flitterurlaub in Frankreich, wo sie spontan mit Haushaltsgegenständen zu musizieren begannen, «Saschienne» entstand. Ein Duo, dessen Name bereits darauf hinweist, dass da zwei zu einem zusammenwachsen und die Summe hier weit mehr als die Teile ergibt.
Mehr noch: Saschiennes Debüt «Unknown» konstruiert eine perfekte Balance zwischen Intimität und Club, steigert sich von kurzen, zarten Akkord-Skizzen zu epischen Breakdowns und schafft damit das seltene Kunststück, auf dem Dancefloor genauso zu funktionieren wie in der heimischen Stube.
Sascha Funke kennt sich bestens mit grossen Emotionen aus, machte er sich doch bereits 1999 mit «Campus», seinem Einstand beim Kölner Kultlabel Kompakt, einen Namen. Spätestens mit der Hymne «Mango» schuf er auf dem «Berlin Calling»- Soundtrack den legendären Gegenpol zu Paul Kalkbrenners Haudrauftechno.
Jetzt, wo der melancholische Maestro an diese Meisterwerke anknüpft, kehrt der verlorene Sohn auch ganz passend in den Schoss seines ersten Labels zurück: «Abgesehen davon, dass er der womöglich einzige Fan des 1. FC Kölns in ganz Berlin ist, zeigt sich Sascha seit den frühen Tagen von Kompakt als liebenswürdiger Freund, grossartiger Party-Kumpel, DJ, Produzent und Remixer», sagt Labelchef Michael Mayer, «wir freuen uns riesig über seine Rückkehr mit seinem neuen, romantischem Techno-Projekt Saschienne».
Nach 13 Jahren als Techno-Produzent hat Funke dank Julienne offenbar die Freude am experimentellen Musizieren wiederentdeckt: «Sie hat mir eine Tür geöffnet, die ich nie gesehen habe, und hinter der sich die Begeisterung und die Freiheit verbergen, die es mir erlauben, in völlig neue Richtungen zu gehen.»
«This Unknown keeps us together, brings us closer», lautet das passende Statement des Titeltracks zu Beginn des Albums, das einen seltenen Einblick in die fragilen Bande einer jungen, aber grossen Liebe ermöglicht – so dass man unweigerlich gespannt ist, wie sich diese Gefühle auf eine Bühne transformieren lassen. Zu hören ist das Resultat des Experiments am Freitag im Basler «Hinterhof».
- Hinterhof, Basel. Münchensteinerstr. 81. Freitag, 5. Oktober, 23 Uhr.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 05.10.12