Schliessung der Skulpturhalle als «unverantwortliche Schreibtischtat» gebrandmarkt

Freunde der Skulpturhalle Basel und Archäologen gehen auf die Barrikaden gegen den Beschluss der Regierung, die Aussenstelle des Antikenmuseums zu schliessen. Am Mittwoch überreichten sie eine Petition mit über 6500 Unterschriften.

«Unrealistisch und unverantwortlich»: Danielle Wieland-Leibundgut brandmarkte als Rednerin der Petenten den Regierungsratsbeschluss, die Skulpturhalle zu schliessen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Freunde der Skulpturhalle Basel und Archäologen gehen auf die Barrikaden gegen den Beschluss der Regierung, die Aussenstelle des Antikenmuseums zu schliessen. Am Mittwoch überreichten sie eine Petition mit über 6500 Unterschriften.

Der Widerstand gegen die Schliessung der Skulpturhalle Basel verstärkt sich. Begleitet von rund 50 zum Teil prominenten Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Altertumswissenschaften und von drei lebendigen klassischen Statuen übereichten Vertreter der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klassische Archäologie dem Basler Regierungsrat am Mittwochmorgen eine Petition gegen die «unverantwortliche Schreibtischtat», wie sie den Sparbeschluss der Exekutive brandmarken.

200’000 Franken soll das Antikenmuseum nach Auffassung der Basler Regierung ab 2017 sparen und dazu die Lokalität an der Mittleren Strasse vorübergehend schliessen. In der Antwort auf eine Interpellation von Grossrärtin Andrea Bolliger (SP) schreibt die Exekutive:

«Der Regierungsrat hat dabei deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Sammlung der Gipsabgüsse erhalten bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt (oder bereits heute) integriert im Antikenmuseum wieder zugänglich gemacht werden soll.» Und weiter: «Wie genau das Antikenmuseum den Sparauftrag umsetzt, ist in diesem Sinne dessen Direktion überlassen.»

Genannte Direktion hält ebenfalls an ihrem Standpunkt fest. Direktor Andrea Bignasca erklärt auf Anfrage: «Mit der Schliessung der Skulpturhalle samt Auslagerung der Gipse könnte ich tatsächlich das Problem finanziell beheben. Nur diese Lösung ist doch keine: Ich müsste vier Personen direkt entlassen und ich würde die Halle als Ausstellungsort verlieren.» Letzteres sei vor allem angesichts der kritischen Lage mit dem bevorstehenden Bau des Kunstmuseums-Parking ein «No-Go».

Bereits im Februar hatte Bignasca darauf hingewiesen, dass schon die Bauarbeiten zum Kunstmuseums-Erweiterungsbau für beträchtliche Erschütterungen im Antikenmuseum geführt hatten und er für die Arbeiten am Parking noch stärkere Beeinträchtigungen erwarte. Darauf ging auch Bolliger in ihrer Interpellation ein. Die Antwort der Regierung lautet lapidar:

«Der Regierungsrat hat zurzeit keine konkreten Hinweise bzw. Beurteilungsgrundlagen hinsichtlich der Bauarbeiten für das Parking zwischen Kunstmuseum und Antikenmuseum am St. Alban-Graben. (…) Der Regierungsrat lässt daher die möglichen Einschränkungen und deren Konsequenzen für beide Museen prüfen.»

Was das bedeutet, kann heute somit noch keiner sagen. Bignasca jedenfalls würde sich gerne die Option offenhalten, notfalls das Antikenmuseum zeitweise zu schliessen und die Skulpturhalle als alternativen Ausstellungsort zu nutzen.

Berri-Bau als unsichere Zukunftsperspektive

Immer wieder verweist der Regierungsrat in der Interpellationsantwort darauf, dass die Gipse aus der Skulpturenhalle später in die Sammlung des Antikenmuseums integriert werden können, wenn dieses ab 2023 in den Berri-Bau an der Augustinergasse umzieht. Dieser Umzug wiederum ist abhängig davon, dass der Neubau für das Naturhistorische Museum beim Bahnhof St. Johann realisiert wird – eine Voraussetzung, die heute noch nicht erfüllt ist.

Bignasca geht deshalb bei seinen Überlegungen auch von einem Worst-Case-Szenario aus, nämlich jenem, dass dieser Umzug nicht kommen wird. «Wenn ich nun die Gipse auslagere – was ausserdem hohe Kosten für Verpackung, Transport und Lagerung nach sich ziehen würde –, dann kann es sein, dass ich sie für immer in einem Depot irgendwo in der Stadt wegsperre. Denn es würde danach sehr schwierig und aufwändig, für die Gipse wieder einen öffentlichen Ausstellungsort wirklich zu finden, wenn wir die Halle an der Mittleren Strasse abgegeben haben.»

Er sei deshalb immer noch «dezidiert gegen eine Auslagerung der Gipse». Sie sollen am jetzigen Standort bleiben, im schlimmsten Fall halt hinter geschlossenen Türen. Da überlege er sich noch Möglichkeiten – beispielsweise, dass sie auf Anfrage noch geöffnet werden könne.

Petition mit über 6500 Unterschriften eingereicht

Darüber wiederum würden sich die Unterzeichner der Petition freuen, die am Mittwoch kurz vor Mittag mit über 6500 Unterschriften im Hof des Basler Rathauses der Regierung übereicht wurde. Zum Teil zumindest, denn die dezidierte Meinung der Petitionsverantwortlichen ist, dass es unverantwortlich sei, «diese Perle, dieses Unikum mit weltweiter Ausstrahlung» in der Versenkung verschwinden zu lassen, wie sich die Sprecherin der Petenten und ehemalige Präsidentin der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klassische Archäologie, Danielle Wieland-Leibundgut, ausdrückte.



Heimlicher Beobachter im Hintergrund: Guy Morin war nur ganz inoffiziell anwesend bei der Petitionsübergabe.

Heimlicher Beobachter im Hintergrund: Guy Morin war nur ganz inoffiziell anwesend bei der Petitionsübergabe. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Wieland-Leibundgut zeigte sich enttäuscht darüber, dass Regierungspräsident Guy Morin, trotz Zusage im März, wie sie sagte, nicht persönlich zur Übergabe der Petition erschienen ist. Ihr dürfte aber entgangen sein, dass Morin die Aktion von einem Fenster des Rathauses aus mehr oder weniger heimlich beobachtete. Die Basler Staatsschreiberin Barbara Schüpbach-Guggenbühl betonte als Vertreterin der Exekutive, dass es die Regel sei, dass Regierungsräte bei Übergaben von Petitionen im Hintergrund bleiben.

Die Göttin der Weisheit für die Regierung

Die Staatsschreiberin musste sich harsche Kritik am Regierungsratsbeschluss anhören. Wieland-Leibundgut brandmarkte den Schliessungsbeschluss als «unrealistisch und unverantwortlich» sowie als «typische Schreibtischtat». «Nur wer keine Ahnung von der Sache hat, kann einen solch laienhaften Entscheid fällen», sagte die Sprecherin der Petenten. Als Fachperson wisse sie, dass alleine das Verpacken von grossen Abgüssen klassischer Skulpturen viele 100’000 Franken koste. Sie frage sich, was hier am Schluss an Einsparungen übrigbleibe.

Bei der Übergabe der Petition im Rathaushof waren auch drei lebendige antike Skulpturen anwesend, das heisst Studierende, die sich aufwendig als Gipsabgüsse kostümiert hatten. Und neben dem Ordner mit den Unterschriftenbögen bekam Staatsschreiberin Schüpbach-Guggenbühl auch noch eine Büste der griechischen Göttin Athene überreicht. Die Göttin der Weisheit solle die Regierung beim Überdenken ihres Beschlusses die richtige Richtung weisen, meinte Danielle Wieland-Leibundgut.



Die Skulpturen werfen sich in Pose.

Die Skulpturen werfen sich in Pose. (Bild: Dominique Spirgi)

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